Schwerlastverkehr wird über den Nincoper Deich durch Rübke geleitet. Auch Forderung nach Tempo 30 geht ins Leere. Ortsvorsteher und Anwohnern des Nincoper Deichs graut es schon jetzt vor September.

Harburg/Rübke. Gute Nachbarschaft sieht anders aus. Der Schwerlastverkehr, der auf der Nincoper Straße (Obstmarschenweg) in Richtung Finkenwerder oder Francop unterwegs ist, wird an der Kreuzung Nincoper Straße/Nincoper Deich über den Nincoper Deich auf die Bundesstraße 73 geleitet. Von der B 73 aus sollen die Lkw dann nach Finkenwerder oder Francop fahren. Zuerst aber fahren sie auf dem Nincoper Deich auf niedersächsisches Gebiet durch den Neu Wulmstorfer Ortsteil Rübke. "Damit sind die Hamburger natürlich fein raus. Sie schicken einfach ihren Schwerlastverkehr auf unser Gebiet, und zwar ohne so etwas vorher mit uns abzusprechen", ärgert sich Heiner Schönecke. Schönecke ist CDU-Ratsherr in Neu Wulmstorf, Kreistagsabgeordneter und Landtagsabgeordneter in Hannover. Mit einer konstruktiven, nachbarschaftlichen Zusammenarbeit in der Metropolregion Hamburg, so der CDU-Politiker weiter, habe eine solche Verkehrsführung wenig zu tun.

Uwe Klindworth ist seit 2011 Ortsvorsteher von Rübke. Vor einiger Zeit hat Klindworth Post von Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) bekommen. In dem Brief habe Horchs Sekretär ihn, so Klindworth, wissen lassen, der Nincoper Deich auf niedersächsischer Seite sei nicht Hamburgs Problem. "Über eine solche Auskunft kann man sich schon ärgern. Zumal ich Herrn Horch wenige Wochen vorher auf einer Veranstaltung in Fischbek um Unterstützung gebeten hatte. Wir fordern seit Jahren ein Tempo 30 Limit auf dem Nincoper Deich durch Rübke, bekommen aber nur Absagen. Hamburg schließt seine Straßen für den Schwerlastverkehr und bei uns wackelt das Geschirr in den Schränken, wenn die Laster vorbei fahren", sagt Uwe Klindworth. Abgesehen vom Lärm und von den Erschütterungen an den Häusern, so Uwe Klindworth, "fahren uns die Lkw die Straßen und die Verkehrsinseln kaputt".

Dem Ortsvorsteher und den Anwohnern des Nincoper Deichs graut es schon jetzt vor dem September. "Dann haben wir hier auch noch den Baustellenverkehr für die A 26. Wie auf der übrigen Trasse bis Stade, wird auch hier erst mal ein Vorbelastungsdamm geschüttet. Wir wissen doch nicht, woher die den Sand zur Autobahn Baustelle anliefern. Wenn der auch noch über den Nincoper Deich transportiert wird, dann haben wir schlechte Karten", sagt Klindworth. Schon im Jahr 2010 hatte der Neu Wulmstorfer Gemeinderat ein Tempolimit für Lkw auf der Verbindungsstraße zwischen der Nincoper Straße und der B 73 gefordert.

Die Häuser an der Landesstraße 235 (Nincoper Deich) seien, so die Begründung der Politiker, wegen des moorigen Untergrundes auf Pfählen gegründet. Sie befürchteten durch die Schwingungen, die der Lkw-Verkehr verursache Schäden an den Häusern. Die Forderung lief bislang ins Leere.

Baulastträger der Landesstraße ist die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Lüneburg. Auf Anfrage des Abendblatts, teilt ein Behördensprecher mit, dass die Landesbehörde als Baulastträger bei einem Antrag auf Tempo 30 Limit zwar gehört werde. Antragsteller aber sei der Landkreis Harburg. Die Anforderungen, die erfüllt werden müssten, um bei einem solchen Antrag eine Chance auf Erfolg zu haben, seien sehr hoch.

Im vergangenen Jahr musste die Landesstraße saniert werden, weil sie schwere Schäden aufwies. Da standen sogar für einige Zeit Tempo-30-Schilder am Nincoper Deich. "Das Tempo musste wegen der Schäden reduziert werden. Die Schilder sollten bis zur Überprüfung der Sanierung bleiben, sind aber versehentlich vorher abgebaut worden, da die Sanierung noch nicht endgültig abgeschlossen ist. Die Schilder werden jetzt erst einmal wieder angebracht", erklärt Bernhard Frosdorfer. Aus Sicht des Kreises sei ein dauerhaftes Tempo-Limit für Lkw hier wohl sinnvoll, habe aber wenig Chancen, von der Lüneburger Behörde genehmigt zu werden.

Die Rübker fordern eine dauerhafte Reduzierung des Tempos. "Im Herbst 2012, als wir erfuhren, dass Hamburg auf seinem Abschnitt des Nincoper Deichs ein Tempolimit für Lkw einführt, haben wir noch mal einen Versuch gestartet, wieder ohne Erfolg. Die Lüneburger Behörde lehnte eine Reduzierung ab", sagt Jörg Schröder, Vertreter des Neu Wulmstorfer Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD). Die Begründung der Behörde: Der Nincoper Deich sei ausgelegt auf Schwerlastverkehr mit Tempo 50.