“Formula Student“-Team der Technischen Universität in Harburg will mit neuem Rennwagen an die Spitze. Das Entwicklungs-, Bau- und Rennteam der TUHH besteht aus mehr als 50 Studenten.

Harburg . Ein knappes Jahr nach der Vorstellung des ersten Elektro-Rennwagens hat das Formula Student-Team der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) am Wochenende im Audimax I an der Schwarzenbergstraße feierlich einen deutlich verbesserten neuen Rennwagen präsentiert. Das neue Modell soll in gut vier Wochen auf dem Hockenheimring bei der "Deutschen Formula Student Electric 2013" an den Start gehen.

Der Neue trägt als Namen die englisch ausgesprochene Buchstaben- und Ziffernfolge "egn13", wohinter sich die Jahreszahl und das Kunstwort "e-gnition" verbergen. Das "e" steht für Elektromobilität und der Rest für elektrische Zündung, "ignition".

Aber der Zündfunke, den das mehr als 50 Studenten zählende Entwicklungs-, Bau- und Rennteam der TUHH bereits vor zwei Jahren mit dem Bau des ersten Rennwagens aufblitzen lassen hat, scheint inzwischen schiere Begeisterung unter allen Beteiligten ausgelöst zu haben. Auch TUHH-Präsident Garabed Antranikian zeigte sich bei der Präsentationsfeier des neuen Boliden elektrisiert.

Er sagt: "Dieses Team macht bereits alles das, was sich unsere Uni zum Ziel gesetzt hat: Die grüne Technologie in den Mittelpunkt stellen, die Forschung und Zusammenarbeit mit Unternehmen organisieren. Ich freue mich sehr über dieses Projekt. Deutschlands Ressource ist die Bildung. Hamburg ist die schönste Stadt in Deutschland. Und die TUHH möchte Studenten zu besten Ingenieuren ausbilden."

Die Studenten ließen es bei der Fahrzeugpremiere mit Rauchschwaden, Musik, Film- und Lichtschau mächtig krachen. Sie hatten Vertreter ihrer gut 50 Sponsorenfirmen eingeladen. Und auch Freunde und Verwandte nahmen an dem Ereignis teil, das bis zuletzt organisatorische Höchstleistung verlangt hatte - beim Fahrzeugbau wie bei der Präsentation. Die Sponsoren, als Hauptsponsor wird der Chip-Spezialist NXP genannt, ermöglichten den Bau des neuen Rennwagens durch Material- und bautechnische Dienstleistungen im Wert von gut 135.000 Euro.

Der Vorjahres-Rennwagen, der als Erstlingswerk noch mit einigen konstruktiven und baulichen Schwächen auf dem Hockenheimring fuhr, belegte unter 32 Teams immerhin den 26. Platz. Hauke Becker, der technische Leiter des TUHH-Teams, sagte: "Wir fühlten uns damals wie Erstklässler". Den internationalen Konstruktions- und Rennwettbewerb Formula Student gibt es immerhin schon seit 2006. Da haben andere Teams schon viele Jahre Erfahrung sammeln können. Die ersten Elektro-Rennwagen waren 2010 am Start.

"Wir wollen keine Verbrenner, sondern Stromer", sagt Teamleiter Alexander Knitter. Und er kündigt an: "Wir wollen mit unseren Elektroautos schon bald ganz vorn sein und als Erste durchs Ziel fahren." Die TUHH solle nicht nur stark sein bei Luftfahrt und Schiffbau. "Wir können auch Auto", so Knitter. Aber trotz aller Berechenbarkeit von Stromstärke und Spannung mussten die angehenden Ingenieure beim Bau ihres egn13 kurz vor der Premiere erfahren, dass auch Elektroautos Verbrenner sein können. Bei der Montage der Akkubox war es nämlich zu einem Kabelbrand gekommen.

Der Brand hatte die aus leichtem Glasfaser-Verbundwerkstoff geformte Akkubox schmelzen lassen und dabei auch mehrere der 108 teuren Lithium-Eisenphosphat-Akkus zerstört.

Nun hofft das Team, in möglichst kurzer Zeit eine neue Box bauen und mit Akkus bestücken zu können. 360 Volt Gleichstrom liefern die 108 in Reihe geschalteten Akkus, die beiden Drehstrommotoren an den Hinterrädern bringen es auf je 30 Kilowatt Dauerleistung und kurzzeitige Spitzenleistung von 80 kW. Das bringt den Renner in weniger als vier Sekunden auf 100 km/h. Und eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 120 km/h ist auch zu erwarten.

Maschinenbau und Energietechnik-Student Max Bergmann, 26, Leiter des Bereichs High-Voltage-Akkubox, zeigt sich erfreut über die starke Unterstützung. "Wir werden rechtzeitig vor Hockenheim das Auto mit neuer Akkubox fahren und testen können." Beim Rennen werden in verschiedenen Wertungsprüfungen fünf Studenten mit dem egn13 fahren. Sie trainieren bereits auf Kartbahnen.

Die Studenten des Formula Student Teams - dieses Jahr hat sich die Anzahl der weiblichen Studenten auf acht Prozent verdoppelt - gehören insgesamt zwölf ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen an. Alle engagieren sich dabei neben dem eigentlichen Studium gelegentlich in Tag- und Nachtarbeit. Das Team ist wie eine Firma organisiert. Es gibt es nicht nur Rennwagen-Konstrukteure und Baugruppen, sondern auch Spezialisten für Finanzmanagement und zum Beispiel Marketing. Team-Sprecher Jan Mehnen: "Aus diesen Erfahrungen werden wir in unserem späteren Berufsleben noch schöpfen können."