In seinem Serienplot “Filmstadt“ portraitiert der Harburger Regisseur Dennis Albrecht das Fußvolk der TV-Branche. Premiere ist am 13. Juli im Harburger “Stellwerk“.

Deutschlands Hollywood ist Berlin. Das glaubt zumindest Melinda. Sie ist Schauspielerin, jung - und arbeitslos. Deshalb gibt sie ihr WG-Zimmer in Hamburg auf und macht sich in einem alten Audi 80 auf den Weg in die Hauptstadt. Melinda schafft es dann aber doch nur bis zu ihrer Schwester aufs Land. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Fahrer ihr bekannte Drehorte der Filmstadt Hamburg zeigt und damit den Berlin-Mythos ins Wanken bringt: die Soulkitchenhalle ("Soulkitchen") oder die Köhlbrandbrücke ("Absolute Giganten") stehen für erfolgreiche Hamburger Filmkunst.

Melinda geht es wie so vielen mehr oder weniger talentierten Mimen. Die Familie fängt die in der Glitzerwelt Gestrandeten auf, ausgespien von der Unterhaltungsindustrie wie lästige Kerne einer Wassermelone. Die junge Schauspielerin ist eine Hauptfigur in der unabhängigen Filmproduktion "Filmstadt", ein Serienplot in vier Teilen im TV-Vorabendformat. Regisseur, Drehbuchautor und Produzent ist Dennis Albrecht, 40, aus Harburg. Premiere hat "Filmstadt" am Sonnabend, 13. Juli, auf Kinoleinwand im Harburger "Stellwerk".

In seiner Dramödie über das Fußvolk der Filmindustrie erzählt der Harburger Filmemacher Anekdoten und Biografien aus seiner Branche. Er portraitiert die seltsamen Bewohner im Schatten der Glitzerwelt. Aus der Generation Praktikum ist mittlerweile die Generation Existenzangst geworden.

Da ist der Ex-Filmstudent George. Er hat ein cooles Studium gehabt. Aber jetzt steht er auf der Straße, hat keine Projekte und keine Aufträge. Weil George Filme liebt, beginnt er, in einer Videothek zu arbeiten. Täglich fachsimpelt er mit der Stammkundschaft am Tresen des Ladens und fühlt sich wohl dabei. Nur wenn er auf seine früheren Träume und den Karriereknick angesprochen wird, reagiert er gereizt.

Dennis Albrecht sind solche Biografien vertraut. Inspiration für das Drehbuch und seine Charaktere waren nicht selten Szenen und Stationen aus dem eigenen Leben. Der Filmproduzent hat selbst in einer Videothek gejobbt. "Es war eher wie in einer Eckkneipe", erinnert er sich. "Man hat Filme laufen lassen und am Tresen gequatscht." Auch Melindas Hoffnung, in Berlin ihren Platz in der Branche zu finden, kennt Dennis Albrecht aus dem eigenen Leben: "Ich habe meinen halben Freundeskreis nach Berlin verloren."

Während seine Protagonistin Melinda aber noch sucht, hat Dennis Albrecht seine Rolle in der Filmwelt gefunden. Als Beleuchter und Oberbeleuchter beim Norddeutschen Rundfunk setzt er prominente TV-Formate wie die Tagesschau oder die NDR-Talkshow ins richtige Licht und verdient so seine Brötchen. Seine Leidenschaft sind aber die eigenen Filme. "Mit Filmstadt will ich zeigen, dass ich auch eine Fernsehserie drehen könnte", sagt der Filmemacher aus Harburg.

Dazu hat Dennis Albrecht bekannte Gesichter aus dem deutschen Serienwald versammelt. Martin Reese spielt den in der Videothek abgetauchten George. Er hat bereits in TV-Produktionen wie "Bella Block" und "Küstenwache" mitgespielt. Die andere Hauptrolle hat er mit Stephanie Charlotta Koetz besetzt. Die Branche wurde 2005 auf sie aufmerksam, weil sie eine Hauptrolle in "Netto" spielte. Der deutsche Spielfilm erhielt den Max-Ophüls-Preis. Stephanie Charlotta Koetz hat der Melinda, die sie in "Filmstadt" verkörpert, noch mehr voraus: Sie hat in Hamburg Medizin studiert.

Mit Hilfe skurriler Nebenfiguren bringt Dennis Albrecht Komik in die "Filmstadt". Da ist der Edelkomparse, der stolz darauf ist, dass ihn Tom Cruise angerempelt und als "Arschloch" bepöbelt hat. "Er fand's toll, weil es eben Tom Cruise war", sagt Albrecht, was in der Filmbranche zählt. Niklas Osterloh spielt einen selbstverliebten Regiestudenten, Ulrike Kargus eine junge Schauspielerin bei einem Castinggespräch. Beide sind aus der Telenovela "Rote Rosen" bekannt.

Dennis Albrecht und sein Hauptkameramann Guido Möller haben die Szenen zu "Filmstadt" in ganz Hamburg gedreht. Die Videothek ist der "Filmgarten" in der Grindelallee. Das Afterwork-Café-Trinken der Filmleute hat er im Museum Elbinsel Wilhelmsburg inszeniert. Kulisse für das Castinggespräch im Film war die Pizzeria Mercato in Harburg. Schafft es "Filmstadt" ins Fernsehen? Dennis Albrecht wird seinen Serienplot dem NDR vorlegen. Aber Fernsehen geht mittlerweile auch anders, sagt der Harburger Filmemacher: "Unabhängiges Fernsehen ist heute im Internet möglich."

Im Herbst wird "Filmstadt" im Internet zu sehen sein. Vorher geht die bissige Medien-Dramödie auf Tour in mehrere kleine Kinos.

"Filmstadt", Premiere am Sonnabend, 13. Juli, 20 Uhr, im "Stellwerk" im Harburger Bahnhof. Der Eintritt ist frei.