Die Provinzial Rheinland sucht als Bauherr eine rasche Lösung für die Fertigstellung des Harburger Schloßinsel-Projekts. Projektentwickler: “Derzeit ruhen die Bauarbeiten zu 95 Prozent.“

Harburg. Das Mitte vergangener Woche beantragte Insolvenzverfahren des österreichisch-spanischen Baukonzerns Alpine sorgt neben unvollendeten Autobahn-Baustellen auch für Stillstand im Harburger Binnenhafen. Hier ist die Alpine Bau Deutschland AG als Generalunternehmen schon seit Ende 2010 mit dem Wohnungsbauprojekt "Marina auf der Schloßinsel" befasst. Wie es jetzt weiter gehen soll steht noch in den Sternen. Aber der Bauherr des gut 70 Millionen Euro teuren Projekts, die Düsseldorfer Provinzial Rheinland, erklärte gestern: "Das Bauprojekt auf der Schloßinsel wird fertiggestellt".

Das aus insgesamt sieben Häusern mit Namen Ocean, Sun, Marine, Beach, Sky, Park und dem Turm Pearl bestehende Gebäude-Ensemble zählt insgesamt 162 Wohneinheiten von denen gut 40 Prozent bereits verkauft oder vermietet sind. Aber nicht alle Käufer oder Mieter konnten bislang auch einziehen, weil das Projekt Marina auf der Schloßinsel nicht fristgerecht fertiggestellt worden ist. Sie mussten sich übergangsweise andere Quartiere suchen, was ihnen zusätzliche Kosten bereitete. Eigentlich war die komplette Fertigstellung für den Beginn der Internationalen Bauausstellung am 23. März angekündigt.

Projektentwickler Frank Lorenz sagte gestern, dass der Gebäudekomplex zu 85 Prozent und die Außenanlagen zu 50 Prozent fertiggestellt seien. Lorenz: "Derzeit ruhen die Bauarbeiten zu 95 Prozent." Schon zu Jahresbeginn seien erste Schwierigkeiten bei Alpine erkennbar geworden. Arbeiten verzögerten sich. Noch Ende vergangenen Jahres lag der Bau im Zeitplan und Lorenz hatte die ersten Bewohner begrüßen können. Dazu zählte auch die Unternehmensberaterin Corinna Pommerening. Sie sagt: "Hier gibt es noch immer nicht das exzellente Wohnen, das uns versprochen worden ist. Ich blicke auf Gerüste, die Tiefgarage ist noch nicht zu benutzen, seit Monaten laufe ich mit meinen Businessklamotten durch Baumaterial. Das ist ein unzumutbarer Zustand. Von der Hausverwaltung sind wir immer wieder beruhigt worden. Nun befinde ich mich wieder in der Findungsphase und suche nach einer anderen Wohnung."

Am Gerüst hängt auch ein Transparent der Kita "Elbpiraten Hamburg", die zum 15. Juli eröffnen wollte. Geschäftsführer Olaf Rohmann: "Das ist sehr ärgerlich, weil wir bereits zehn Verträge mit Eltern abgeschlossen hatten. Es schadet auch unserem Ruf als Kita, wenn wir die Verträge nicht einhalten können." Die Kita Elbpiraten zieht nun in das Bauprojekt "Wohnen am Hafencampus", das Anfang 2014 nahe Schellerdamm fertiggestellt werden soll. Auch der Gastronomie-Betreiber Café Vero aus Pinneberg weist mit einem Schild auf seinen Einzug hin. Der war bereits für Februar geplant.

"Das Insolvenzverfahren der Alpine hat uns zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt getroffen", sagt Jan-Ole Behrens, bei der Provinzial Rheinland Geschäftsführer der Projekt-Gesellschaften, "das Projekt befindet sich bereits auf der Zielgeraden. Wir sind von der Entwicklung sehr betroffen. Wir werden deswegen alles dafür tun, damit das Bauvorhaben zügig zum Abschluss gebracht wird. Wir befinden uns in intensiver Abstimmung mit den Projektbeteiligten, zudem haben wir bereits den direkten Kontakt zu den Mietern und Eigentümern aufgenommen, um für sie pragmatische und schnelle Lösungen zu finden."

Die Provinzial Rheinland finanziert das Bauvorhaben und bleibt Eigentümer bis zum Verkauf der Eigentums- und Mietwohnungen.

Das Bauprojekt Marina auf der Schloßinsel gehört auch zu den Förder- und Vorzeigeprojekten der diesjährigen Internationalen Bauausstellung (IBA). Die Harburger IBA-Projektleiterin Karen Pein bedauert die Alpine-Pleite und die Bauverzögerungen. Sie sieht durch die Insolvenz des Alpine-Konzerns keine finanziellen Probleme für die Stadt. "Hamburg finanziert die IBA.

Gefördert werden unter anderem energetische Standards sowie die Öffnung des neuen Wohnquartiers für die Öffentlichkeit. Dazu gehören die Wege zum Wasser oder auch die Steganlagen. Der Strukturwandel für die Schloßinsel ist eingeleitet. Und ob ein Bauprojekt drei Monate früher oder später fertig wird, spielt am Ende keine Rolle. Bei Besichtigungen auf der Schloßinsel stellen wir bei Besuchergruppen großes Interesse fest, auch wenn noch nicht alles fertiggestellt ist."

Die Schloßinsel gehörte bis 2010 zum Hafengebiet. Der Bezirk Harburg übernahm danach die Verwaltung von Hamburg Port Authority (HPA). 2002 hatte Hamburgs damaliger Bürgermeister Ole von Beust dem Bezirk die städtebauliche Nutzung der Schloßinsel zugesagt.