Die Gemeinde zeichnet Schüler der Estetalschule für das Projekt “Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ aus.

Hollenstedt. Eine Aktion, die vielen in unangenehmer Erinnerung geblieben ist, gab den Ausschlag. Vor zwei Jahren hatten Unbekannte an Fenstern und Außenwänden der Estetalschule in Hollenstedt Aufkleber mit rassistischen Parolen angebracht und rechtsextremistische Sprüche an Wände und auf den Fußboden gesprayt. Die Schüler waren empört. Ihre Schule so beschmiert zu sehen, tat weh. "Das war richtig Sachbeschädigung", regt sich Leon, 16, aus Drestedt noch heute auf.

Sobald der erste Bus die Schüler damals früh am morgen ausspuckte, machten sich die Schüler freiwillig daran, die Aufkleber abzukratzen. Die Lehrer beschlossen, ein Zeichen zu setzen und brachten das Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" auf den Weg. Dafür zeichnet die Hollenstedter Gemeinde die Estetalschule jetzt mit dem Bürger- und Umweltpreis aus. "Uns als Gemeinde ist es wichtig, dass Jugendliche heute Mut und Herz zeigen und nicht wegschauen", begründet Gabriele Behrens von der Gemeinde Hollenstedt die Preisverleihung. Heute Abend werden die verantwortlichen Schüler und Lehrer offiziell im Rahmen einer Feierstunde geehrt. Die erste Hürde für den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" hatte die Schule mit insgesamt rund 470 Schülern schnell genommen. Voraussetzung war, dass mindestens 70 Prozent der Schüler, Lehrer und Mitarbeiter das Projekt befürworten. "Alle haben gleich unterschrieben", erinnert sich Enno, 15, aus Wenzendorf, der damals mit der Unterschriftenliste von Klasse zu Klasse ging. Mehr als 80 Prozent stimmten am Ende zu. "Damit haben sich die Schüler verpflichtet, respektvoll miteinander umzugehen und keine Mitschüler auszugrenzen", sagt Christine Hinck, 42. Die Lehrerin ist gemeinsam mit ihrer Kollegin Hanne Podloucky, 28, für die Umsetzung des Projekts verantwortlich. In der ersten Projektwoche, die die Schule zum Thema Rassismus und Courage veranstaltete, hinterließ besonders der Selbsttest, dem sich die Schule unterzog, einen bleibenden Eindruck bei den Kindern Jugendlichen. Sina, 16, aus Hollenstedt und ein paar andere eingeweihte Jugendliche taten so, als zettelten sie einen Streit an. Sie schrien sich an, schubsten sich oder wurden auf andere Art und Weise handgreiflich, um zu prüfen, ob andere Schüler eingriffen. Das Ergebnis: Test bestanden. Es fand sich immer jemand, der half und einen Lehrer hinzuzog.

Als "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" hat sich die Estetalschule verpflichtet, jedes Jahr das Thema Rassismus in Form eines Projekttags oder ähnlichem aufs Tableau zu heben. Horst Fuhrmann, ehemaliger Leiter der Schule, ist Pate des Projekts.

Dass die Schule jetzt für den Titel ausgezeichnet wird, macht Hinck stolz. "Es ist schön, dass wir eine solche Würdigung bekommen." Schulleiter Hauke Brinckmann, 40, hat schon jetzt nur ein Jahr nach Einführung des Projekts einen Wandel bei den Schülern festgestellt. "Sie waren schon vorher sensibilisiert, aber jetzt noch mehr." Wenn irgendetwas im Zusammenhang mit Rassismus passiert, scheuen sich die Schüler nicht, es auch anzusprechen.