Am Luhe-Gymnasium trommeln und tanzen die Schüler während eines Projekttages und lernen viel über den zweitgrößten Kontinent

Roydorf . "Mama Halima - anasonga ugali." Bildungsreferent Jigal Beez, 43, singt den Schülern der Klasse 9 b ein Lied in der afrikanischen Sprache Suaheli vor. Die Mädchen und Jungen des Luhe-Gymnasiums im Winsener Ortsteil Roydorf singen nach. Es ist ein einfaches Kinderlied über Frau Halima, die den traditionellen Ugali, den Maisbrei, umrührt.

An diesem Tag haben fast alle der 850 Schüler des Luhe-Gymnasiums keinen traditionellen Unterricht - nur die Elftklässler müssen lernen, weil das Schuljahr so kurz war. Dieser Tag ist "Afrika-Tag" am Luhe-Gymnasium. Die Schüler tanzen und trommeln, sie gehen in Workshops und lernen über "Kenia und Menschenrechte", über "Gemeinsam für Afrika: Fairer Handel - wen macht die Banane krumm?", über "HIV - Aids in Afrika" und wie junge Europäer helfen sowie über "Kirche in Afrika". Das Thema der Klasse 9 b an diesem Tag heißt "Kindheit in Afrika". Referenten sind Jigal Beez von der Organisation Bildung trifft Entwicklung und seine Frau Chinta Musundi-Beez, 42, sie stammt aus Kenia.

Die Roydorfer Schüler spalten und raspeln eine Kokosnuss, sie essen das Fruchtfleisch von Tamarinden (Sauerdatteln), sie bauen mit Chinta Musundi-Beez Fußbälle: aus Zeitungspapier, um das Plastik mit einem Band herumgeschnürt wird. Und sie stellen Fragen: "Was spielen die Kinder in Kenia?" - Antwort der Referenten: "Fußball und Karten" -, "werden viele Menschen entführt?" - "nicht mehr als in Deutschland" -, "werden die Mädchen beschnitten?" - "weniger als zehn Prozent" - und ab wann sind die Jugendlichen volljährig?" - "ab 18 Jahren".

Die Schüler nennen Vorurteile über Afrika: "nur Wüste, noch immer Sklaverei, nur Armut, nur Diktaturen" und erfahren über Vorurteile, die Afrikaner gegenüber Europäern haben: "Europäer sind Weicheier, sie können keine Wasserkanister tragen, waschen sich wenig und können nicht tanzen."

Besonders eifrig bei der Sache sind die Mädchen und Jungen im Forum der Schule. Sie trommeln mit Mitgliedern der Formation Black & White, die aus Kenia, Ghana und von der Elfenbeinküste stammen. Die Frauen und Männer von Black & White sind mit einem Kleintransporter angereist und haben 80 Trommeln mitgebracht. Sie trommeln, singen, tanzen und diskutieren mit den Schülern. Das Trommeln und das Tanzen macht den Roydorfer Schülern sehr viel Spaß. "Die Schüler musizieren nicht nur klassenübergreifend. Sie bekommen auch einen intensiven Bezug zu den afrikanischen Rhythmen, weil die Referenten ihre eigenen Lebensgeschichten einfließen lassen", sagt der Musik- und Französischlehrer Alois Belter, 39.

Einige Resultate des Afrika-Tags wie Collagen und Textproduktionen werden auch auf einer feierlichen Veranstaltung des Gymnasiums am 23. August zu sehen sein. Dann wird das Luhe-Gymnasiums zur mitarbeitenden Unesco-Projekt-Schule ernannt. "Unser Ziel ist es, eine anerkannte Unesco-Projekt-Schule zu werden", sagt die stellvertretende Schulleiterin, Bettina Fees-McCue, 50.

Viele der Unesco-Leitziele entsprechen den Zielen des Luhe-Gymnasiums und werden im Unterricht in vielfältiger Form thematisiert: wie etwa die Einhaltung der Menschenrechte, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein, fairer Handel, Toleranz sowie der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit.

Schon jetzt setzt sich das Luhe-Gymnasium für die Bedürftigen ein: Schüler werfen Pfandflaschen, die sie von zu Hause mitbringen, in einen gelben Sack. Mit dem Pfandgeld soll in Kenia eine Zisterne gebaut werden, um die Wasserversorgung zu verbessern. Keniasche Frauen werden die Zisterne in Eigenarbeit errichtet. Die Materialkosten betragen rund 9000 Euro.

Der Roydorfer Afrika-Tag orientierte sich auch an der Kampagne "Dein Tag für Afrika" - eine bundesweite Aktion für Schüler jeden Alters und aller Schulformen. Schüler gehen an einem Tag im Schuljahr anstatt zur Schule arbeiten und spenden ihren Lohn für Bildungsprojekte in drei afrikanischen Ländern.