Eine Glosse von Dagmar Willems

Großer Hut, runder Kopf, erst leuchtend rot, dann grün. Kein Zweifel: Ost-Ampelmännchen! Ost-Ampelmännchen? In der Hansestadt!? Bei Streifzügen durch Berlin zaubert die bauchige Variante unserer hageren Ampelfigur auch nach mehr als zwei Jahrzehnten deutscher Einheit ein Schmunzeln auf das Gesicht.

An der Fußgängerampel vor der S-Bahnstation Wilhelmsburg aber irritiert die fremde Figur. Was hat es damit auf sich? Ist es ein Spiel mit dem Kultfaktor, der den Ost-Ampelmännchen mittlerweile anhängt? Ist es eine kostensparende Wiederverwertung der im immer dünner besiedelten Osten überflüssig gewordenen Ampelanlagen?

Oder markiert die Figur gar auch in Hamburg auf subtile Art einen Sektorenwechsel - nicht mehr zwischen West und Ost, sondern zwischen den gewachsenen Stadtteilen und dem am Reißbrett entstandenen IBA-Gelände sowie der umzäunten Internationalen Gartenschau? Das Symbol stimmt nachdenklich, auch wenn hier sicherlich niemand die Absicht hat, eine Mauer zu errichten.