In der Montagausgabe, 10. Juni, veröffentlichten wir ein großes Interview mit dem katholischen Schuldezernenten Volker Reitstätter zur Schließung der Katholischen Schule Neugraben (KSN). Seitdem erreichte uns eine Fülle von Leserbriefen zum Thema, die wir auf dieser Seite zusammengefasst haben.

Betriebswirtschaftliche Fehler

Unfassbar! Erst 2008 wurden die Schulgebäude der KSN vom Schulverband gekauft. Und jetzt will der Schulverband die Schule auslaufen lassen? Das passt nicht zusammen. Nicht die nötigen Investitionen gefährden das katholische Schulsystem in Hamburg, sondern die betriebswirtschaftlichen Fehler die der Verband zulasten der Schüler und des ganzen Stadtteils macht.

Anna Wanierke

Alle Kinder erreichen

Herr Thissen, Sie sind stolz auf die besondere Leistung der Hamburger katholischen Kirchengemeinden, ein dichtes Netz von 21 Schulen für das gesamte Stadtgebiet gebildet zu haben? Ihnen sind alle Menschen wichtig? Da ist es nicht zu verstehen, wieso jetzt nur für Kinder katholischer Konfession Plätze auf den katholischen Schulen Hamburgs erhalten werden sollen. Wie können Sie mit den weißen Flecken auf der Landkarte, die Herr Reitstätter in Kauf nehmen will, noch gut schlafen? Wollen Sie mit dieser Entscheidung in Erinnerung bleiben? Überdenken Sie Ihre Ziele! Zukunftsfähig kann die katholische Kirche in Hamburg nur bleiben, wenn Sie alle Kinder erreichen.

Christel Kötzing

Schlag ins Gesicht

Herr Reitstätter mag ja aufgrund seiner Ausbildung und Berufserfahrung ein begnadeter Zahlenjongleur sein und auch aus diesem Grund seinen jetzigen Posten haben. Dass aber christliche Basisarbeit dort gemacht werden muss, wo es am nötigsten ist, scheint er noch nicht zu wissen, oder vergessen zu haben. Eine christliche Einrichtung in einem sozial benachteiligten Stadtteil zu schließen ist ein Armutszeugnis für den katholischen Schulverband und die katholische Kirche. Es ist eben für viele hier Lebende auch rein finanziell nicht möglich drei Stationen mit der S-Bahn zu fahren. Wobei es sich bei diesen drei Stationen auch noch um eine der gefährlichsten Teilstrecken in Hamburg handelt. Mit der Aufgabe der KSN erhält die Region Süderelbe mal wieder einen Schlag ins Gesicht.

Suzana und Melanie Antolak

Signal gegen den Süden

Leider hat mich die Überschrift des Artikels "20 Millionen Euro für den Süden" in die Irre geführt. Mit dem Beschluss des Schulverbands, die Katholische Schule Neugraben zu schließen, wurde ein klares Signal gegen, statt für den Süden gesetzt. Der erwähnte weiße Fleck auf der Landkarte wuchert zu einer weißen Fläche im Süderelberaum. Während die Politik Hamburgs Süden fördert und ausbaut, gibt die katholische Kirche ganz offensichtlich den Süden auf.

Axel Bauer

Absolutes Armutszeugnis

Seltsam, dass die angeblich für den Erhalt der KSN benötigte Summe von 20 Millionen genau die ist, die auch für zukünftige Pensionszahlungen des Schulverbands benötigt wird. Ist die KSN jetzt das Opfer, das für die schlampigen Vorsorgeregelungen gebracht werden muss? Oder würde der Verkauf des Grundstückes, auf dem die Neugrabener Schule steht, die fehlenden 20 Millionen bringen? Wenn Sie tatsächlich der Meinung sind, eine Schule muss für die leere Pensionskasse geschlossen werden, dann ist das wirklich ein absolutes Armutszeugnis für die katholische Kirche und deren Schulverband.

Und warum schließen Sie ausgerechnet eine Schule im Süden, wovon gleich mehrere Stadtteile betroffen sind? Ihr weißer Fleck ist kein Fleck, sondern eine riesige weiße Fläche. Der gesamte Süderelberaum wird nachhaltig davon betroffen sein. Sieht so eine sinnvolle, nach Aktenlage wohlwollend geprüfte Weiterentwicklung der katholischen Schulen in Hamburg aus?

Dennis Kremer

Christliche Nächstenliebe?

Ist es christliche Nächstenliebe im Sinne der katholischen Kirche, wenn man eine Schule für 700 Schüler opfert, um Gelder für 20 andere Schulen freizumachen, um diese zu Hochglanzbildungsstätten umzuformen? Es wurde offensichtlich nie darüber nachgedacht, welche Investition an den einzelnen Schulen zurückgestellt oder verschoben werden können, um alle Schulen weiter bestehen lassen zu können.

Manuel Martens

Schieflage programmiert

Herr Reitstätter, von welchen Flecken sprechen Sie? Hier geht es um eine von drei Schulen im Süderelberaum auf einer Fläche von zirka 130 Quadratkilometern. Diese drei Stadtteilschulen haben ein gemeinsames Gymnasium, wovon jede der Schulen eine Klasse stellt. Wurden auch diese Folgen bedacht? Die Schieflage ist programmiert. Und dürfen im Südwesten Hamburgs ab jetzt nur noch die ganz reichen und von Ihnen ausgesuchten Kinder mit katholischer Konfession eine katholische Schule besuchen? Bildung sollte niemals eine Frage des Geldbeutels sein.

Vera Sudin

Spareffekt fraglich

Wenn Herr Reitstätter sagt, dass auch nach der Schließung der KSN weiterhin jedes Kind katholischer Konfession die Möglichkeit bekommt, dann nimmt er damit billigend in Kauf, dass Kinder anderer Konfessionen systematisch ausgegrenzt werden. Von den rund 700 Schülern der KSN sind etwa 60 Prozent katholisch. Das heißt, 420 Schüler müssen auf andere Schulen umverteilt werden, die selbst bereits voll ausgelastet sind. Diese Umverteilung kann daher nur funktionieren, wenn die Schüler auf viele katholische Schulen im gesamten Stadtgebiet umverteilt würden. Von drei Haltestellen kann dann keine Rede mehr sein. Ich würde mal behaupten, diese Schulen werden dann ein höheres Budget beantragen, da sie aufgrund des Schüleransturms weitere Klassen einrichten müssten. Und so am Ende gar nichts eingespart wird.

Szyman Gosciniak

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