Zukünftiger Mieter Stefan Deerberg weist Vorwürfe der Fernseh-Produktionsfirma zurück

Lüneburg . Nachbarn sind sie seit zwei Jahren. Jetzt scheint das Nachbarschaftsverhältnis vergiftet zwischen dem Fernsehstudio und dem Versandhandel an der Lüneburger Lilienthalstraße im Gewerbegebiet Hafen. Die Firma Deerberg zieht nächstes Jahr in die Hallen der "Roten Rosen" - und der Chef sieht sich deswegen in die Rolle des Sündenbocks geschubst, die er ganz und gar nicht spielen will.

"Ein Umzug ist für jeden Betrieb übel", sagt Stefan Deerberg gegenüber dem Abendblatt. "Aber die ,Roten Rosen' haben es versäumt, rechtzeitig ihren Mietvertrag zu verlängern." Er habe gegenüber dem Vermieter Deutsche Real Estate bereits vor zwei Jahren sein Interesse an einem langfristigen Vertrag sowie einer Vergrößerung der Fläche bekundet.

Er selbst habe keinerlei Vertragsverhältnis mit dem Studio, betont Deerberg, sondern sei ein gleichberechtigter Mieter der Real Estate wie die Produktionsfirma auch. Von Seiten der Studio Hamburg Gruppe hatte es jüngst anders geklungen: Dass die Firma Deerberg Hauptmieter und die "Roten Rosen" Untermieter seien. Deerberg dazu: "Wir wollen niemanden hinausschmeißen. Wir sind erst ab Oktober 2014 Hauptmieter, wenn wir in die Hallen ziehen."

Auch dass es keine Signale gegenüber dem Studio gegeben habe, weist Deerberg zurück. Im Gegenteil habe er mehrfach intensive Gespräche geführt und sein Interesse an den Hallen bekundet, die direkt an die von ihm gemietete Fläche grenzen.

Er selbst habe mehr als ein Jahr lang Alternativen geprüft "Ich habe 28.000 Euro an Architektenleistungen aufgewendet", sagt der Firmenchef und fügt hinzu: "Und zwar ohne einen Euro Fördermittel. Ich bin der Einzige, der hier bisher in die Tasche gegriffen hat." Der NDR-Intendant Lutz Marmor hatte wie berichtet Unterstützung beim Umzug gefordert.

Die Prüfung habe ergeben, dass die Zentralisierung seiner derzeit drei Standorte auf den einen in Lüneburg die wirtschaftlichste Variante sei, so Deerberg. Er habe in die Lilienthalstraße bereits mehr als eine Million Euro investiert, zudem leide der Betrieb unter der aktuellen Verteilung auf drei Standorte. "Ich habe die Verantwortung für mehr als 400 Mitarbeiter und treffe meine Entscheidungen für sie und das Unternehmen. Die Alternativen hätten uns sieben bis zehn Millionen Euro gekostet, das kann sich unser Betrieb nicht leisten."

Die Versandhandelsfirma Deerberg, spezialisiert auf Kleidung und Schuhe, bringe der Stadt einen prosperierenden Betrieb ein: Der Versandhandel hat nach seinen Angaben den Umsatz in den vergangenen drei Jahren auf 50 Millionen Euro verdoppelt und will ihn in den nächsten Jahren noch einmal verdoppeln. "Das heißt auch, dass wir weitere Mitarbeiter am Standort Lüneburg einstellen. Und auch wir werben in unseren bundesweiten Katalogen positiv für die Stadt." Zudem öffnet Deerberg noch in dieser Woche eine betriebseigene, kostenlose Ferienbetreuung für Mitarbeiterkinder - in der Lilienthalstraße.