Der BUND ruft mit “Abenteuer Faltertage“ wieder zur bundesweiten Zählaktion heimischer Schmetterlinge auf. Öffentlichkeit soll für Naturschutz sensibilisiert werden.

Stade/Buxtehude. Nach Regen, Sturm und kühlem Frühjahr fliegen sie wieder: Die Gaukler der Lüfte erobern wieder Gärten und Parks, Heiden und Moore und sogar an Feld-, Wald- und Wiesenrainen sind die Spinner und Spanner, Wickler und Dickköpfe, Schwärmer und Bohrer wieder aktiv. Und natürlich auch die großen Edelfalter, von denen allerdings viele heute, wie etwa der Trauermantel, der Große Eisvogel oder der Schillerfalter, Seltenheitswert haben.

In der artenreichen Insektenwelt sind die Tagfalter, die Mutter Natur mit technischer Perfektion und fantasievollen Form- und Farbdesigns ausgestattet hat, Inbegriff für Sommerwonne und elegante Leichtigkeit.

Wie die Menschen mit bedachter Gartengestaltung den vielfach bedrohten Schmetterlingsarten ein Stück Lebensraum erhalten können, um sie vor weiterer Ausrottung zu bewahren, zeigen die Mitarbeiter vom BUND in der Kampagne und Broschüre "Schmetterlinge schützen".

"Und wir laden wieder ein, bei den Faltertagen mit der Zählaktion selbst aktiv zu werden", sagt Monika Monika Niemeyer vom BUND in Stade. Dabei sollen auch im Landkreis Stade bis zum 31. Oktober zehn bestimmte Falterarten gezählt werden und auch Schmetterlinge, die nicht auf dem Zählbogen aufgeführt sind.

Im Rahmen der Aktion "Abenteuer Faltertage" sammelt der BUND Informationen zum Bestand von zehn noch weit verbreiteten Schmetterlingsarten. Die gesammelten Daten werden am Ende der Saison wissenschaftlich ausgewertet. Gleichzeitig soll auch auf die Bedrohung der Falter hingewiesen und die Öffentlichkeit für den Naturschutz sensibilisiert werden, so Niemeyer. Denn inzwischen stehe ein Großteil der rund 3700 heimischen Schmetterlinge auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Von den 1033 Schmetterlingsarten auf der Roten Liste in Niedersachsen sind zwei Drittel akut gefährdet. Weil ihnen immer mehr natürlicher Lebensraum genommen wird, bleibt ihnen vielerorts nur noch ein Platz auf der Roten Liste.

"Das Dilemma besteht seit Jahren. Viele jüngere Leute kennen auffällige Tagfalterarten wie Trauermantel oder Schwalbenschwanz gar nicht mehr, weil sie kaum noch anzutreffen sind", sagt Nehle Hoffer, Schmetterlings-Expertin beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). "Die Entwicklung der Bestände ist desaströs, nur etwa ein Drittel der Falterarten hält sich gleichbleibend, nach aktueller Datenlage geht es zwei Drittel aller Schmetterlinge so schlecht, dass sie als akut bedroht gelten", sagt die Umweltwissenschaftlerin.

Auch Achim Stolz, Pressesprecher der Direktion des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) in Hannover, sagt: "Generell gilt, dass es die Falter schwerer haben, je mehr Landschaft verbraucht wird." Moderne Technik in der Land- und Forstwirtschaft, massiver Einsatz von Pestiziden, die Zersiedelung der Landschaft, zunehmend zugebaute Natur oder "wie Wohnzimmer aufgeräumte" Gärten seien Ursachen.

Wie die Bestände teilweise dramatisch zurückgehen, zeigen Erhebungen von BUND und Nabu Deutschland gleichermaßen. Seit 2005 koordiniert das Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) ein bundesweites Tagfalter-Monitoring, an dem auch der Nabu mitwirkt. Dort sind rund 80 Prozent einheimischer Tagfalterarten auf der Roten Liste erfasst, über die auch das Bundesamt für Naturschutz unter www.bfn.de ausführlich informiert.

"Unsere Schmetterlinge leiden unter dem Verlust ihrer Lebensräume", sagt auch Niemeyer. Wer im eigenen Garten auf Pestizide verzichtet und schmetterlingsfreundliche, heimische Blumen pflanzt, auch mal Brennnesseln oder Disteln stehen lässt, kann kleine Schmetterlingsoasen entstehen lassen, so Niemeyer. Zu den Blumen, auf die Schmetterlinge von Admiral bis Zitronenfalter fliegen, gehören Nachtkerze, Fuchsie, Blutweiderich, Weidenröschen oder Schmetterlingsflieder.

Beim "Abenteuer Faltertage" können die Teilnehmer per Zählbögen ihre Beobachtungen melden. Aus dem Internet kann der bebilderte Zählbogen heruntergeladen werden. Zählbogen und Informationsheft sind auch beim BUND in Stade, im Hans-Kelm-Haus, Am Bohrfeld 8, erhältlich. Die Mitarbeiter sind dort während der Büro-Öffnungszeiten montags bis donnerstags von 14 bis 17 Uhr unter 04141/633 33 erreichbar. Telefonisch kann der Zählbogen unter Telefon 030/27 58 64 42 bestellt werden.

www.bund.net/faltertage