Beim Versuch, das Problem im Steinbachtal in den Griff zu bekommen, geht die Stadt Buchholz kuriose Wege und setzt auf ein Vergrämungsmittel.

Holm-Seppensen. Schon lange sorgen die Wildschweine im Holm-Seppenser Steinbachtal für Probleme. Sie durchwühlen die Gärten der Anwohner und sind vor allem dann nicht ungefährlich, wenn sie in Panik geraten. "Es muss endlich etwas geschehen", hatten Lothar und Henni Rehfeldt kürzlich im Abendblatt gefordert und damit den Wunsch vieler Bewohner des Buchholzer Ortsteils formuliert. Ihr Wunsch ist jetzt erhört worden: Mit Hilfe des Wildvergrämungsmittels Hukinol soll das gute Dutzend Tiere vertrieben werden. Dabei handelt es sich um nichts anderes als konzentrierten Menschenschweißgeruch. Sollte das immer noch keinen Erfolg bringen, ist im Herbst eine Drück- oder Treibjagd geplant, bei der die Wildschweine aus dem Steinbachtal herausgelenkt werden, um sie anschließend zu erlegen.

Das Problematische am Steinbachtal ist nämlich, dass das Gebiet ein sogenanntes befriedetes Gebiet ist, in dem Jäger nicht schießen dürfen. Ein möglicher Eingriff muss mit dem Naturschutzamt des Landkreises, dem Veterinäramt und der Stadt Buchholz abgeklärt werden, erst dann können die Jäger handeln. Hatte Kreisjägermeister Norbert Leben zunächst noch die Möglichkeit eines "Sauenfangs" in Betracht gezogen - einer Lebendfalle aus Holz oder Metall -, wurde diese Idee letztlich wieder verworfen. "Eine solche Falle ist nicht ganz unkompliziert", sagt Buchholz' Erster Stadtrat Jan-Hendrik Röhse und nennt mehrere Gründe.

Zum einen ziele sie darauf ab, vor allem Frischlinge einzufangen, was wiederum mit der Frage verbunden sei, ob das wirklich nachhaltig wirken könne. Die Bachen werfen nämlich nicht nur einmal im Jahr zu festen Zeiten, sondern mehrmals. Wie soll es da gelingen, alle Tiere zu fassen zu kriegen? Zum anderen erklärt Röhse, dass der "Sauenfang" auch innerhalb der Jägerschaft nicht unumstritten ist. Es widerspreche dem Berufsethos, ein im Käfig gefangenes Tier zu erlegen.

Als Drittes kommt hinzu, dass eine solche Falle in der Praxis kaum erprobt ist und ständig kontrolliert werden muss. Geschehe das nicht, könne das zu weiteren Problemen führen, wenn die Bache in Panik gerate, weil ihr Junges gefangen sei, sagt Röhse.

Der "Sauenfang" schied also aus, stattdessen soll jetzt das Vergrämungsmittel Hukinol zum Einsatz kommen. Im Internet wird es von einer Firma als "elegante Art der Wildlenkung" beschrieben, die sich bei mehrmonatiger Anwendung in tschechischen Hochwildgebieten als "außerordentlich wirksam" erwiesen habe.

Das Kuriose dabei: Das Mittel wirkt durch konzentrierten Menschenschweißgeruch, der auf Lappen geträufelt wird, die wiederum laut Anwendung im Abstand von zirka zehn bis 20 Metern an Pfählen in etwa 50 Zentimeter Höhe aufgehängt werden sollen. "Es soll ziemlich penetrant riechen", bestätigt auch Jan-Hendrik Röhse. Vorgesehen sei deshalb, das Mittel nicht zu sehr in Nähe der Häuser einzusetzen.

Norbert Leben bezeichnet das Verwenden von Hukinol als "einen Versuch wert". Es sei gut, dass man das Problem zunächst mit dem mildesten Mittel lösen wolle, sagt er. Trotzdem sieht er das Vorgehen mit gemischten Gefühlen. Denn was ist zum Beispiel, wenn die Tiere zwar aus dem Steinbachtal vertrieben werden, aber sich dann woanders ansiedeln? "Letztlich wird es auch darum gehen, dass man Tiere töten muss", stellt er klar. "Wir sind in einer Situation, in der wir einfach etwas tun müssen." Er hält es dabei für unerlässlich, sich bei der Lösung des Problems fachlich vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung in Hannover beraten zu lassen.

Gemeinsam mit den Experten des Instituts wird auch entschieden werden, wie die mögliche Drück- oder Treibjagd im Herbst ablaufen kann, zu der es dann kommen wird, wenn das Vergrämungsmittel sein Ziel verfehlt hat. Wohin sollen die Tiere getrieben werden, damit sie dort erlegt werden können? All das wird noch genau zu klären sein. Fest steht aber schon jetzt, dass sich der Landkreis, die Jäger und die Stadt Buchholz im kommenden Frühjahr erneut zusammensetzen wollen, wenn auch diese Aktion ohne Erfolg sein sollte. Vielleicht wird der "Sauenfang" dann doch noch Thema werden.

Solange das Wildschwein-Problem im Steinbachtal nicht gelöst ist, gilt für alle Bürger die Aufforderung der Stadt Buchholz: Hunde anleinen, auf den Wegen bleiben, und die Tiere bloß nicht füttern.