Kieler FDP-Chef unterhält Mitglieder des Wirtschaftsvereins im Hotel Lindtner

Harburg. Wer den Kieler FDP-Politiker Wolfgang Kubicki als Redner einlädt, braucht nicht zu befürchten, dass sich die Gäste langweilen könnten. Kubicki sprach im Hotel Lindtner auf Einladung des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden. Sein Thema: Metropolregion und Nordstaat. Aus seinen persönlichen Präferenzen machte der Kieler Landtagsabgeordnete und Fraktionschef der FDP keinen Hehl. "Metropolregion Hamburg, das sind fünf Millionen Einwohner, die eine der wettbewerbsfähigsten Regionen Europas repräsentieren, mit einer der höchsten Steuereinnahmen und Kaufkraftvolumina pro Kopf", so der studierte Volkswirt und Jurist. Geografisch zwischen Skandinavien und "Kerneuropa gelegen, stellt sie gemeinsam mit dem Hamburger Hafen einen der wichtigsten Logistikknotenpunkte der Bundesrepublik Deutschlands dar", sagte Kubicki.

Kein Mensch in der Welt kenne Kiel oder Hannover, aber Hamburg sei auch im Ausland ein Begriff, und deswegen sei Hamburg die Dachmarke, mit der die Metropolregion im Ausland für sich werben könne. Internationale Unternehmen, die nach Hamburg kommen wollten und dort keinen Platz fänden, ließen sich in der Regel im nahen Umland der Hansestadt nieder. Und genau dieser Effekt sei es, von dem die Metropolregion Hamburg profitiere. Wolfgang Kubicki machte den Mitgliedern des Wirtschaftsvereins deutlich, dass das Umland von Hamburg profitiere, aber genauso umgekehrt, profitiere die Hansestadt vom Umland. "Der Hamburger Hafen ist der zentrale Anlaufhafen für den Güterumschlag nach Russland. Dass aber dieser Gütertransportfließen kann, dafür ist ein reibungsloser Ablauf im Nord-Ostsee-Kanal nötig. Ohne den Nord-Ostsee-Kanal würde Hamburg seine Position in diesem Feld gefährden", sagt Kubicki.

Allerdings, daran ließ der Kieler keinen Zweifel, müsse das Umland aufpassen, nicht von Hamburg geschluckt zu werden, denn, so Kubicki, die Hamburger neigten dazu, zuerst an sich zu denken und dann an den Rest der Welt. "Ein Beispiel: Der Hamburger Flughafen steht in den nächsten Jahren vor dem Ende seiner Kapazitäten. Trotzdem ziert man sich, die Kapazitäten des Flughafens Lübeck zu nutzen", so Kubicki. Vielmehr laufe die Region derzeit Gefahr, dass der Lübecker Flughafen geschlossen werde und damit als Erweiterungsmöglichkeit für Hamburg wegfalle. "Wenn ich am Timmendorfer Strand Hamburger treffe, dann sage ich ihnen gerne, dass sie sich auf schleswig-holsteinischem Boden befinden, und dass sie hier ordentlich Geld ausgeben sollen. Davon leben wir alle", sagte der Kieler Landespolitiker und landete damit einen Volltreffer bei seinen Zuhörern.

Und damit hatte Wolfgang Kubicki auch den perfekten Übergang zu seinem zweiten Thema, dem Nordstaat. Bei allen gemeinsamen Interessen, die Hamburg mit dem Umland Schleswig-Holstein und Niedersachsen, vereine, die Idee eines Nordstaates, so Wolfgang Kubicki, berge mehr Risiken als Chancen. Und es fehle der "inhaltliche politische Gestaltungswille". Obwohl die ganze Region ein gemeinsames Interesse an einer westlichen Elbquerung, einer westlichen Umfahrung Hamburgs habe, so der FDP-Politiker, handelten die Politiker auf Länderebene "allein und arbeiten selbstständig vor sich hin". "Ich habe doch heute schon Probleme damit, einem Dithmarscher klar zu machen, dass er zu Schleswig-Holstein gehört, wie erst soll ich ihm klar machen, dass er Teil eines Nordstaates ist. Die regionalen Interessen", so Kubicki weiter, stehen klar gegen eine mit einem Nordstaat zwangsläufig einher gehenden Behördenstruktur, und Politik müsse auf vielen Ebenen ihre Eigenständigkeit aufgeben.

Nach etwa einer Stunde Redezeit stand der Besuch aus Kiel noch den Mitgliedern des Wirtschaftsvereins für Fragen zur Verfügung, anschließend war Zeit, um am Büffet Gespräche im kleineren Kreis zu führen, bevor sich der Kieler FDP-Chef im BMW auf den Heimweg machte.