An der Winsener Straße in Harburg soll gebaut werden. Die Anwohner sind dagegen. Unterstützung kommt von unerwarteter Seite.

Harburg. In einem Schreiben an die Harburger Bezirksverwaltung äußert die Hamburger Hochbahn AG, Betreiberin des Busdepots an der Winsener Straße, Vorbehalte gegen die vom Bezirk aufgestellten Neubaupläne für die Baulücke gegenüber dem Gelände. Die Bewohner - sie protestieren wie berichtet seit geraumer Zeit gegen das Vorhaben - erhalten damit Rückendeckung von unerwarteter Seite.

Trotz der Proteste hält der Bezirk bislang an den Neubauplänen fest. An der Winsener Straße 80 soll - im Zuge der Wohnungsbauoffensive - eine Baulücke geschlossen werden. In dem mehrgeschossigen Neubau an einer der meist befahrenen Straßen Harburgs sollen nach Fertigstellung Wohnungen, Geschäfte und eine Kita entstehen. Etwa 100 Wohnungen sollen hier bezogen werden können. Die neuen Mieter sollten nach den Vorstellungen der Planer in der Mehrzahl Senioren und Studenten sein.

Im Zuge eines Anhörungsverfahrens hatten mehrere Anwohner ihre Bedenken gegen den Neubau geäußert. Wie berichtet, fürchten sie eine weitere Steigerung der Feinstaubbelastung, weil eine Grünfläche, die jetzt noch Feinstaub absorbiert, bebaut werden soll. Zudem erwarten die Bewohner der gegenüber liegenden Wohnungen noch mehr Lärm als bisher, weil durch den Neubau eine Straßenschlucht entstünde. Der Straßenlärm würde "gefangen", das Wohnen an der Ausfallstraße würde noch belasteter.

Der Bezirksverwaltung, das bestätigte Harburgs Baudezernent Jörg-Heinrich Penner, liegt nun ein Schreiben der Hamburger Hochbahn vor. Auch sie war als Anlieger vom Bezirk zur Stellungnahme aufgerufen worden. "Die Hochbahn befürchtet, dass sie durch den Neubau in ihren Emissionsmöglichkeiten eingeschränkt werden könnte", sagt Penner, und erklärt weiter, dass er diesen Einwand für recht "seltsam" erachtet. Jürgen Heimath, Fraktionschef der SPD in der Harburger Bezirksversammlung geht noch einen Schritt weiter und sagt: "Das ist ein Stück aus Absurdistan" Im Klartext aber heißt der Einwand der Hamburger Hochbahn das: Sie befürchtet, neue Anwohner könnten sich über Lärm und Feinstaub durch die Busbewegungen am Tag und in der Nacht gestört fühlen und auf die Barrikaden gehen.

Was die Einzelheiten ihrer Einwendung betrifft hält sich die Hochbahn bedeckt. "Aus Erfahrung wissen wir, dass Wohnbebauung im direkten Umfeld eines Busbetriebshofs unter Umständen zu Konflikten führen kann. Deswegen stehen wir mit unserer Erfahrung sowohl dem Amt als auch dem Bauherrn im Vorfeld der geplanten Baumaßnahme zur Verfügung", sagt Sprecherin Maja Weihgold. Mehr könne sie dazu nicht sagen, weil die Hochbahn dem Bezirksamt bei der Einschätzung der Einwände nicht vorgreifen wolle. Derzeit plant die Hochbahn zwar den Bau eines zweiten Betriebshofes in der Hannoverschen Straße, weil das Areal in der Winsener Straße zu klein geworden sei. Eine komplette Verlagerung, so wie es sich der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende, Rainer Bliefernicht wünschen würde, wird es aber nicht geben.

Die Anwohner in der Winsener Straße, die sich gegen den Neubau in dieser Form wehren, fordern eine Luftmessung. Sie sind der Überzeugung, dass die Feinstaubbelastung diesen Neubau gar nicht zuließe. Luftmessungen würden sich auch die Grünen in der Bezirksversammlung wünschen. Ein entsprechender Antrag aber liegt der Bezirksversammlung nicht vor. "Die Abwägung zwischen dem Erhalt wichtiger Grünflächen und dem Neubau von Wohnungen", sagt Grünen-Fraktionschef Kay Wolkau, sei mitunter sehr problematisch bei der innerstädtischen Nachverdichtung mit Wohnungsbau. Im vergangenen Jahr, als das Projekt im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung beraten wurde, hatten die Grünen für den Neubau gestimmt. "Inzwischen allerdings sehen wir die Entscheidung mit Bauchschmerzen."

Die Verwaltung zieht sich darauf zurück, dass die Grünflächen direkt an der Winsener Straße wegen des Neubaus zwar entfallen, auf der Rückseite des neuen Gebäudes aber Grünflächen aufgewertet würden. Eine abschließende Wertung der Einwände der Anwohner und der Hochbahn gebe es noch nicht, so Penner. Andererseits befinde sich das Projekt in einem Stadium, in dem der Neubau, so wie er bislang geplant worden sei, nicht mehr rückgängig zu machen sei.