Alle Parteien lehnen die Fördertechnologie ab, so lange eine Gefährdung nicht ausgeschlossen ist

Winsen . "Das war eine Sternstunde des Ausschusses!" Mit diesem Zwischenruf kommentierte ein CDU-Politiker des Bau- und Planungsausschusses die Abstimmung zum Thema Fracking am Montagnachmittag im Kreishaus in Winsen. Einstimmig hatten die Ausschussmitglieder für einen Antrag von CDU und Wählergemeinschaft gestimmt. Darin heißt es: "Der Landkreis Harburg lehnt den Einsatz der Fracking-Technologie auf dem Kreisgebiet ab, solange eine Gefährdung von Mensch und Umwelt nicht zweifelsfrei ausgeschlossen ist. Der Landkreis schließt sich vollinhaltlich den Forderungen der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände nach Vereinbarung eines Moratoriums an, wonach bis auf weiteres keine Genehmigungen zur Förderung von unkonventionellem Erdgas mittels der 'Risiko-Technologie' erteilt werden sollen."

"Fracking" stammt vom englischen Wort fracture (aufbrechen, aufreißen) und bezeichnet eine Methode zur Erdöl- und Erdgasförderung. Dabei werden giftige Chemikalien mit Wasser und Sand in den Boden gepresst, um Gesteinsrisse zu erzeugen und so an Gas- und Ölvorkommen zu gelangen. In den USA und in Kanada wird Fracking seit Jahren angewandt.

Im Landkreis Harburg hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) mit Sitz in Clausthal-Zellerfeld dem US-Unternehmen Blue Mountain Exploration LLC gestattet, auf den Feldern "Oldendorf" (850 Quadratkilometer) und "Lüneburg" (700 Quadratkilometer) nach Erdöl und Erdgas zu suchen. Ein weiteres kleines Erlaubnisfeldgebiet im Landkreis Harburg heißt "Sittensen" (PRD Energy GmbH, Berlin). Die LBEG-Erlaubnis im Landkreis Harburg umfasst erst einmal nur die Auswertung geologischer Gutachten, Bergbauakten und Gesteinsproben. Diese Phase dauert etwa ein Jahr. Erkundungsbohrungen und seismische Untersuchungen dürften die Unternehmen erst in einem zweiten Schritt durchführen. Bis zur Genehmigung oder Ablehnung können noch einmal zwei bis drei Jahre vergehen. Erst in einem dritten Schritt dürften die Unternehmen Erdöl oder Erdgas fördern - nur nach einem weiteren positiven LBEG-Bescheid.

Die Politiker des Bau- und Planungsausschusses fordern Landrat Joachim Bordt (FDP) jetzt auf, "weiterhin alle Möglichkeiten auszuschöpfen, den Einsatz der Fracking-Technologie auf dem Kreisgebiet zu verhindern, so lange eine Umweltgefährdung - insbesondere im Hinblick auf das Grundwasser und den Naturschutz - und eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann."

Die Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände, auf das sich die Parteien im Kreis Harburg berufen, schrieb an das Wirtschafts- sowie an das Umweltministerium: "Die Wissens- und Informationsdefizite sowie die unzureichenden Bewertungsmöglichkeiten erfordern eine weitreichende und umfangreiche fachliche Abstimmung zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Explorationsunternehmen." Der Kreisausschuss nimmt sich am 10. Juni des Themas Fracking an, am 24. Juni entscheidet der Kreistag.