Auftakt des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK): Bürger sagen, was gut und schlecht ist

Buchholz. Anschaulicher als Robin S. Kähler hat am Donnerstagabend niemand den Sinn und Zweck eines Integrierten Stadtentwicklungskonzepts, kurz ISEK, für die Stadt Buchholz verdeutlicht. "Sport- und Stadtentwicklung sind eins", sagte der ehemalige Direktor des Sportzentrums der Universität Kiel, der der Stadt ein Gutachten zum Sportentwicklungsplan erstellen wird.

Je besser die Radwege, desto mehr nutzen Rad, Roller oder Inliner und seltener Autos. Integrative Stadtplanung schlägt also immer mehrere Fliegen mit einer Klappe: Die Straßen sind weniger verstopft, man leistet einen Beitrag zum Klimaschutz und jeder tut etwas für seine Gesundheit.

Die Stadt Buchholz will sich aber nicht nur auf diese drei Vorteile beschränken. Mit Hilfe des ISEK, zu dessen Auftakt rund 80 Bürger in die Waldschule gekommen waren, soll vielmehr ein Leitfaden für die gesamte Zukunftsgestaltung bis zum Jahr 2030 entstehen. Vier Themenfelder werden dabei miteinander verbunden. Der Bereich Mobilität, Wohnen und Stadtentwicklung mit dem Bereich Freiräume, Sport, Freizeit sowie Wirtschaft, Einzelhandel und Tourismus mit dem Bereich Soziales, Bildung und Kultur. Veränderungen in dem einen Bereich können Auswirkungen auf einen anderen haben - diese Tatsache fällt bei klassischen Einzelfallentscheidungen oftmals hinten über. Mit Hilfe des ISEK hat eine Stadt immer das große Ganze im Blick und sichert ihre Wettbewerbsfähigkeit.

"In der Vergangenheit haben wir oft reagiert und nicht agiert", machte Bürgermeister Wilfried Geiger zu Beginn der Veranstaltung deutlich. Die langfristige Wirkung von bestimmten Entscheidungen etwa zu Baugebieten oder zum Einzelhandel sei oft außer Acht gelassen worden. "Aufgabe des ISEK ist es, Ziele ohne Entscheidungsdruck zu fassen." Und: Je mehr Teilnehmer sich in den folgenden öffentlichen Werkstätten, Themenspaziergängen oder mit Beiträgen auf der Internetseite an dem Prozess beteiligen, desto größer schätzt Geiger die Wahrscheinlichkeit ein, dass das ISEK am Ende von allen Bürgern mitgetragen wird.

"Die Stadt gehört den Bewohnern", betonte auch Doris Grondke, Stadtbaurätin und Initiatorin des ISEK. Spätestens seit Stuttgart 21 sei klar geworden, dass Entscheidungen am grünen Tisch keine Zukunft mehr haben. Bereits beim Auftaktforum hatten die Bürger deshalb Gelegenheit, auf mehreren Stelltafeln ihre Meinung zu den unterschiedlichsten Themen abzugeben.

Auf einer Tafel konnten sie beispielsweise sagen, wo Buchholz besonders schön ist und warum. "Buensen, weil es so klein ist", schrieb jemand auf den Zettel. Dazu passte, dass auf einer anderen Tafel, auf der gefragt wurde, ob die Stadt weiter wachsen solle, als Kontra-Argument "Lebensqualität statt Wachstum" und "Verlust des familiären Klimas" stand. Andere Bürger wiederum fanden das Gegenteil und erklärten: "Stillstand ist Rückstand", während andere zu bedenken gaben, dass in den Neubaugebieten keine Infrastruktur wie Läden oder Kneipen vorhanden sei.

Als attraktiv stuften Bürger auf einer anderen Tafel den Wochenmarkt und die Buchholz-Galerie ein, während auf einem anderen Zettel die Frage auftauchte, was denn aus dem City-Center werden soll. Unter dem Themenpunkt "Was fehlt?" notierten die Teilnehmer beispielsweise "ein neues Kino", "ein gemeinsamer Kulturkalender" und "mehr Kita-Plätze für die Ortschaften".

Zur ersten Bürgerwerkstatt Ende des Jahres werden als nächstes die Ergebnisse und konkreten Daten unter anderem aus dem Verwaltungsbestand, aus Interviews und die Gutachten vorliegen - neben Robin S. Kähler erstellt etwa auch Volker Reimann ein Gutachten zur Bevölkerungs- und Wohnungsmarktentwicklung. Diese Daten sollen dann gemeinsam diskutiert werden, bevor der Prozess im kommenden Jahr weitergeht.

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