Neue Musikschule beherbergt die Frauenmusiktage. Workshops für Laien

Lüneburg . Am ersten Sonnabend im August wird die Stadt etwas erleben, was Lüneburg bisher noch nicht gesehen hat. Und gehört: Mit der "Female Drum Parade" werden die Niedersächsischen Frauenmusiktage auf sich aufmerksam machen, die in diesem Jahr zum ersten Mal in der Hansestadt laufen - in der neu gebauten Musikschule.

Zum 20. Mal organisiert die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Rock in Niedersachsen e.V. die tönenden Tage von und für Frauen ab 16 Jahren: Profis bieten Workshops für Laien, und am Ende steht nicht nur ein großes Konzert mit all den in den Tagen zuvor entstandenen Bands - sondern auch ein Umzug mit Trommeln durch die Stadt, die Female Drum Parade eben.

"Die Niedersächsischen Frauenmusiktage wollen in erster Linie Frauen zum kreativen Musikmachen anregen", sagt Vera Lüdeck von der LAG Rock in Hannover, die das Festival seit 1997 organisiert. Vier Tage lang coachen erfahrene Dozentinnen Laien in Instrumentalkursen und Bands - dabei geht es nicht nur um musikalische Bildung, sondern auch ums Zusammenspiel im Team. Und fast automatisch auch um das Umwerfen gewisser Selbstverständnisse in der Musikbranche. Vera Lüdeck: "Die Frauenmusiktage schaffen einen kreativen Raum, in dem ältere Mädchen und Frauen sich musikalisch jenseits vorhandener Rollenklischees entfalten können." Damit würden bestehende, in der Popularmusik durchaus konservative, Rollenbilder aufgebrochen.

Nicht von ungefähr läuft eine Kooperation der LAG mit dem Gleichstellungsreferat der Stadt Lüneburg.

Vergessen zu erwähnen wurde: der Spaß. Natürlich geht es den Veranstalterinnen und Teilnehmerinnen in erster Linie um die Freude an der Musik. Da singen auf einmal Frauen auf einer Bühne, die sich das bislang nur in der viel zitierten Dusche getraut haben, da sitzen auf einmal Schlagzeugerinnen hinter einer Band, die bislang nur an den für die Nachbarn lautlosen E-Drums im Wohnzimmer getrommelt haben.

Zum ersten Mal haben die Organisatorinnen die Angebote in diesem Jahr nach Jahrzehnten eingeteilt: Zum Klang kommen die Dreißiger Jahre bis zu den sogenannten Nuller Jahre dieses Jahrhunderts.

Und das sind die Dozentinnen: Anna Schwemmer gründet einen A-cappella-Chor für Musik der Dreißiger Jahre, Annett Becker-Edat hat sich den Swing der Vierziger Jahre herausgesucht für ihre Band und ihre Workshops am Saxofon und an der Querflöte (auch für grünhörnige Anfängerinnen, auch für andere Blechbläserinnen), und Frauke Hohberger gründet ein Percussionensemble für Latin-, Funk- und Afrobeats der Sechziger Jahre. Alexandra Weikert nimmt sich der 70er-Jahre an mit ihrer "Band Total".

Meike Koester hat sich für die 80er-Jahre unter dem Motto "Songwriter-Folkrock, Popwunder und Gitarre" entschieden und wendet sich an fortgeschrittene Anfängerinnen, bei Annette Kayser heißt es "Kopfüber in die 90er!" mit Neuer Deutscher Welle, Grunge und Schlagzeug für Fortgeschrittene, und Heike Busche nimmt die 2000er ins Visier für ihre Anfängerinnen-Band mit New Country und Bass-Workshops für alle Schwierigkeitsgrade. Katharina Lücht coacht zudem die Bandsängerinnen. "Technik leicht gemacht" nennt Anja Schneider schließlich ihr Seminar zur Tontechnik, denn wir alle wissen: Der Ton macht die Musik.

Am bekanntesten dürften den meisten die Schlagzeugerin Annette Kayser sein als Mitglied der Kabarett-Gruppe "Trudi träumt von Afrika", wie sie ist auch Anna Schwemmer zum ersten Mal als Dozentin dabei: Sie ist Gesangslehrerin in Lüneburg und hat oft am hiesigen Theater gearbeitet. Und das aktuelle Album der Singer- Songwriterin Meike Koester aus Braunschweig heißt "Seefahrerherz".

Die 20. Niedersächsischen Frauenmusiktage laufen vom 31. Juli bis zum 4. August, alle Workshops und Kurse finden in der neuen Musikschule Lüneburg statt, Anmeldeschluss ist der 1. Juli. Für Unterkünfte in Turnhallen für Auswärtige ist gesorgt.

Inklusive Unterkunft und Verpflegung kostet die größte Musikveranstaltung für Frauen in Niedersachsen 250 Euro, ermäßigt 175 Euro. Fragen? Beantwortet Vera Lüdeck unter 0511/26 09 30 18. Angesprochen sind Frauen jeden Alters, Anfängerinnen und Fortgeschrittene. Und das Abschlusskonzert am Sonnabend, 4. August, ab 20 Uhr ist offen für alle, die die Drum Parade am Morgen neugierig gemacht hat.

www.lagrock.de