Verlustmeldung für Harburgs Technologiestandort. Kein Platz im Binnenhafen? Der Spieleentwickler InnoGames wächst weiter und zieht in die Hamburger City-Süd.

Harburg. Für Harburgs Technologiestandort, den Binnenhafen, gibt es wieder eine Verlustmeldung. Nachdem das Internet-Unternehmen "Easynet" Anfang des Jahres aus Platzgründen von der Harburger Schloßstraße 1 in einen größeren Bürokomplex an den Nagelsweg in die City-Süd wechselte, kündigt nun auch die Firma InnoGames an, vom Channel Hamburg im Binnenhafen zur Friesenstraße in der City-Süd umziehen zu wollen. "Wir wachsen weiter", sagt Chief Executive Officer (Hauptgeschäftsführer) Hendrik Klindworth, 29. "Derzeit zählen wir 230 Mitarbeiter, kommendes Jahr werden wir voraussichtlich schon 350 Mitarbeiter beschäftigen. Für unsere weitere Entwicklung haben wir in Harburg kein geeignetes Bürogebäude gefunden." Der Umzug ist für das Frühjahr 2014 geplant.

Wie Easynet ist auch die Firma InnoGames ein Gewächs aus dem Nährboden des Internets. InnoGames entwickelt sogenannte Browser-Spiele, für die man kein Programm auf den eigenen Computer laden muss. Über www.innogames.com gelangt man zu Spielen wie "Die Stämme", "The West", "Grepolis", "Forge of Empires" oder "Lagoona". Ganz neu ist das Spiel "Kartuga", ein Piraten-Rollenspiel. Gespielt werden kann umsonst. Aber wer im Spiel gegen andere zusätzliches Handwerkszeug benötig, um zum Ziel zu kommen, muss dafür eine geringe Gebühr bezahlen. Mittlerweile sind weltweit schon mehr als 100 Millionen Spieler registriert. Vergangenes Jahr war zugleich ein Umsatzergebnis von rund 50 Millionen Euro erzielt worden. Und für dieses Jahr ist auch auf der Kassenseite mit noch weiterem Wachstum zu rechnen.

"Wir beschäftigen mittlerweile Mitarbeiter aus 20 Nationen", sagt Klindworth. Die meisten kommen aus dem europäischen Ausland, einige auch aus den USA und aus Kanada. Entsprechend der Internationalität ist die Geschäftssprache im Haus Englisch. Und um weitere Mitarbeiter für die Pflege und Weiterentwicklung der vorhandenen Spiele oder die Entwicklung neuer Spiele zu finden, wird weltweit nach den passenden Experten Ausschau gehalten. Bei der Suche nach Wohnraum in Hamburg ist die Firma ihren Beschäftigten behilflich.

"Als wir vor zehn Jahren anfingen, habe ich mir nicht träumen lassen, dass wir jemals ein derart erfolgreiches Unternehmen zustande bringen werden", sagt Klindworth, der im Juni seinen 30. Geburtstag feiert. Mit dem "Wir" verbindet er seinen Bruder Eike, der 27 Jahre alt ist, in der Firma den Posten des Chief Creative Officers (Kreativchef) bekleidet sowie den kürzlich 30 Jahre alt gewordenen Freund Michael Zillmer, der als Chief Operating Officer den operativen Geschäftsbereich leitet. Derzeit hält sich Zillmer in Südkorea auf. Das junge Unternehmer-Trio kommt aus Stade und hat neben dem Informatikstudium auch gern am PC Computerspiele ausprobiert. Weil sie mit dem Angebot unzufrieden waren, versuchten sie selbst bessere Spiele zu entwickeln. Das war vor zehn Jahren. Und der Versuch mit den Browser-Spielen im Internet glückte. Immer mehr Interessierte klickten auf die Seiten des Strategiespiels "Die Stämme". 2008 folgte "The West". Alle Spiele erhielten Auszeichnungen. Und erst vor wenigen Wochen erhielt auch das Spiel "Forge of Empires" den Deutschen Computerspielpreis als Bestes Browsergame.

Vom Büro im Stader Gründer- und Innovationszentrum wechselte das damals gerade 16 Mitarbeiter zählende Team im September 2008 ins hit-Technologiezentrum nach Harburg. Von dort zog die Firma Ende 2009 mit bereits gut 100 Beschäftigten in den Harburger Binnenhafen, wo inzwischen das gesamte Channel-IV-Gebäude auf allen vier Etagen mit Büros des Spieleentwicklers belegt ist.

"Wir wären gern in Harburg geblieben", sagt Klindworth, "aber wir können nicht zusammen arbeiten, wenn wir unser Team auf mehrere Gebäude verteilen müssten. Das würde den Arbeitsablauf verzögern. Ein passendes Gebäude mit ausreichender Kapazität haben wir in der City-Süd gefunden. Dort befindet sich auch die Harburger S-Bahn mit der Haltestelle Hammerbrook direkt vor der Haustür. So sind wir gut zu erreichen für die Mitarbeiter von südlich wie von nördlich der Elbe."

Und was bringt die Spiele-Zukunft? Klindworth: "2009 hatten wir nur die Browserspiele. Aber ab 2012 sollen für die Zukunft alle Spiele auch von "Mobile Devices", also mobilen Geräten spielbar sein. Für die Nutzer von Smartphones und Tablets müssen alle Spielprogramme angepasst werden. "Langfristig gehen wir davon aus, dass sich immer mehr Menschen mit mobilen Geräten auch mit Spielen beschäftigen werden. Wir sind in der Spieleentwicklung weiter äußerst kreativ, und es sind noch viele Überraschungen von uns zu erwarten."