Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Die Frau kommt genervt vom Bus, schaut wütend wie Rumpelstilzchen, ist klitschnass. Sie schleudert Handtasche und Schirm in die Ecke und erregt sich, ein grummelnder Schwall der Entrüstung: "Schnauze voll. Alles nass, saublöder Schirm, im Bus riecht's nach nasser Hund. Frisur ist im Eimer. Die Leute sind unausstehlich. Und das soll Frühling sein."

Dann macht sie die Rechnung auf, die sie jedes Jahr ungefähr zu dieser Zeit aufmacht. Dass es jetzt noch bis Ende des Sommers immer so weiter regnet, dass wahrscheinlich auch noch Hagel und Schnee dazu kommen. Und dann kommt der fiese Herbst, nass, kalt, eklig, freudlos. Mir fällt auf die Schnelle nichts Aufbauendes ein. Ich schaue raus. Der Regen hat aufgehört. "Da! Sonne! Schau doch", sage ich. Doch sie grummelt weiter, zieht sich die Klamotten vom Körper und es ist so, wie es der Psychotherapeut Paul Watzlawick beschrieb: Der Ankunft im Glück wohnt die Melancholie der Erfüllung inne." Nachdenken über das Wetter ist die Anleitung zum Unglücklichsein. Ich mache Milchkaffee und sichte die Post. Ah, die Buchungsbestätigung für die zwei Wochen Sardinien im August. Die Frau schlürft Kaffee und - lächelt. Alles wird gut.