600 Christen kamen am Pfingstmontag zum Freiluftgottesdienst in den Klecker Wald

Klecken . Der Sänger brachte Stimmung in den Wald: "Brüder und Schwestern, seid ihr bereit zu singen?" - "Ja!", skandierten rund 600 Frauen und Männer im Klecker Wald. "Yeah, yeah!" rief der bekannte Soulsänger Stefan Gwildis - "yeah, yeah!" antworten die Frauen und Männer.

Der Auftritt des 54-Jährigen war der Höhepunkt des traditionellen Waldgottesdienstes im Klecker Wald am Pfingstmontag. Zum 74. Mal feierten hier rund 600 Christen das Pfingstfest - den Geburtstag der Kirche, die Ausschüttung des heiligen Geistes. Und Stefan Gwildis' Lied war dank der guten Lautsprecheranlage im Umkreis von einem Kilometer rund um das Hünengrab zu hören:

"Mach die Musik so laut du kannst,

mach alle Knöpfe auf und tanz,

und dann sing dazu und dreh dich

durch den Regen.

Mach die Musik so laut du kannst,

lass es nur raus voll und ganz,

mach die Augen zu und tanz

der Welt entgegen."

Gwildis' Titel entsprach dem Musikgeschmack der Gemeinde, in der die meisten Besucher der Generation "55 plus" angehörten. Später sang der gebürtige Hamburger das Stück auf "bababa", und im Wald war dann ein von der ganzen Gemeinde mitgesungenes "bababa" zu hören.

Stefan Gwildis war nicht ganz uneigennützig in den Klecker Wald gekommen. Die Hälfte der Kollekte ging an den Weißen Ring, der Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer und ihre Familien. Gwildis ist seit 2009 Botschafter der Opferschutzorganisation. Konkret soll das Geld aus dem Klecker Wald an Sandra Neumann von der Perkussion-Band Stomp gehen, die damit die Jahresmiete für einen Übungsraum bezahlen kann, der von Jugendlichen genutzt wird.

Die andere Hälfte der Kollekte geht an BISS - die Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt im Landkreis Harburg des Diakonischen Werkes des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Hittfeld und Winsen.

In den 18 Kirchengemeinden des Kirchenkreises Hittfeld fanden am Pfingstmontag traditionell keine Gottesdienste statt - alle Gemeinden trafen sich im Klecker Wald. Superintendent Dirk Jäger hielt die Predigt, er wurde von der neuen Maschener Pastorin Sabine Bokies unterstützt. Die Geistlichen standen auf dem größten Stein des Hünengrabes, wenn sie zu den Gläubigen sprachen.

Dort stand auch Stefan Gwildis, als er sprach und danach - nur begleitet durch seine Akustikgitarre - sang. Als sehr stimmungsvoll empfanden die Besucher des Open-Air-Gottesdienstes die Musik der Bläser aus dem Kirchenkreis unter Leitung von Ulf Pankoke sowie den Gesang des Männergesangvereins Liedertafel Amphion Klecken 1865 und des Männergesangvereins Dibbersen von 1897.

"Mir graut davor, wie es wäre in der Welt, wenn es keinen mehr gäbe, der im Geist und in der Wahrheit Christi leben würde", sagte Superintendent Dirk Jäger. "Wir in der Kirche können bestimmt noch allerhand tun, um deutlicher als bisher davon etwas erkennen zu lassen. Und das sollten wir mutig angehen, denn zwischen Küche und Büro, Schule und Werkstatt, Parlament und Presse, zwischen Sachzwang und Entscheidungsdruck braucht es Menschen, die im Geist und in der Wahrheit Christi widersprechen, wenn es angeblich keine Alternativen gibt."

Viele der Besucher kamen zum wiederholten Mal in den Klecker Wald, um das Pfingstfest zu feiern. "Die Atmosphäre hier ist unbeschreiblich - selbst bei schlechtem Wetter", sagte Eike Cohrs, 74, aus Klecken. Auch die Küsterin der Nenndorfer Kirchengemeinde, Ilona Erbts, 57, kam zum Open-Air-Gottesdienst. "Es ist wunderschön", sagte sie, "hier im frischen Grün den Glauben zu kosten und zu spüren."