Ein 87-Jähriger zahlte 100.000 Euro an falsche Dachdecker, dann tausende Euro an falsche Polizisten

Winsen/Tespe . Die Winsener Polizei ist zwei besonders dreisten Betrügern auf die Schliche gekommen. Ein 87-Jähriger war im April von Unbekannten aufgesucht worden, die sich als Dachdecker ausgaben und anboten, sein Dach zu reparieren. "Durch geschickte Gesprächsführung gelang es den Betrügern, immer wieder Geld für ausgeführte Arbeiten zu bekommen. Insgesamt konnten die Täter rund 100.000 Euro bei dem Senior abkassieren. Die Summe stand in keinem Verhältnis zu den ausgeführten Arbeiten", sagt Oberkommissar Jan Krüger.

Anfang Mai standen mutmaßliche Mittäter bei dem Rentner vor der Tür und gaben sich als Kripobeamte aus, die auf der Suche nach betrügerischen Dachdeckern seien. Bei dieser Gelegenheit ließen sich die Betrüger Bargeld vorlegen. Sie sagten dem 87-Jährigen, es handele sich um Falschgeld. Mehrere tausend Euro gab der Mann den Tätern gutgläubig mit. Erst dann wurde er endlich misstrauisch und wandte sich an die Polizei in Winsen.

Beamte des Kriminal- und Ermittlungsdienstes nahmen sich des Falles an. "Die scheinbar unendliche Habgier der Täter wurde diesen nun zum Verhängnis", sagt Jan Krüger. Nach dem Besuch als angebliche Kripobeamte meldeten sich die Täter erneut bei dem Rentner. Sie gaben an, tatsächlich Falschgeld in seinen Scheinen entdeckt zu haben - jetzt müssten sie seinen gesamten Bargeldbestand kontrollieren. Bei ihrem letzten Besuch in Tespe am Montag, 13. Mai, waren auch die Ermittler der Winsener Polizei mit von der Partie. Das Haus des Rentners wurde weiträumig observiert und auch in der Wohnung befanden sich Beamte, die die falschen Kripobeamten in Empfang und sie vorläufig festnahmen.

Bei den beiden Männern handelt es sich um Hamburger im Alter von 19 und 37 Jahren. "Beide Männer spielten in einer ersten Vernehmung ihre Beteiligung an dem Gesamtkomplex herunter", sagt Jan Krüger. Während der 19-Jährige in Untersuchungshaft genommen wurde, weil gegen ihn auch wegen schweren Raubes in anderer Sache ermittelt wird, kam der 37-Jährige nach der Vernehmung wieder auf freien Fuß. Die Ermittlungen zu dem Betrug dauern an. Die Beamten sind jetzt auf der Suche nach den Hintermännern und dem Verbleib des Geldes.

"Dieser Fall macht einmal mehr deutlich, wie wichtig eine gesunde Skepsis gegenüber Haustürgeschäften ist", sagt Jan Krüger. "Gerade ältere Menschen werden immer wieder Opfer von redegewandten Tätern, die sich als Handwerker oder Amtspersonen ausgeben und durch ihr eloquentes Auftreten sämtliche Vorbehalte zerstreuen. Die Polizei rät grundsätzlich, niemanden, der fremd ist, in die eigene Wohnung zu lassen."

Gerade bei Handwerks- oder Dienstleistungen, die ungefragt angeboten werden, sollte man skeptisch sein. Eine seriöse Firma würde in der Regel immer ein schriftliches Angebot erstellen und auch nicht zudringlich werden. Ausführliche Präventionstipps bietet die Broschüre "Der Goldene Herbst - Sicherheitstipps für Seniorinnen und Senioren". Sie liegt in jeder Dienststelle.