80 Siebtklässler bringen in Hanstedt die Elbphilharmonie auf die Bühne

Hanstedt . Die Anweisung ist kurz und klar: "Los, die Penner, raus - Arm, Arm und Schritt, zwo, drei vier!" 20 Siebtklässlerinnen und Siebtklässler der Oberschule Hanstedt schwitzen im Probenraum und setzen die Anweisungen des Trainers Michael Kemper um. Natürlich hat der die Schüler nicht persönlich als Penner bezeichnet - sie spielen nur Penner in einem Musical, dass sie binnen fünf Tagen proben und heute, am Freitag 17. Mai, um 16.30 Uhr im Forum der Oberschule auf die Bühne bringen: "Endlich! Elbphilharmonie".

Das Projekt "Musical at School" der Stahlberg Stiftung ist sehr ambitioniert: Die Schüler eignen sich von Montag bis Freitag Schritte, Bewegungen und den Gesang für das Musical "Endlich! Elbphilharmonie" an. Dann folgt der große Auftritt: vor Freunden, Eltern, Lehrern und allen, die heute gerne einen unterhaltsamen Freitagnachmittag in der Oberschule verbringen wollen.

Die Tanztrainer fordern, dass die Haupt- und Realschüler mit Leidenschaft und Konzentration bei der Sache sind. Sie sollen Außergewöhnliches leisten und werden dafür Anerkennung bekommen. Die Musicalwoche ist eine Pflichtveranstaltung für alle Schüler - dass heißt, die Musical-Trainer müssen auch Verweigerer und Außenseiter mit einbeziehen, damit die Aufführung ein Erfolg wird.

Noch nicht alle Bewegungsabläufe sitzen perfekt an diesem Probentag. Doch Trainer Michael Kemper animiert die 13- bis 15-Jährigen zu Höchstleistungen: "Nee, das kaufe ich euch nicht ab!" - "Leute, ist das klar, ihr müsst mitzählen!" - "So könnt ihr nicht tanzen, ich sehe keine Körperspannung" - "Da, da, da - das ist doch noch zum Einschlafen!"

Schulleiterin Susanne Graßhoff, 57, ist begeistert von den Proben. "Die Trainer haben schon einen anderen Ton drauf als wir Pädagogen. Der Ton ist sehr zielgerichtet, aber das muss auch sein, weil innerhalb einer Woche ein großes Pensum zu absolvieren ist."

Susanne Graßhoff hat jetzt schon zum dritten Mal ein Projekt von "Musical at School" an ihre Oberschule gebracht. Ihre Bilanz: "Das Projekt ist wichtig fürs soziale Lernen einer Gruppe. Die individuellen Stärken und Schwächen der Schüler werden von den Trainern beobachtet und berücksichtigt." So hat ein Schüler, der sehr leise spricht, eine Rolle bekommen, in der er laut sprechen muss. "Das laute Sprechen trainiert", sagt Susanne Graßhoff, "das gibt die Rolle vor und das wird der Schüler umsetzen." Ihr Lob an die Musical-Trainer: "Sie vermitteln jedem einzelnen Schüler, dass er wichtig ist. Die Aufführung kann nur funktionieren, wenn sich alle voll einbringen. Ich bekomme ein Gänsehautfeeling, wenn ich die Konzentration in den Gesichtern unserer Kinder sehe."

Die Schüler hätten sehr viel Spaß an den Proben, bestätigt die Klassenlehrerin der 7aR, Ruth Schulenburg, 42. Im Vorfeld hätten sie große Angst gehabt, dass sie alleine auf der Bühne singen müssen. "Aber sie singen ja in der Gruppe. Für uns Lehrer ist es sehr spannend, die Schüler einmal in einer ganz anderen Situation zu erleben. Es gab keinen Schüler, der bei den Proben herausgeflogen ist."

Eine Hauptschulklasse und zwei Realschulklassen - insgesamt 80 Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen - werden am heutigen Freitag für "Endlich! Elbphilharmonie" auf der Bühne stehen. Von den Kosten in Höhe von 500 Euro übernehmen der Schulverein und die Brötcheneltern jeweils 125 Euro, den Rest zahlen die Schüler. Die Tanzpädagogin Marie Schneider, 27, ermuntert an diesem Probentag ein Mädchen, das sich mit seiner Aufstellung in der Gruppe unwohl fühlt. Sie macht ihr klar: Wenn sie so kurz vor dem Auftritt wo anders tanzen möchte, muss sie dass mit den anderen Mädchen besprechen. "Das muss das Team gemeinsam entscheiden", sagt Marie Schneider, " da kann nicht eine aus der Reihe tanzen."

Die Elbphilharmonie in der Hafencity ist immer noch nicht fertig gebaut, die Kosten explodieren, aber es gibt schon ein Musical zum Wahrzeichen, das die Hanstedter Schüler heute aufführen. Dabei spielen vier Gruppen: die Penner, die Jungs, die Mädchen und die Security. Die zentrale Frage, ob die Elbphilharmonie für alle da ist oder nicht, wird im Finale mit viel Witz gelöst.