Im Weltaden der Buchholzer Paulus-Gemeinde werden nur Produkte gehandelt, die die Produzenten am Wohlstand beteiligen

Buchholz . Etwas versteckt, nur durch den Hinterhof der Buchholzer St. Paulus-Kirche zu erreichen, liegt eine Buchholzer Institution, die dennoch vielen - auch langjährigen - Bewohnern der Stadt kaum bekannt ist: "La Esperanza", der Weltladen der Gemeinde. Neben Lebensmitteln wie Reis, Kaffee oder Schokolade bietet der Laden auch handgefertigte Armbänder, Schalen sowie Glas- und Keramikwaren. Der Umsatz ist seit dem Jahr 2011 um etwa zwei Drittel angestiegen. Dies liege zum einen am Umzug in einen größeren Verkaufsraum, zum anderen aber auch am steigenden Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung - auch in Buchholz. Der Weltladen ist nicht auf Gewinn ausgerichtet. Die Einnahmen werden an Institutionen, die mit fairem Handel in Verbindung stehen, gespendet. Die St. Paulus-Gemeinde übernimmt beinahe alle anfallenden Kosten. Von den Einnahmen muss lediglich der Warentransport bezahlt werden.

Dietrich Voppel ist seit 1994 ehrenamtlicher Mitarbeiter. Zusammen mit Joyce Bertram und Wolfgang Jung erzählt er von den Anfängen, als die Malertische vor der Kirche standen und nach dem Gottesdienst Waren aus Entwicklungsländern verkauft wurden. Das war Ende der Achtziger Jahre. Seitdem steht die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt: Alle sollen fair beteiligt werden am Reichtum des Westens.

"Es gibt genügend Nahrung, nur die Verteilung und Beteiligung am Wohlstand stimmt nicht", sagt Voppel. Damit steht er nicht allein: Neben ihm, Jung und Bertram beteiligen sich weitere 15 ehrenamtlich tätige Mitarbeiter am fairen Buchholzer Handel. Das Durchschnittsalter der Aktiven beträgt ungefähr siebzig. Auch die Kundschaft sei eher im mittleren Alter anzusiedeln, sagt Voppel. "Junge Leute begeistern sich kaum für derartige Ideen", merkt Bertram an. Doch diejenigen, die dort einkaufen, wissen genau, wieso sie es tun, sagt Jung.

Jeder müsse mehr Verantwortung übernehmen für die Zukunft, aber auch für die heutigen Verhältnisse auf der Erde. Die Weltläden bezahlen den Produzenten in Kenia, Indien oder Chile einen garantierten Höchstpreis, der über dem Weltmarktpreis liegt. Somit ermöglichen sie den Menschen in der Dritten Welt einen gewissen Lebensstandard. Der Dachverband der Welt-Läden ist daran interessiert, dass medizinische Versorgung und Bildungsmöglichkeiten gewährleistet sind. Neben der fairen Bezahlung steht die Selbstversorgung im Vordergrund. Schließlich seien die Familien auch auf ihre eigenen Produkte angewiesen, sagt Jung. Der höhere Preis des Endproduktes spiele für die Kundschaft keine übergeordnete Rolle. Denn nicht nur die Produzenten profitieren hiervon, sondern auch der Konsument. Er erwirbt mit dem fairen Produkt auch echte Qualität.

Das Buchholzer Projekt hat keinen ausgewiesenen Chef. "Alles läuft bei uns basisdemokratisch ab, das gehört zum Konzept", betont Wolfgang Jung, der seit fünf Jahren in Buchholz aktiv ist, aber vor seinem Umzug nach Niedersachsen bereits in Freiburg an einem Weltladen partizipiert hat. Auf dem Buchholzer Stadtfest, der "Fairen Woche" im September und am Weltladentag im Mai bieten die Buchholzer ihre Waren zudem an Verkaufsständen an. "Das sind für uns gute Gelegenheiten, neue Stammkunden zu gewinnen", sagt Jung. "La Esperanza" (Die Hoffnung) ist viermal in der Woche geöffnet: Dienstags von 15 bis 16.30 Uhr, mittwochs von 9.30 bis 13 Uhr, freitags von 10 bis 12 Uhr und sonnabends von 9.30 bis 13 Uhr.

Weiterführende Informationen: www.weltladen.de sowie www.kirchenkreis-hittfeld.de/buchholz-st-paulus/la-esperanza.html.