Das Art Café eröffnet heute. Es soll den Durchgang unter dem Harburger Ring aufwerten

Harburg. Auf diesen Tag haben viele Harburger schon lange gewartet. Heute um 17.30 Uhr eröffnet Künstler "Toro" sein Art Café "My Toro" in der Unterführung zwischen Lüneburger Straße und Seevepassage. Mit der Eröffnung erhält Harburgs bislang recht verrufener Tunnel die Chance, vom schmuddeligen Versammlungsort für Trinker zu einem Künstlertreff mit Raum für Kulturveranstaltungen aufzusteigen. Die Kultur aus Harburgs Untergrund wird allerdings zu keinem kurzfristigen Wandel führen. Künstler Toro, der mit richtigen Namen Mentor Ejupi heißt, aus dem Kosovo stammt, seit 1993 in Harburg lebt und sich als Harburger fühlt, rechnet mit Verbesserungen in kleinen Schritten. Dabei hat er Großes vor: Künstler aus aller Welt will er nach Harburg holen. Im Juni soll ein zusammen mit dem Unternehmen Süderelbe-Events ausgearbeiteter Programmplan vorgestellt werden.

"Ich möchte zeigen dass es möglich ist, auch mit geringen Geldmitteln internationale Kunstszene nach Harburg zu bringen", sagt er. Ausstellungen von Bildern und Skulpturen will er bieten, klassische Konzerte, aber auch Rockmusik. Dieses Jahr sind zehn Veranstaltungen geplant. Davon einige Veranstaltungen vor der Tür beim Eingang Lüneburger Straße, sogenannte Outdoor-Veranstaltungen, oder im Caféraum. Und ab Oktober auch auf der Atelier- und Ausstellungsfläche, die derzeit noch für die Vorstellung der Projekte der Internationalen Bauausstellung genutzt wird.

Noch gestern wurde in den Räumen des Art Cafés gearbeitet. "Zur Eröffnung wird alles fertig sein", gab sich Toro zuversichtlich. Ab 17.30 Uhr können heute alle Harburger vorbeischauen. Musikalisch wird es dann zur Sache gehen. Das Duo Geff Harrison (die Reibeisenstimme) und Steve (Keyboard) werden aktuelle Hits, Evergreens und Oldies spielen. Das Café wird künftig ab 8 Uhr morgens an jedem Tag der Woche bis in die Abendstunden geöffnet haben. Kaffee und Tageszeitungen werden angeboten, vermutlich demnächst auch WLAN für Smartphonenutzer. Wein und Bier sind ebenfalls im Ausschank. Und für Besucher des My Toro gibt es per Schlüssel auch Zugang zu den neuen Toilettenräumen im Tunnel. Derzeit befinden sich Gemälde von Toro an den Wänden des Cafés.

Mit dem Harburger Bezirksamt hat Toro einen Mietvertrag über zunächst zehn Jahre abgeschlossen. Wie berichtet hat die Bezirksverwaltung die Neugestaltung des Tunnels in Auftrag gegeben, wofür auf politischen Beschluss Bezirksmittel in Höhe von 375.000 Euro locker gemacht worden waren. Im Oktober 2012 war mit dem Umbau begonnen worden. Pflanztröge wurden entfernt, um neben der Treppe den Fußweg zum Tunnel verbreitern zu können. Für die Einrichtung von Ausstellungsräumen und Café auf rund 150 Quadratmeter Grundfläche wurden Metall-Glaswände gezogen. Die Tunneldecke erhielt einen neuen, weißen Anstrich und neue Deckenleuchten. Anfang dieses Jahres bewilligte die Bezirksversammlung weitere 200.000 Euro für Reparaturen an den Treppen sowie den Abriss und die Erneuerung von Wandverkleidungen.

Mit Hochdruckreinigern wurden inzwischen auch die im Tunnelzugang stehenden Kunstwerke von Johannes Ufer, Stele, Würfel und Wandrelief, gereinigt. In gewisser Weise bedauert Toro, dass die Abkürzung T666 im Bereich der Kunst bereits vergeben ist. Er hätte seinem Art Café ansonsten diesen Namen gegeben. Mit "BR.-NR. T666" ist nämlich der Tunnel im Hamburger Bauwerkeverzeichnis gelistet und an einem Stützpfeiler kenntlich gemacht.

Demnächst will der Künstler von ihm zwei bereits bunt bemalte Treppenzugänge des Tunnels farblich wieder auffrischen und die Stufen eines weiteren Zugangs mit Noten bemalen. "Ich werde darauf achten, dass hier nicht mehr alles verschmutzt wird", sagt Toro. "Der größte Feind Harburgs ist der Harburger selbst. Ich hoffe, dass künftig Rücksicht genommen wird." Sein Café soll keine kommerzielle Galerie sein. Auch mit Kunst im öffentlichen Raum soll experimentiert werden.