Der geplante Ponton im Harburger Binnenhafen könnte den Trainingsbetrieb lahmlegen. Auch Schulen wären betroffen.

Harburg. Die Mitglieder des Ruderclubs Phönix Harburg machen sich Sorgen um die Zukunft ihres Trainingsbetriebs. Sollte der Bezirk Harburg wie zunächst vorgesehen nach dem Binnenhafenfest (1. und 2. Juni) einen Schwimmponton quer über den Lotsekanal im Harburger Binnenhafen legen, wäre die Trainingsstrecke der Ruderer versperrt. Die Zukunft des Rudersports im Harburger Binnenhafen ist ungewiss. "Es gäbe Lösungsmöglichkeiten, wenn man adäquat miteinander sprechen würde, aber es passiert nichts", sagt der 1. Vorsitzende Stefan Ecks.

Betroffen wären nicht nur die 30 Vereinsmitglieder, von denen 20 Jugendliche sind. Der Ruderclub arbeitet auch mit zwei Harburger Schulen zusammen, betreut insgesamt 30 Schüler des Heisenberg-Gymnasiums und der Goethe-Schule. Die "Kooperation Schule und Verein" gilt als wichtiger Baustein in der Entwicklung der Ganztagsschullandschaft in Hamburg.

Der 45 Meter lange Ponton soll den Kanalplatz mit dem Lotsekai verbinden, um Besucher der Internationalen Bauausstellung bis Oktober ohne Umweg zu den Ausstellungsbauwerken auf der Schlossinsel zu bringen. Der Umweg ist aber lediglich etwa 300 Meter kurz: In dieser Entfernung existiert bereits eine Querung zur Schlossinsel, die Lotsebrücke. Der Ponton dient nur als Zwischenlösung, weil die Ausschreibung für den Bau einer Drehbrücke keinen Erfolg brachte. Die Kosten für den Bau der Brücke erwiesen sich als unverhältnismäßig hoch, am Ende sollten es 3,65 Millionen Euro sein. Der Bezirk Harburg hält dennoch an dem Brückenvorhaben fest, allerdings soll die Lösung kostengünstiger sein.

Der Ponton läge flach auf dem Wasser und wäre eine Barriere für die Sportruderboote und die etwa zehn Freizeitboote, die sich im Binnenhafen aufhalten. Der Ponton würde den Schiffsverkehr zwar nicht vollständig zum Erlahmen bringen. Die Idee ist, dass Kapitäne ihre Schiffspassage einen Tag vorher anmelden und der Ponton dann weggezogen würde.

Für die Rudersportler ist diese Praxis keine Lösung. Außer Mittwochs trainieren sie jeden Tag. Nach Angaben des Ruderclubs legen die Sportler 50.000 Trainingskilometer im Jahr auf der zwei Kilometer langen Strecke im Binnenhafen zurück.

Die Bezirksverwaltung hat zwar Gespräche mit verschiedenen Anliegern im Binnenhafen geführt, um festzustellen, wer durch den Ponton wie beeinträchtigt sein könnte. Den Ruderclub soll er nach Angaben seines Vorsitzenden aber zunächst vergessen haben.

Mittlerweile suchen die Fachabteilungen der Verwaltung nach Lösungen für den Rudersport - bisher offenbar ohne Erfolg. Man habe dem Ruderclub eine Durchfahrbreite von zwei Metern angeboten, sagt Stefan Ecks, ein früherer Ruder-Weltmeister und heute Marketing-Manager in der Schiffswirtschaft. Die Ruderer müssten die Skulls, so heißen die "Paddel", hochhieven und sich durch das Nadelöhr gleiten lassen.

Für Stefan Ecks hätte das mit einem sinnvollen Training nichts zu tun. Ruderer benötigten ein Maß, durch das sie locker hindurch kämen. "Wir brauchen zwölf Meter Durchfahrbreite" sagt er. Eine nur zwei Meter breite Durchfahrt könnte die Rudersportler gefährden. Der Trainer gibt zu bedenken, dass der 13 Jahre alte Junge, der vor drei Wochen auf der Alster aus seinem Ruderboot gefallen war und anschließend zu Tode kam, höchstwahrscheinlich mit seinen Skulls an einer Boje hängen geblieben sei.

Der Ponton läge so nahe am Vereinsgebäude und dem Wassereinstieg der Rudersportler, dass ihnen nur wenige hundert Meter Trainingsstrecke blieben, sollte der Ponton ein unüberwindbares Hindernis bleiben. Die Phönix-Ruderer fahren mit bis zu 16 Stundenkilometern schnell. "Wenn wir zu oft wenden müssen, ist das kein Training mehr", sagt Stefan Ecks.

Eine andere Lösung für die Dauer des Provisoriums könnte sein, dem Ruderclub einen anderen Wassereinstieg zu schaffen, damit die Länge der Trainingsstrecke dem Leistungssport gerecht bleibt. Die hohen Kaimauern im Binnenhafen würden den Neubau eines Bootsstegs erfordern - und der gilt mit mindestens mehreren tausend Euro Baukosten als zu teuer. "Wir können aber auch nicht aus einen Meter ins Wasser springen", macht Stefan Ecks deutlich.

Stefan Ecks appelliert vor allem an die Bezirkspolitiker, neben einer rein kommerziellen Nutzung auch Platz für das sozial- und Vereinsleben im Binnenhafen zu belassen. Im nächsten Jahr nehmen Sportler des Ruderclubs Phönix an den Junioren-Weltmeisterschaften in Hamburg teil. Stefan Ecks, 37: "Wir wollen Jugendarbeit vom Allerfeinsten machen."