Artenschützer profitieren von Neuregelung der Aufstallpflicht . Unterstützung aus Hannover

Lüneburg . Sie sind alt, sie sind selten, sie sind geschützt - und sie brauchen viel Auslauf: Geflügelrassen, die in ihrem Bestand bedroht sind. Wie das Vorwerkhuhn aus Hamburg oder die Gans aus Diepholz. Viele der gefiederten Tiere leben im östlichen Teil des Landkreises Lüneburg, der sogenannten Arche Region. Ihre Halter wehren sich seit Jahren gegen die Regelungen der Stallpflicht. Jetzt haben sie Unterstützung bekommen: SPD und Grüne wollen sich für den Freilauf von Vorwerkhuhn, Diepholzer Gans und Co einsetzen.

Während der Zugvögel-Saison im Frühjahr und im Herbst müssen Hühner, Enten und Gänse vom 1. März bis zum 30. April und vom 1. September bis zum 30. November in Niedersachsen im Stall stehen - Stichwort Vogelgrippe. Probleme macht die Verordnung den privaten Haltern bestandsbedrohter Rassen, denn sie brauchen viel Auslauf. Doch jetzt schöpfen sie Hoffnung aus einer gerade im Bundestag beschlossenen Reform der Geflügelpest-Verordnung: Laut Landkreisverwaltung sieht die Neuregelung vor, die generelle Aufstallpflicht aufzuheben und nur in begründeten Fällen anzuordnen.

Dazu sagte Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) bei einem Ortstermin mit Vertretern der neuen Landesregierung in Hannover: "Im gesamten Landkreis Lüneburg werden weniger als 50 000 Hühner gehalten, so viel wie in anderen Regionen in einem Stall untergebracht sind. Wir haben uns bisher in Mithaftung gefühlt für die vielen Geflügelgroßhaltungen in den anderen niedersächsischen Regionen."

Für die engagierten Artenschützer der Arche-Region sei die Reform der Verordnung "der Schritt in die richtige Richtung". Jetzt müsse jedoch sichergestellt werden, dass es auf Landesebene keinen neuen Erlasse gebe, der die Aufstallpflicht für Niedersachsen und damit auch für die Tierhalter im Amt Neuhaus wieder verschärfe.

Insgesamt 858 Geflügelhalter gibt es im Landkreis Lüneburg, rund 800 von ihnen besitzen laut Amtsveterinär Thomas Volksdorf weniger als 50 Tiere. In der Arche-Region selbst werden nur kleine Menge gehalten: Die meisten Halter zählen nicht einmal 30 Hühner oder Enten ihr Eigen. Sie leben überwiegend in Freilandhaltung, daher stelle die Aufstallpflicht eine große Belastung dar, sagte Hartmut Heckenroth von der Arche-Region beim Ortstermin in Preten.

Schützen durch Nutzen lautet das Motto der Artenschützer, die eben jene Rassen halten und nutzen, die nicht zu den modernen Hochleistungsrassen gehören - aber wichtig für den Genpool sind.

Die Reaktion der Landtagsabgeordneten von SPD und Grünen werden die Halter gern hören. Sie sprachen sich allesamt dafür aus, dass die Reform der Geflügelpest-Verordnung in Niedersachsen unverändert greifen solle. Die bisherige Regelung sei insbesondere in der Arche-Region unverhältnismäßig, waren sich Miriam Staudte (Grüne) aus dem Wahlkreis sowie die agrarpolitischen Sprecher Wiard Siebels (SPD) und Hans-Joachim Janssen (Grüne) einig. Sie kündigten an, einen möglichen verschärfenden Erlass auf Landesebene nicht mittragen zu wollen.