Eine Glosse von Julia Witte

Ich muss etwas gestehen: Ich bin keine Norddeutsche. In der Regel nimmt mir das niemand besonders übel. Meist kann ich mich sogar durchmogeln. Und wenn ich den Menschen erzähle, dass ich ursprünglich aus dem Ruhrgebiet komme, sagen sie mir meist, dass man mir die Herkunft nicht mehr anhört. Ich sage Moin, und auch das Schnacken geht mir inzwischen leicht von den Lippen.

Was aber auch nach Jahren im Norden nicht in meinen Sprachgebrauch übergehen will, ist der Sonnabend. Die Kollegen in der Redaktion treibe ich damit regelmäßig in den Wahnsinn. Kaum eine Wochenendankündigung, in der mir nicht doch Samstag durchrutscht. Kaum ein Text, aus dem sie mir nicht das böse S-Wort rausredigieren müssen. Inzwischen habe ich einen Zettel in Knallfarbe an meinem Arbeitsplatz kleben.

Geholfen hat das bislang nicht. Kein Wunder: Mehr als 25 Jahre meines Lebens hieß der sechste Tag in der Woche Samstag. Und es waren Jahre, die mich entscheidend geprägt haben. Wie soll man denn an das Sams aus Paul Maars Kinderbuch glauben können, wenn es gar keinen Samstag gibt? Das ist schwer, und der Samstag wird mir fehlen. Trotzdem gelobe ich hiermit Besserung. Sowie ich den Schirm inzwischen mit einem kurzen "i" ausspreche, soll auch der Sonnabend zur Selbstverständlichkeit werden.

Nur eine Bitte habe ich: Den Begriff Sonnabendabend möchte ich auch weiterhin umständlich finden dürfen.