Grund ist ein Technikproblem bei der Telekom. Möbelhändler ist kaum noch erreichbar

Elstorf. Nicht immer und überall erreichbar zu sein: Das ist ein Luxus, den sich Unternehmer heutzutage nur selten erlauben können. Auch Michael Will, Inhaber von Polstermöbel Prigge in Elstorf, ist darauf angewiesen, dass seine Kunden ihn jederzeit anrufen können. "Vom persönlichen Kontakt leben wir schließlich", sagt der Geschäftsmann. Doch seit geraumer Zeit - seit mehreren Wochen - klingelt das Telefon in der Lindenstraße 20-24 seltener als zuvor. Grund ist eine aktuelle Störung eines technischen Gerätes: Des Routers Speedport W 921V der Telekom. Betroffen sind neben Will auch zahlreiche andere Kunden des Telekommunikationsriesen.

Als es Anfang des Jahres ein weniger ruhiger wurde, führte Michael Will das zunächst auf die Feiertage zurück. "Viele haben ihr Weihnachtsgeld in Möbel investiert, danach geht die Nachfrage meist ein bisschen zurück", erzählt der Elstorfer. Doch auch in den folgenden Monaten blieb die Anzahl der Anrufe im Geschäft unerwartet niedrig.

Erst als ein Stammkunde den Möbelexperten darauf aufmerksam machte, dass er wiederholt erfolglos versucht habe, ihn telefonisch zu erreichen, wurde Michael Will misstrauisch. "Der Kunde, der mit mir über einen Auftrag sprechen wollte, war entsprechend sauer, dass er mich nicht ans Telefon bekommen konnte. Und das blieb kein Einzelfall: Danach kamen auch andere Anrufer nicht durch, die Leitung war tot, kein Freizeichen, nichts", sagt er. Doch um weiter wirtschaftlich arbeiten zu können, ist Will wie alle anderen Unternehmer darauf angewiesen, telefonisch erreichbar zu sein. "Stammkunden sind beharrlich. Aber ein potenzieller Neukunde macht das vielleicht zwei bis dreimal mit. Danach ruft er nicht mehr an und mir entsteht ein finanzieller Schaden", sagt er.

Mitte April wandte sich Michael Will an seinen Telefonanbieter, die Telekom, und informierte die Störungsstelle. Kurz darauf gab es die Rückmeldung, dass es sich bei dem Phänomen um eine "Massenstörung" handele, die in etwa zwei bis drei Wochen behoben sein sollte. "Mir wurde gesagt, dass ich ja eine Rufumleitung einrichten könnte. Die Umleitung aber kostet zusätzliches Geld, meine Handyverbindung ist nicht überall gut, und ich weiß ja gar nicht, ob es dann wirklich wieder funktioniert, weil ich nicht kontrollieren kann, wie viele Leute vergeblich versucht haben, mich zu erreichen", so Michael Will.

Michaela Schwinge, Mitarbeiterin der Telekom-Unternehmenskommunikation, bestätigt, dass es derzeit Störungen beim Router Speedport W 921V gibt, die mit einem Softwareupdate behoben werden sollen. Wann das Update zur Verfügung steht, sei aktuell noch nicht bekannt. Die Störung könne aber mit dem Neustart des Routers mittels Ziehen des Netzteils behoben werden. Das verhindere allerdings nicht, dass das Problem erneut auftrete.

"Ziehen des Netzteils und Neustart - das habe ich schon öfter gemacht. Das hat aber leider nicht viel gebracht", sagt Michael Will. "Und jetzt haben wir sogar das Problem, dass der Anrufer zwar durchkommt, ich ihn hören kann, er mich aber nicht. Wenn ich Glück habe, ruft er ein zweites und drittes Mal an - und dann klappt es vielleicht."

Auch das hat der Elstorfer, der in vierter Generation das 1909 gegründete Familienunternehmen an der Lindenstraße führt, bereits der Störungsstelle gemeldet. "Die nehmen das aber immer nur zur Kenntnis und eine Stunde später gibt es dann eine Mail mit dem Hinweis, dass die Störung behoben wurde. Das ärgert mich - und ich bin eigentlich ein sehr geduldiger Mensch."

Obwohl er sich bewusst für die Telekom entschieden hat, schließt Michael Will den Wechsel zu einem anderen Anbieter mittlerweile nicht mehr aus. "Ein solches Problem kann ich mir auf Dauer nicht leisten. Sollte das so weitergehen, ohne dass sich wirklich etwas tut, werde ich mich um eine Alternative kümmern", sagt der Elstorfer. Ein Sonderkündigungsrecht räumt die Telekom ihren Kunden in einem solchen Fall allerdings nicht ein. "Unser Kundenservice bietet individuelle Lösungen an", heißt es dazu von Michael Weidenbrück aus der Zentrale der Unternehmenskommunikation in Bonn. Auch ein "Schadensersatz im Verdienstausfall" hänge vom jeweiligen Vertrag ab und werde je nach Einzelfall entschieden. Grundsätzlich könne aber jeder Kunde seinen Anspruch geltend machen.

Ansprechpartner ist ebenfalls der Kundenservice, der unter der kostenfreien Rufnummer 0800/330 10 00 zu erreichen ist. Wie aber will die Telekom etwas bewerten, das gar nicht messbar ist? "Wie hoch der entstandene Schaden für den Kunden ist, entscheidet unsere Versicherung", sagt Weidenbrück.

Bis dahin bleibe den betroffenen Kunden nur die Möglichkeit, das Problem mit ein paar Handgriffen selbst zu beheben. Wer nicht über das sogenannte VoiceoverIP telefoniert, sondern noch eine "Splitterdose" in der Wand hat, könnte das Telefon direkt - also ohne Router - ans Netz anschließen und die Störung somit umgehen, heißt es von Seiten der Telekom.