Lüneburg schafft mit dem zweiten Fahrradparkhaus am Bahnhof ein neues Angebot für die 8000 täglichen Pendler

Lüneburg . Lüneburg sagt du. "Lass dein Fahrrad nicht im Regen stehen", hat die Verwaltung auf einen Flyer drucken lassen, der auf sympathische Art für das neue Fahrradparkhaus am Bahnhof wirbt. Obwohl Werbung eigentlich gar nicht notwendig sein dürfte - das Angebot ist schließlich kostenlos. Heute um 10 Uhr ist die offizielle Eröffnung.

Jahrelang hat die Stadt geplant und gewartet, weiter geplant und nach Geldgebern Ausschau gehalten, ein Jahr dauerte schließlich der Bau: Das neue Parkhaus mit Platz für 800 Fahrräder hat inklusive Grunderwerb und Abriss der vorher dort gelegenen Halle 1,9 Millionen Euro gekostet.

"Wir reagieren darauf, dass immer mehr der täglich etwa 8000 Pendler mit dem Fahrrad zum Bahnhof kommen", sagte Umweltdezernent Markus Moßmann am Dienstag bei einer ersten Begehung. 2005 waren es noch knapp 6500 Pendler täglich. Nach Münster besitze die Stadt Lüneburg jetzt bundesweit die zweitmeisten überdachten Radabstellplätze an Bahnhöfen.

Möglich ist das nur, weil sich neben der Hansestadt selbst mit rund einer Million Euro auch der Landkreis mit 200 000 Euro, die Landesnahverkehrsgesellschaft mit 530 000 Euro und der Förderfonds Hamburg-Niedersachsen mit 85 000 Euro an der Finanzierung beteiligt haben. Ohne die Zuschüsse wäre nur eine ebenerdige, nicht überdachte Lösung möglich gewesen.

Jetzt stehen die Räder auf zwei Ebenen trocken und videoüberwacht, zudem ist das Gebäude 24 Stunden geöffnet und die ganze Nacht über beleuchtet. Einziges Problem derzeit: Wer auf die obere Ebene will, muss umständlich den Umweg um das Gebäude des Westbahnhofs herum nehmen, da die Stadt noch immer mit der Deutschen Bahn AG darüber verhandelt, eine Rampe an der Treppe zwischen Westbahnhof und Bäcker zu bauen - den kürzesten Weg zur zweiten Ebene.

"Die Bahn hat ihre geplanten Arbeiten am Westbahnhof verschoben", sagte Stadtbaurätin Heike Gundermann. "Daher gibt es derzeit noch eine Übergangslösung." Als Wiedergutmachung und Begrüßungsgeschenk lässt die Verwaltung 2000 knallrote Sattelmützen auf die geparkten Räder spannen: Sie schützen vor Regen, sobald der Besitzer sein Velo aus dem neuen Parkhaus hinausrollt.

Es ist die lang ersehnte Ergänzung zu dem seit 1996 bestehenden Radspeicher mit 1300 Parkplätzen. Vorteil dort: Er liegt direkt an Gleis 1, der Laden mit Werkstatt ist an 360 Tagen besetzt und garantiert die Reparatur am selben Tag, wochentags bis 20 Uhr und am Wochenende bis 18 Uhr kontrolliert jemand die Videoaufzeichnungen - doch der Service hat seinen Preis: 80 Cent pro Tag und Fahrrad respektive 70 Euro pro Jahr.

Dass das neue Parkhaus gegenüber, keine 100 Meter entfernt gelegen, zur existenzbedrohenden Konkurrenz für das bestehende, privat geführte werden könnte, davor hat im Lüneburger Rathaus aber niemand ernsthaft Angst. "Rund 500 Räder stehen derzeit im Bereich des Bahnhofsvorplatzes", sagt Umweltdezernent Markus Moßmann. "Und für die Dauerplätze im Radspeicher gibt es eine Warteliste."

Das Parkhaus gehört zur seit mehreren Jahren laufenden, rund acht Millionen Euro teuren Erweiterung des Lüneburger Bahnhofs. Der Busbahnhof ist um sechs überdachte Haltebuchten vergrößert worden, eine neue Brücke gebaut. Fehlen nur noch weitere Parkmöglichkeiten für Autofahrer.

Dass die an Laternen abgeschlossenen oder auch einfach so auf dem Vorplatz und der näheren Umgebung abgestellten Räder nun weniger werden und die Besitzer sie im neuen Parkhaus abstellen, das ist die Hoffnung der Stadt. Vor Jahren hatte das Rathaus bereits mit einem Fahrrad-Parkverbot der Lage Herr werden wollen, war aber vor Gericht mit dem Vorstoß gescheitert. Jetzt setzt die Verwaltung auf ein kostenloses Angebot, Freiwilligkeit - und das freundliche "du".