Nun laufen die Vorbereitungen für eine Hafenschlickdeponie in Moorburg-Mitte. Der Bürgerprotest kocht weiter.

Francop/Moorburg . Rehe laufen über den Weg, Bodenbrüter haben das umzäunte, weite Grünland zu ihrem Revier erklärt und Greifvögel kreisen am Himmel. Die Hafenschlick-Deponie in Francop hat zwar erst in drei Jahren ihre Kapazitätsgrenze erreicht und wird fertiggestellt, hat sich aber bereits in weiten Teilen zu einem wahren Paradies für Tiere entwickelt.

Seit mehr als 20 Jahren wächst die Deponie auf dem Gelände des Spülfelds Blumensand, belegt eine Fläche von 143 Hektar, hat eine Höhe von 38 Meter erreicht und wird bei der Fertigstellung im Jahr 2016 gut 8,5 Millionen Kubikmeter Baggergut aus dem Hamburger Hafen aufgenommen haben. Der Schlick gilt zumeist mit Schwermetallen als schadstoffbelastet. Ansonsten trägt die Deponie eine Abdeckung aus unbelastetem Mutterboden, wird mit Gras und Bäumen begrünt und soll später als öffentliche Parkanlage zu nutzen sein. Der stellvertretende Deponieleiter, Diplom-Geograph Wolfgang Zieler, betont, dass die Belastungswerte der Deponieklasse eins entsprechen. Das sei ein noch relativ niedriger Wert.

Parallel zum Deponiebau in Francop laufen nach wie vor die Vorbereitungen für einen weiteren Deponieberg im Bezirk Harburg, in Moorburg-Mitte. Dort soll auf einem etwa 45 Hektar großen ehemaligen Entwässerungsfeld ein bis zu 30 Meter hoher Berg aus getrocknetem Schlick aufgeschichtet werden, deutlich kleiner als der Berg in Francop. Nach wie vor sind die gut 800 Bewohner Moorburgs, die schon seit 1982 wegen der Hafenerweiterungspläne des Hamburger Senats unter Veränderungssperren für ihre Wohngebiete leiden, strikte Gegner der Deponiepläne. Und auch die Bezirkspolitiker in Harburg hegen keine Sympathie für das von der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) gesteuerte Vorhaben.

HPA-Sprecher Alexander Schwertner sagt zum derzeitigen Stand der Entwicklung: "Wir hatten vergangenes Jahr einen Scopingtermin unter anderem mit Umweltverbänden und dem Gesprächskreis Moorburg, bei dem Untersuchungen für die Umweltverträglichkeitsprüfung festgelegt worden waren." Von Gutachtern, Ingenieurbüros und Fachleuten von HPA werden die Unterlagen erstellt für das Planfeststellungsverfahren, das im kommenden Jahr beginnen soll. Die Unterlagen werden bei der Planfeststellungsbehörde, der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) eingereicht. Noch in diesem Jahr, vor Beginn des Planfeststellungsverfahrens, will HPA die Bewohner Moorburgs zu einer weiteren Informationsveranstaltung einladen. Eine erste Informationsveranstaltung war 2011. Gegen einen Planfeststellungsbeschluss könnte vor Gericht geklagt werden. Alexander Schwertner rechnet bis zu einem Bau der Deponie mit zeitlichen Verzögerungen.

Noch bis etwa 2025 reicht die Aufnahmekapazität der Schlickdeponie Feldhofe im Bezirk Bergedorf, die nimmt jährlich etwa 250.000 Kubikmeter getrockneten Hafenschlick auf, die Hälfte von dem, was Hamburg jährlich an belastetem Material baggert, damit Seeschiffe im Hafen fahren können. Die andere Hälfte kommt nicht nur nach Francop, sondern inzwischen auch auf Deponien in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Schwertner: "Dadurch gewinnen wir etwas Zeit, aber für die Unterbringung in den Nachbarländern müssen wir auch viel Geld bezahlen."

Noch in diesem Monat kommt der vom Senat eingerichtete "Ständige Gesprächskreis Moorburg" zusammen, in dem Bewohner etwa viermal pro Jahr über die aktuellen Pläne der Hafenentwicklung informiert werden. Sören Schinkel, Einwohner Moorburgs und Mitglied der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung, wird auch wieder dabei sein und Stellungnahmen abgeben, die den Vertretern der Hamburger Verwaltung nicht schmecken werden.

Er wird zur Sprache bringen, wie gestern im Abendblatt zu lesen war, dass Hamburg schon in wenigen Jahren das Geld für Investitionen in die Hafenentwicklung fehlen wird. Schinkel: "Die Hafenentwicklung hat bereits ihre von der Elbe und dem Stadtgebiet vorgegebenen Grenzen erreicht. Mehr ist da nicht drin. Und wir sollten mit den wenigen Flächen, die wir haben, nicht auch noch verschwenderisch umgehen. Moorburg ist zu kostbar für eine Schlickdeponie." Schinkel greift die Forderungen des Moorburgers Rainer Böhrnsen auf. Dem schwebt die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen in einem "Wissenspark" vor und die Ansiedlung von Unternehmen der erneuerbaren Energietechnik.