Der Kreisimkerverein Stade kennt keine Nachwuchssorgen. Immer mehr junge Menschen begeistern sich für Hautflügler, Arbeiterinnen, Königinnen und Drohnen

Buxtehude/Stade . Für viele Mädchen liegt das größte Glück der Erde einzig auf dem Rücken der Pferde. Bei Lara Puchta liegt die Sache etwas anders. Ihr Traum ist die Imkerei. Gerade drückt die zwölf Jahre alte Gymnasiastin aus Stade für mehrere Monate an vielen Sonnabenden die Schulbank, lernt eine Menge über das Verhalten der Bienen, das Honigmachen, Bienenkrankheiten und darüber, wie man einen Bienenschwarm einfangen kann. "Ich habe meine Eltern so lange genervt, bis ich zum Imker-Kursus gehen durfte. Im Fernsehen sah ich einen Film über Bienen, danach habe ich viele Bücher über diese Tiere gelesen. Mich fasziniert, wie fleißig sie sind, und ihr Sozialverhalten", sagt Lara.

Seit vielen Jahren bietet der Stader Kreisimkerverein Grundkurse an. Lara ist die jüngste Teilnehmerin in diesem Jahr. 40 angehende Imker sitzen an diesem Sonnabend im Klassenraum der Berufsbildenden Schule in Stade. Die Kurseinheit heißt "Gesundheit der Honigbiene". Der junge Imker Jan Martens vom Kreisimkerverein Stade erzählt den Teilnehmern all das, was ein Imker über die Biologie der Hautflügler, über Arbeiterinnen, Königinnen und Drohnen, über die Riesenbienen aus Afrika und über Minibienen wissen sollte. Martens erzählt, dass sich die Menschen schon vor 12.000 Jahren an den Bienen bereichert haben, und dass bei den alten Ägyptern Honig ein Luxusartikel war. Vom Mittelalter bis ins 17. und 18. Jahrhundert hinein wurde in Bäumen geimkert. Und der Imker räumt mit der Mähr auf, dass die Königin das Volk regiere. "Sie ist vielmehr die wichtigste Arbeiterin des Bienenvolkes. Ist sie zu alt, um Eier zu legen, ist das der Untergang eines Volkes", sagt der Informatiker, der mit seinen beiden Brüdern Nico und Lutz im Garten der Eltern in Buxtehude eine Hobby-Imkerei betreibt.

"Unsere Bienen sind in der Regel friedlich, aber ab vier Stöcken ist so ein Garten dann doch nicht mehr für Menschen bewohnbar", sagt Jan Martens. Sein Bruder Nico, 27, macht gerade seinen Meister in Garten- und Landschaftsbau. "Unser Opa hatte ein paar Völker. Jan hat ihm früher geholfen, und so bin ich auch dazu gekommen. 2011 habe ich diesen Kursus besucht", sagt Nico Martens, der inzwischen 1. Vorsitzender des Stader Imkervereins ist und die Kurse organisiert. 33 Völker bewirtschaften die Brüder inzwischen. Freunde und Verwandte werden mit dem süßen Brotaufstrich beschenkt. Einen Teil verkaufen sie.

Die Imkerei ist ganz groß im Kommen. Für alte Imker wie Heinrich von Holleufen aus Buxtehude, sind die Brüder Martens und Lara ein Glücksfall. "Vor Jahren noch hatten wir große Nachwuchssorgen. Wir sind selbst überrascht, wie viele junge Menschen unsere Kurse besuchen und auch bei der Imkerei bleiben", sagt von Holleufen, der die eigene Imkerei längst aufgegeben hat aus Altersgründen.

Heute hält der Ingenieur Vorträge, macht Schulungen, berät junge Imker und vermittelt Bienenvölker an den Nachwuchs im Verein. Dank der Imker-Kurse hat sich die Mitgliederzahl im Stader Kreisimkerverein mehr als verdoppelt und liegt jetzt bei etwa 235 Mitgliedern. Und immer mehr Städter, so von Holleufen, hielten drei bis vier Bienenvölker im Garten hinter dem Haus. "Man muss die Ausflugslöcher im Bienenstock nur so ausrichten, dass die Bienen auf ihrer Futtersuche gar nicht erst auf die Idee kommen, sich im Nachbargarten umzusehen", sagt Nico Martens. Zudem seien die hier gängigen Zuchtbienen allgemein friedlich, erklärt der Imker. Allerdings sollte man einen gebührenden Sicherheitsabstand von den beflügelten Arbeiterinnen einhalten, wenn der Raps blühe. Da verstehen die Tierchen keinen Spaß, sagt Martens.

In diesem Jahr ließen die ersten Sonnenstrahlen und Frühlingstemperaturen lange auf sich warten. Nico und Lutz Martens nutzten den ersten schönen Tag, um einige Teilnehmer in die Praxis der Imkerei einzuführen. Auch Lara gehörte zu der Gruppe, die in Buxtehude die Bienenvölker vor Ort besuchte. Längst habe sie ihre Eltern schon dazu überreden können, ihr zum Imker-Kursus auch drei Bienen-Völker und die Grundausstattung zu schenken, sagt sie. "Aus Honig mache ich mir eigentlich gar nicht so viel. Den werde ich einfach verschenken." Sie wolle zu Hause im Garten imkern. "Vorher bin ich aber durch die Nachbargärten gelaufen und habe nachgesehen, was dort so blüht, und ob meine Bienen genügend Nahrung finden", sagt Lara. Nach dem Grundkursus, rät Nico Martens, sollten angehende Imker sich einen Imker-Paten suchen und ihn. Erst in der Praxis lerne man aus Fehlern, so Martens.