Darmkrebs-Präventionskampagne bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück

Harburg. Die Initiatoren der Darmkrebspräventionskampagne "1000 mutige Männer" haben wirklich nichts unversucht gelassen, um die Aktion auch in Harburg zu einem Erfolg werden zu lassen. Zunächst hatten die Hamburger Krebsgesellschaft und die Barmer GEK die sonst übliche Laufzeit der Aktion Ende März um zwei Monate bis zum 31. Mai verlängert. Jetzt wurde zudem noch Bezirksamtsamtsleiter Thomas Völsch gebeten, mit einem Mail-Aufruf unter seinen 785 Mitarbeiter noch einmal für frische Impulse im Endspurt zu sorgen.

"Offenbar haben wir noch immer zu wenig Männer ab 55 Jahren erreicht, um ihnen die Bedeutsamkeit einer prophylaktischen Darminspektion vor Augen zu führen", so Völsch. Deshalb wolle das Bezirksamt alles tun, um vielleicht doch noch mehr mutige Herren der Schöpfung zu gewinnen.

Dabei ist schon jetzt klar, dass Harburg auch die ohnehin schon deutlich reduzierte Zielzahl von 450 Freiwilligen bei weitem verfehlen wird. Ende vergangener Woche wies der Zähler auf der Homepage www.mutige-maenner.de/portalseite/hh-startseite.html gerade 268 mutige Männer aus.

Dr. Manfred Giensch, einer der sechs Harburger Internisten, in deren Praxen die Vorsorgekoloskopien durchgeführt werden können, konstatierte denn auch konsterniert "ein schreckliches Desinteresse an diesem wichtigen Thema" südlich der Elbe. Aus Gesprächen mit seinen Kollegen wisse er, dass sich die Zahl der ohnehin wenigen durchgeführten Spiegelungen im Aktionszeitrum kaum erhöht habe und die Wirksamkeit der Kampagne so deutlich hinter den Erwartungen zurück bleibe.

Um den Mut der Harburger Männer noch einmal zu beflügeln, hat die Asklepios-Klinik Harburg jetzt auf Initiative von Professor Friedrich Kallinowski, des Chefarztes für Allgemein- und Viszeralchirurgie, zwei weitere attraktive Preise für die Projekt-Tombola zur Verfügung gestellt, die am Ende unter allen mutigen Männern ausgelost werden. Das ist zum einen ein Restaurantgutschein im Wert von 150 Euro, der im Heimfelder Privathotel Lindtner eingelöst werden kann. Und das ist zum anderen ein 150-Euro-Gutschein für die Holstein-Therme in Bad Schwartau.

Jahr für Jahr erkranken 1250 Hamburger an Darmkrebs, 123 sind es in Harburg. "Bundesweit sterben jährlich 28.000 Menschen an Darmkrebs, der damit die zweithäufigste Todesursache in Deutschland ist", rechnet Kallinowski vor. In den vergangenen acht Jahren seien zwar 50 000 Menschen durch Vorsorgeuntersuchungen gerettet worden, so der Mediziner. Es hätten aber dreimal so viele sein können, weil nur jeder Dritte die Vorsorge wahrnehme. Das ist umso bedauerlicher, als kaum eine andere Krebsart bei einer frühzeitigen Erkennung effektiver behandelbar ist. Denn schon während der Koloskopie, die bei Wunsch unter einer Kurznarkose stattfindet und zwischen 15 und 30 Minuten dauert, können Vorstufen weitestgehend komplikationslos entfernt werden. "Der Abtrag möglicher Polypen ist in der Regel sowieso schmerzlos, weil die Darmschleimhaut keine Schmerznerven hat", erklärt Dr. Klaus Reuter, einer der sechs niedergelassenen Harburger Gastroenterologen.

Warum sich Harburgs Männer so schwer damit tun, die wichtige Vorsorgeuntersuchung, deren Kosten ab einem Alter von 55 Jahren von den Krankenkassen zu 100 Prozent übernommen werden, bleibt auch ihm ein Rätsel.