Metin Hakverdi macht Urlaub, deshalb muss SPD-Distrikt-Chef Torsten Fuß die Bürger durch Wilstorf führen. Distrikt-Vorsitzender: “Eine Umplakatierung war einfach nicht mehr möglich.“

Harburg. Stell dir vor, es ist Wahlkampf und der Kandidat geht nicht hin. Der Wilhelmsburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Metin Hakverdi, tritt als Bundestagskandidat für Wilhelmsburg, Bergedorf und Harburg an. Auf Harburgs Straßen stehen überall die Plakate, die sein Konterfei zeigen und mit so genannten Störern auf die nächsten Termine mit Hakverdi hinweisen. So ist für den 5. Mai ein Stadtteilspaziergang durch Wilstorf angekündigt. Die SPD hofft, dass viele Bürger kommen. Nur einer kommt sicher nicht: Kandidat Hakverdi. Der ist dann nämlich im Urlaub.

Die Störer auf den Wahlkampfplakaten werden jeweils kurzfristig aufgeklebt. So auch die Ankündigung für den Stadtteilpaziergang durch Wilstorf. Parteiintern wird schon seit einigen Wochen gemunkelt, Hakverdi nehme persönlich gar nicht an dem Rundgang teil. Eine Nachfrage beim Kandidaten Hakverdi bringt die Gewissheit. "Mit dem Spaziergang habe ich nichts zu tun. Der wird von der SPD Harburg Ost organisiert, beziehungsweise der Veranstalter ist der Kreisverband Harburg. Das ist eine Veranstaltung im Rahmen des Wahlkampfes in Harburg. Es ist grundsätzlich die Partei, die solche Termine und Rundgänge organisiert. An diesem Termin bin ich nicht in Hamburg, sondern im Urlaub", so Metin Hakverdi.

Wohin die Reise geht, will der SPD-Kandidat nicht verraten. Das sei "privat", sagt er. Zudem seien es nicht seine Plakate, die da hingen. Allerdings, so räumt der Wilhelmsburger Jurist ein, sehe es wohl so aus, als ob es sich um seine Wahlplakate handle.

Wer ist denn nun der Veranstalter des Stadtteilspaziergangs durch Wilstorf? Auf der Homepage des Kreisverbandes Harburg wird der Stadtteilspaziergang überhaupt nicht in der Rubrik Aktuelles und Termine angekündigt. SPD-Kreischef Frank Richter stellt richtig, der Distrikt Harburg-Ost sei Veranstalter und Organisator des Stadtteilspaziergangs. Ihm sei bekannt, so Richter, dass Metin Hakverdi nicht zu dem Termin am Sonntag, 5. Mai, erscheine. "Bei solchen Veranstaltungen handelt es sich um Parteiveranstaltungen, zu denen die Kandidaten eingeladen werden", sagt Richter.

Allerdings müsse er einräumen, dass dieses Plakat mit dem Portrait von Metin Hakverdi und der darauf aufgeklebten Termin-Ankündigung bei "dem ein oder anderen Betrachter die Erwartung weckt, dass der Kandidat Metin Hakverdi an dem Rundgang teil nimmt". Aber, verspricht der SPD-Kreischef, es werde im Verlaufe des Wahlkampfes auch in Harburg noch ausreichend Gelegenheiten geben, den Kandidaten Hakverdi näher kennen zu lernen.

Vorsitzender des Distrikts Harburg-Ost, zu dem unter anderen die Stadtteile Wilstorf, Langenbek, Sinstorf und Rönneburg gehören, ist der Harburger Bezirksabgeordnete Thorsten Fuß. "Der Termin war mit unserem Kandidaten Metin Hakverdi geplant. Am 25. April haben wir damit angefangen, Metins Plakate mit den Störern für diesen Termin zu bekleben. Danach hat er kurzfristig abgesagt, mit der Begründung, dass ihm etwas Privates dazwischen gekommen ist. Dafür muss eine Partei auch im Wahlkampf Verständnis haben", erklärt der Distrikt-Chef nun die Abwesenheit der Hauptperson dieser Wahlveranstaltung.

Solche Veranstaltungen nutzen die Parteien in der Regel dazu, dass sich ihre Kandidaten bei den Wählern bekannt machen können. Anders herum: Die Kandidaten können sich bei solchen Gelegenheiten von ihrer besten Seite zeigen und auf Stimmenfang gehen, immerhin ist Wahlkampf. "Jetzt muss wohl Thorsten Fuß den Hakverdi geben", feixt ein Sozialdemokrat, der seinen Namen nicht so gern in der Zeitung lesen will.

Distrikt-Vorsitzender Thorsten Fuß bedauert zwar, dass die Hauptperson des Stadtteilspaziergangs aus privaten Gründen absagen musste, sieht die Angelegenheit aber pragmatisch. "Ich streite nicht ab, dass das alles etwas dumm gelaufen ist. Aber deswegen sage ich den Spaziergang nicht ab. Eine Umplakatierung war einfach nicht mehr möglich", so Fuß. Er selbst werde den Rundgang durch Wilstorf durchführen und "Erhellendes dazu beitragen", sagt der SPD-Mann. Immerhin sei er in Wilstorf geboren, kenne jeden Stein in dem Stadtteil und wisse genug über alle Bauvorhaben dort Bescheid. Er rechnet damit, dass rund 20 Menschen an dem Spaziergang teilnehmen werden.