Ein achtköpfiges Team will Betroffene aus der Isolation holen und die Angehörigen entlasten

Buchholz. Im Buchholzer Mehrgenerationenhaus Kaleidoskop startet im Juni ein Treff für Demenzkranke. Mit dem neuen Angebot will ein Team aus bisher acht Ehrenamtlichen gleich zwei Dinge bewirken. Zum einen wollen sie den Betroffenen die Möglichkeit bieten, sich mit anderen auszutauschen, damit sie aus der oftmals bestehenden Isolation herauskommen und die Angst vor der Krankheit verlieren. Zum anderen wollen sie den Druck von den pflegenden Angehörigen nehmen, damit sie auch mal Zeit für sich haben, während Mutter oder Vater im Mehrgenerationenhaus betreut wird.

Zweimal im Monat können Demenzkranke vom 10. Juni an jeden zweiten Montag im Monat für drei Stunden ins Kaleidoskop an der Steinstraße 2 kommen. Geplant sind viele Spiele und Gespräche, es wird gemeinsam gebastelt, gesungen, vorgelesen - nicht umsonst steht der Treff unter der Überschrift "Klönstuv". Die Gruppen sollen allerdings auf fünf bis acht Personen begrenzt sein, damit so eine gute Betreuung gewährleistet werden kann.

Die Idee zu dem neuen Angebot kam vom Kaleidoskop-Team selbst. "Diesen Bereich hatten wir bisher noch gar nicht abgedeckt", sagt Leiterin Bärbel Wagner. Es gibt zwar den Einkaufsservice für Senioren und die "Hilfe in Alltagsfragen für Senioren", Demenz war aber bislang kein Thema. "Der Bedarf ist auf jeden Fall da", sagt Joachim Paulun, Vorsitzender der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft im Landkreis Harburg.

Er hat die Ehrenamtlichen beim Aufbau des neuen Treffs beraten und steht ihnen auch weiterhin unterstützend zur Seite. Rund 4000 Demenz-Kranke gebe es derzeit im Landkreis Harburg, sagt er. Bis zum Jahr 2030 könnten es 7800 sein. Das Problem ist aber, dass die Krankheit nicht offiziell erfasst wird, weshalb Paulun schätzt, dass die tatsächliche Zahl weit höher liegen könnte.

"Oma wird tüdelig", sagen viele Angehörige, wenn sie merken, dass bei ihren Eltern oder Großeltern etwas nicht mehr stimmt und sie sich viele Dinge nicht mehr merken können. Eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber der Krankheit stellt sich ein, die oftmals in die Isolation der Betroffenen oder die Tabuisierung im familiären Umfeld führt. "Wir wollen diese Angst vor der Demenz nehmen und zeigen, dass es eine ganz normale Krankheit ist", sagt Bärbel Wagner und fügt hinzu, dass Außenstehende die Betroffenen ganz anders ansprechen können als Menschen aus der Verwandtschaft.

Auch die Ehrenamtlichen selbst müssten keine Angst haben, bei der Betreuung der Demenzkranken ins kalte Wasser geworfen zu werden, betont sie. Sie werden in einem intensiven Seminar vorbereitet und immer in Zweier-Teams eingesetzt. Wer jetzt noch einsteigen will, ist herzlich willkommen. Sollte die Zahl der Teilnehmer hoch sein, könnten weitere Gruppen eingerichtet werden, sagt sie. Auch ein wöchentliches Angebot ist möglich. "Zunächst wollen wir aber abwarten, wie die Resonanz ist."

Weitere Infos zum Demenz-Treff gibt es im Kaleidoskop unter Telefon 04181/976 86. Eine Anmeldung ist notwendig. Die Teilnahme am Treff kostet 18 Euro pro Termin und beinhaltet die Kosten für Kaffee und Kuchen.