Die Neugrabener werden lange auf ihren Supermarkt mit Vollsortiment warten müssen

Neugraben. Die Planungen für einen Vollsortimenter in Neugrabens Zentrum drehen sich im Kreis. Einen "Pferdefuß", sagt Carl-Henning von Ladiges, hätten alle Flächen, die untersucht worden seien. Der Chefplaner im Harburger Bezirksamt stellte in der jüngsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses die vier Flächen vor, die für die Ansiedlung eines Vollsortimenters in Frage kommen. Ideal oder zügig umsetzbar, so von Ladiges Fazit in der Sitzung, sei keine. Mit gleich zwei Pferdefüßen ist Fläche Nummer 1, das ehemalige Iduna-Gelände zwischen Cuxhavener Straße und Neugrabener S-Bahnhof, behaftet. Ein Zuliefererverkehr oder der Kundenverkehr könnte auf dieser Fläche nur über die Neugrabener Bahnhofstraße oder am Neugrabener Bahnhof gelenkt werden. "Damit würden wir genau das Gegenteil dessen erreichen, was wir eigentlich wollen, nämlich den Verkehr vom Bahnhofsvorplatz raus zu holen", so CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer. Widersprechen mochte Fischer in der Sitzung niemand.

Zudem dürfte es schwierig für die Bezirkspolitiker sein, den Neugrabenern zu erklären, warum diese Fläche zentraler sein soll, als die Fläche des Autohauses Rubbert. Die wurde vor etwa einem Jahr von der Politik in Harburg abgelehnt, weil sie nicht zentral genug sei. Die Iduna-Fläche liegt genauso dezentral.

Fläche Nummer zwei liegt südlich der Cuxhavener Straße, zwischen Cuxhavener Straße und der Straße Groot Enn, und damit zwar näher am Markt, dem Neugrabener Zentrum, verkehrstechnisch aber nicht weniger problematisch. Hier gibt es wegen der bestehenden Wohnbebauung kaum Parkraum, und mit rund 1400 Quadratmetern ist die Fläche zu klein für einen Vollsortimenter, der, so von Ladiges, "mit 10.000 bis 20.000 Artikeln aufgestellt ist und mindestens 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche braucht."

Die dritte Fläche an der Cuxhavener Straße, derzeit an den Krümet-Markt verpachtet, wäre von Größe und Standort zwar geeignet, "aber der Pachtvertrag läuft erst in mehreren Jahren aus. Das hieße, wenn denn der Eigentümer beispielsweise an Rewe verpachten will, würde das erst in einigen Jahren spruchreif werden", so Carl-Henning von Ladiges.

Mit der vierten Fläche brachte der Chefplaner zwar eine neue Fläche aufs Tableau, aber die ist aus Sicht der Politik auch die am wenigsten geeignete. Diese Fläche liegt zwischen Markt und Schwimmbad, genau dort, wo jetzt die Händler des Neugrabener Wochenmarktes ihre Autos und Lieferwagen parken. Es sei, so Carl-Henning von Ladiges, theoretisch machbar, diese Parkmöglichkeit zu verlagern. "Was aber ein sehr ernsthaftes Problem an dieser Fläche darstellt, ist die unmittelbare Nähe zu Kaufland. Damit würde eine Konkurrenzsituation geschaffen, die niemandem Recht sein kann", sagt von Ladiges. Zudem müsste für diese Fläche der Bebauungsplan geändert und die Straße Neugrabener Markt wenigstens teilweise umgewidmet werden. Der Eingriff in einen Verkehrsweg, wie auch ein Änderungsverfahren, seien in jedem Fall zeitaufwendig.

Fazit des Vortrages im Stadtplanungsausschuss: Mit keiner der vier Flächen könnten die Stadtplaner den Königsweg in Richtung Vollsortimenter für Neugrabens Mitte und damit eine Aufwertung des Zentrums beschreiten. Die Umsetzung auf den Flächen, die geeignet wären, dauert zu lange. "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass dies ein Aspekt unseres Rahmenplans ist, der langfristig ausgelegt ist. Er ist eine Vision, an der wir uns abarbeiten können", gibt Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner zu bedenken.

Dasselbe scheint auch für die im Rahmenplan verankerte Wohnbebauung in Neugrabens Mitte zu gelten, den die Bezirksversammlung in ihrer jüngsten Sitzung am Dienstag nach zweijähriger Diskussion in den Gremien beschlossen hat. Wie berichtet, sieht der Plan eine Wohnbebauung westlich und östlich des Marktes vor. Insgesamt etwa 200 Wohneinheiten sollen entstehen. "Dazu muss man nun leider sagen, dass die Verhandlungen mit den Investoren, die an diesen Projekten Interesse hatten, derzeit zum Stillstand gekommen sind. Zum Teil scheiterten die Gespräche an der Preisvorstellung eines Grundeigentümers", so von Ladiges. Ins Stocken geraten sind nun auch die Pläne zum Abriss der Fußgängerbrücke über die B 73, der Verbindung zwischen S-Bahnhof und Neugrabener Markt. Die Finanzierung sei derzeit nicht darstellbar.