Kooperation statt Konkurrenz. Barkassen- und Schiffsbetreiber wollen Angebote künftig gemeinsam vermarkten. Online-Nutzer müssen künftig nur noch Anleger, Zeiten und Preise eingeben, und sie finden Angebote.

Winsen/Bleckede . Die Schifffahrtsunternehmen entlang der Elbe zwischen Hamburg und Wittenberge werden künftig stärker an einem Strang ziehen und unter einer einheitlichen Internetpräsenz auftreten. Das sagte der Koordinator des Projekts "Kurs Elbe - Hamburg bis Wittenberge", Jens Kowald, dem Hamburger Abendblatt auf Anfrage.

16 Elbschiffe verkehren zwischen Hamburg und Wittenberge auf der Elbe - sie werden von sieben verschiedenen Schifffahrtsunternehmen betrieben. Diese Unternehmen kochten lange Zeit mehr oder minder ihr eigenes Süppchen. "Sie wollten viele Jahre lang nicht zusammenarbeiten, das Hemd war ihnen näher als die Hose, das Konkurrenzdenken war sehr ausgeprägt", sagt Jens Kowald. "Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 aber hat sich bei den Schiffern langsam die Einsicht entwickelt, dass es besser ist, zusammen zu arbeiten."

Wer bislang auf der Internetseite von www.kurs-elbe.de nach Touren auf der Elbe recherchiert, landet in einer kleinen Service-Wüste. Die Schiffe - von der MFS Hamburger Deern von Barkassen-Meyer über das Fahrgastschiff Lüneburger Heide von Jürgen Wilcke bis zum Fahrgastschiff Wels der Freizeit Park Wittenberge GmbH - sind einzeln unter der Rubrik Elbschifffahrt/Schiffe & Charter aufgelistet. Wer sich für ein Schiff interessiert, muss erst einmal weiter auf die Homepage des jeweiligen Betreibers klicken. Und manche Schiffe haben nicht einmal eine eigene Homepage. "Kundenfreundlicher Service", konstatiert Jens Kowald, "sieht sicherlich anders aus."

Seit 2009 ist Jens Kowald Geschäftsführer der Flusslandschaft Elbe GmbH. Die Tourismusgesellschaft der Landkreise Harburg und Lüneburg will vor allem neue touristische Angebote in der Elbe-Region anschieben, die Anbieter stärker untereinander vernetzen und das Bewusstsein für interessante Zielgruppen schärfen.

Im Januar 2012 hat die Flusslandschaft Elbe die Leitung des länderübergreifenden Projektes "Kurs Elbe - Hamburg bis Wittenberge" übernommen. Es soll den Wassertourismus am Strom stärken. Das Fördervolumen für das Projekt beträgt 300.000 Euro. Kowald: "Wir wollen die Infrastruktur verbessern und das Image der Region und der Fahrgastschifffahrt steigern."

Weil der Internetauftritt der Schifffahrtsunternehmen auf www.kurs-elbe.de nicht mehr zeitgemäß war, sind jetzt alle sieben Unternehmen an einen Tisch gekommen und haben an einem neuen Online-Gesicht gebastelt. Das gemeinsame Ziel im Herbst 2012 lautete: "Wir brauchen einen einheitlichen Tourenplaner."

Ende April 2013 jedoch war dieser einheitliche Tourenplaner noch immer nicht online verfügbar, was Jens Kowald zu einer leicht launischen Bemerkung bringt: "Wir haben halt sieben verschiedene Schifffahrtsunternehmen. Jedes Unternehmen ist individuell aufgestellt. Um allen Unternehmen und Gästen optimal Rechnung zu tragen, dauert die Programmierung halt etwas länger."

Jetzt haben sich die Unternehmen geeinigt - nach vier Workshops gemeinsam mit den Tourismusorganisationen der fünf Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg: Auf einheitliche Darstellungen der Schifffahrtsbetriebe, auf eine einheitliche Darstellung der Anleger und der Ausflüge. Online-Nutzer müssen künftig nur noch die Anleger, Zeiten und Preise eingeben, und sie finden problemlos entsprechende Angebote der Elbschiffe. "Am Montag dieser Woche war die letzte Besprechung", sagt Jens Kowald. "Es wäre schön, wenn wir das Projekt jetzt bis Mitte Mai umsetzen könnten. Unterm Strich war die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen hervorragend - das hat es so in den Vorjahren nicht gegeben."

Wie groß die Begeisterung für die Elbe sei, sagt Jens Kowald, habe der "Kurs Elbe.Tag" am vergangenen Sonntag zwischen Lauenburg und Hohnstorf gezeigt. Acht Elbschiffe kamen zu dem Spektakel, 15.000 Gäste säumten die Ufer und gingen an Bord. Für Stimmung auf der Bühne sorgten unter anderem Rolf Zuckowski und das Trio Hafennacht. Das Fahrgastschiff Lüneburger Heide feierte sein 25jähriges Schifffahrtsjubiläum und lädt jetzt alle Interessierten zu einem Tag der offenen Tür am Pfingstmontag, 20. Mai, in Artlenburg ein. Die Elbschifffahrtssaison geht indes wieder los, die Schiffe werden den Strom entlang schippern, ganz gleich, wann genau die Internetseite fertig wird. Und der Elbemanager Jens Kowald ist sich sicher: "Es gibt nichts Schöneres, als die Ufer, die Landschaft und die schönen Elbestädtchen vom Schiff aus zu entdecken."