Schornsteinfegermeister Edgar Nack geht in den Ruhestand und stellt seine Nachfolgerin im Kehrbezirk vor

Moorwerder. Generationswechsel im Hamburger Kehrbezirk Kirchdorf-Moorwerder. Hamburgs dienstältester Schornsteinfegermeister, Edgar Nack, 65, geht nach 50 Arbeitsjahren zum 1. Mai in den Ruhestand. Und Schornsteinfegermeisterin Steffi Jensen, 29, steht in den Startlöchern, den Bezirk mit seinen 2.500 Haushalten zu übernehmen. Sie übernimmt aber nicht nur den Kehrbezirk, sondern auch den seit 23 Jahren tätigen Schornsteinfegergesellen Lothar Majewski, 50, der in Kirchdorf-Moorwerder nur "Lothar" gerufen wird.

"Ich freue mich schon riesig auf die Arbeit in meinem neuen Kehrbezirk", sagt Steffi Jensen, die im Dezember ihre Meisterprüfung bestanden hatte und zuletzt bei dem Harburger Schornsteinfeger-Unternehmen SiUmTec (Sicherheit, Umwelt, Technik) angestellt war.

Künftig wird sie selbstständig arbeiten. Sie hatte sich auf die von Hamburg europaweit ausgeschriebene Neubesetzung des freiwerdenden Kehrbezirks beworben und hatte das große Glück, ausgewählt worden zu sein. Eigentlich sind Schornsteinfeger, die in Hamburg wegen ihrer Arbeit mit Sott oder Ruß auch "Sottje" genannt werden, selbst Glücksbringer. Glück brachten sie hauptsächlich früher, weil ein von Ruß befreiter Schornstein der beste Brandschutz für das Haus war. Bei modernen Gas- oder Öl-Heizungsanlagen ist die Gefahr von Schornsteinbränden geringer. Aber in ihrer schwarzen Kluft sind die Kaminkehrer immer noch die Attraktion. "Uns wird immer noch an die Jacke gefasst, um das Jahr über Glück zu haben", sagt Lothar Majewski. Und Steffi Jensen war auch schon zu Hochzeiten eingeladen, um den Brautleuten Glück zu bringen.

Nun wird sich für Steffi Jensen einiges ändern. Nicht nur, dass sie in die Selbstständigkeit startet, sondern auch dass sie vom Harburger Stadtgebiet gewissermaßen in den ländlich geprägten Raum von Kirchdorf-Moorwerder auf der Elbinsel Wilhelmsburg wechselt. Dort kennt sich kaum einer besser aus, als ihr Vorgänger, Edgar Nack. Er hat ihr schon einiges erzählt.

"Ich glaube, es gibt niemanden, der einen besseren Kontakt zu den Menschen einer Region hat als ein Schornsteinfeger", sagt Nack, "ich komme in jedes Haus und rede mit allen Leuten." Nack ist, wie sein Geselle Lothar mit fast allen Bewohnern per "du". Ein Kurzer Klönschnack und dazu gelegentlich eine Tasse Kaffee gehören zum täglichen Ritual des Arbeitsgeschehens.

Nun heißt es Abschied nehmen von der Arbeit und den vielen lieb gewonnenen Menschen. "33 Jahre lang hatte ich diesen Kehrbezirk", sagt Nack, "ich glaube es gibt in Hamburg keinen Schornsteinfegermeister, der vergleichbar lange einen Kehrbezirk betreut hat. 50 Jahre ohne Unterbrechung in Arbeit zu sein, dürfte heute kaum noch jemand erreichen." Kirchdorf-Moorwerder bezeichnet Nack als einen ganz besonderen Bezirk, weil von den 2500 im Kehrbuch notierten Wohneinheiten gut 80 Prozent Einzelhäuser sind und nur etwa 20 Prozent Mehrfamilienhäuser. Vom Schornstein auf der Reetdachkate bis zum Schornstein eines Hochhauses von Kirchdorf-Süd auf der 13. Etage bietet der Bezirk das gesamte Spektrum von Feuerstellen und Abgasleitungen. "Ein wenig schmerzt mich der Abschied", sagt Nack. Sein Kontakt zu den Bewohnern hat ihn nebenbei zum Vermittler von Immobilien in Kirchdorf werden lassen. Seinen Maklerjob will er weiterführen. Somit wird er weiter im Kehrbezirk anzutreffen sein, allerdings ohne die schwarze Kluft, den Zylinder und das weiße Mundtuch. Zusammen mit seiner Frau wohnt Nack in Holm-Seppensen.

Seine Nachfolgerin, Steffi Jensen, wohnt zusammen mit ihrem Mann und der dreijährigen Tochter in Altona. 2004 hatte sie ein Pädagogik-Studium in Hamburg an den Nagel gehängt und eine Schornsteinfeger-Lehre bei der Firma Hentschel in Harburg begonnen. Anschließend hatte sie bei einer Firma in Wedel (Kreis Pinneberg) gearbeitet. Zum Kehrbezirk gehörte auch die Insel Helgoland. "Da musste ich zweimal pro Jahr hin. Eine tolle Zeit", sagt sie.

Schornsteinfegermeister erfüllen in ihren Kehrbezirken von den Kommunen vergebene hoheitliche Aufgaben. Dazu gehört die technische Abnahme von Heizungsanlagen wie auch die alle dreieinhalb Jahre vorgeschriebene Feuerstättenschau. Dabei wird vor Ort geprüft ob noch alles mit den Einträgen im Kehrbuch übereinstimmt.