Interkultureller Bildungs- und Betreuungsverein aus Buchholz ist demnächst zuständig für Ganztagsbetreuung in der Grundschule Klecken

Klecken. Berufstätige Eltern wissen: Mit dem Übergang vom Kindergarten in die Schule wird die Betreuung ihres Nachwuchses nicht einfacher. Im Gegenteil: Während immer mehr Kitas bis zum Abend geöffnet sind, ist an Grundschulen spätestens nach der fünften Stunde Schluss. Ganztagsangebote gibt es lediglich an neun der 40 Grundschulen im Landkreis Harburg. In vielen Gemeinden ist die Betreuung der Jungen und Mädchen deshalb ehrenamtlich organisiert. Professionelle Hilfe bietet auch der Verein Saari: Seit vielen Jahren werden die Mitarbeiter nach Schulschluss aktiv. Ab August sind sie nun auch in Klecken tätig.

Thomas Mehlbeer freut sich über die Lösung, die Betreuung der Klecker Kinder künftig in die professionellen Hände des interkulturellen Bildungs- und Betreuungsvereins aus Buchholz zu legen. Bislang organisierte und betrieb der Schulverein "Schülerbetreuung Klecken" den Hort. Drei angestellte Erzieher turnten, malten und spielten nach der Mittagessensbetreuung mit den Erst- bis Viertklässlern, bis die gegen 16 Uhr abgeholt wurden.

Doch weil zuletzt immer mehr Eltern das Angebot in Anspruch nahmen, suchte der Vorsitzende schließlich nach einer Alternative. "Unser Vorstand besteht aus Ehrenamtlichen, von denen viele selbst berufstätig sind. Personalführung, Buchhaltung und organisatorische Aufgaben haben wir nebenbei gewuppt", erzählt Mehlbeer. "Damit sind wir dann irgendwann einfach an unsere Grenzen gestoßen, haben uns überfordert gefühlt und die Gemeinde Rosengarten deshalb gebeten, die Trägerschaft zeitnah an Saari zu übertragen."

Der Buchholzer Bildungsverein betreut zurzeit 450 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren an acht Standorten im Landkreis Harburg. Ziel ist es, die Kinder nach dem Schulunterricht auf globale Anforderungen vorzubereiten. Damit das gelingen kann, beschäftigt der Verein mittlerweile 60 Mitarbeiter, darunter überwiegend Sozialpädagogen und Lehrer, aber auch Schüler der Oberstufe, die sich in die Hausaufgaben-Betreuung einbringen und damit gleichzeitig ihr Taschengeld aufbessern. "Saari" ist finnisch und bedeutet Insel. Auf der Lerninsel bietet der Verein - angelehnt an die Empfehlungen der OECD in Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg - ein Bildungs- und Betreuungsprogramm an, mit dem Kinder ihre eigene Motivation, Kreativität, Sprach- und Kulturentwicklung in interkulturellen Projekten erproben können. Die Freiheit am Lernen und das Vergnügen am Experimentieren und selbstständigen Erarbeiten stehen dabei an erster Stelle. Umfang und Art orientieren sich immer an den Vorgaben des Kinderschutzes und an den Bedürfnissen der Kinder.

Die Betreuungszeiten variieren je nach Standort. In den meisten Fällen werden sie aber von 13 bis 17 Uhr in Anspruch genommen. Darüber hinaus bietet Saari auch in den Ferien von 8 bis 17 Uhr ein Betreuungsprogramm an. Die Gruppengröße liegt bei 20 Kindern und zwei Betreuungskräften. "So planen wir das auch für Klecken", sagt Saari-Vorsitzende Karin Palmu, die 2007 den Verein ins Leben rief und das Konzept schrieb. Dabei orientierte sie sich an dem Leitspruch des Philosophen und Pädagogen Comenius (1592 bis 1670): "Alle Menschen sollen alle Dinge der Welt vollständig erlernen dürfen". Comenius betonte dabei vor allem die Bedeutung der Verständigung der Kulturen und der Sprachen in Europa. Dass der Bedarf an einer Betreuung nach Schulschluss groß ist, habe sich schon in den vergangenen Jahren immer deutlicher gezeigt. "Wir sind vor fünf Jahren an der Heideschule in Buchholz mit 20 Kindern gestartet. Heute sind 450 bei uns in der Betreuung - und mit jedem Neubaugebiet wächst die Nachfrage weiter", sagt Palmu. In Anspruch genommen werde das Angebot vor allem von berufstätigen Eltern, die nach Hamburg zur Arbeit pendelten. "Viele sind Zugezogene, denen vor Ort ein soziales Netzwerk mit Oma und Opa fehlt", sagt Palmu. Und weil die Gemeinden und Städte das Angebot des Vereins bezuschussten, seien die Kosten mit ein bis zwei Euro pro Stunde verhältnismäßig günstig und deshalb so begehrt.

Dass Saari die Nachmittagsbetreuung auch künftig nur an Grundschulen anbieten wird, hat einen einfachen Grund: "Wir haben beispielsweise am Gymnasium den Bedarf abgefragt und hatten am Ende vier Interessenten. Ich denke, viele Eltern trauen ihren zehnjährigen Kindern durchaus zu, ein paar Stunden alleine zu Hause zu verbringen oder bringen sie bei Freunden oder Klassenkameraden unter. Das Interesse an einem Bezahlangebot für Kinder an weiterführenden Schulen ist deshalb gering", sagt Karin Palmu.

Wer in Neu Wulmstorf, Egestorf, Vahrendorf, Nenndorf, Klecken, Sprötze, Steinbeck oder Buchholz noch einen Betreuungsplatz für sein Kind sucht, muss sich beeilen. Anmeldeschluss für alle Standorte ist der 1. Mai. Fragen dazu beantwortet Karin Palmu per E-Mail unter der Adresse saari@alice-dsl.de sowie persönlich immer montags in der Zeit von 17 bis 19 Uhr am Moordamm 3 a in Buchholz.