Drei sizilianische Cousins verwandeln das Heimfelder “Café Leben“ in eine Trattoria im Stile der 70er-Jahre – die “Trattoria Sicilia“.

Heimfeld. Wer am vergangenen Wochenende am früheren "Café Leben" an der Ecke Heimfelder Straße/Thörlstraße vorbeiflanierte, staunte nicht schlecht. Da stand ein untersetzter Italiener vor der Tür und lud jeden Passanten auf ein Glas Prosecco und ein frisches Stück Pizza ein. Viele nahmen das freundliche Angebot dankend an. Sicher auch aus Neugier, wer es wohl diesmal wagt, der traditionsreichen Restauration - von Nachbarn und ehemaligen Stammgästen längst in "Café Tod" umgetauft - neues Leben einzuhauchen.

Carlo Delborgiato, besagter kleiner Mann, versprüht Optimismus und Tatendrang pur. So schnell, wie der 50-Jährige redet, dirigiert er auch seine neunköpfige Crew. Kein Gast soll verloren gehen. Und wer seiner Einladung erst einmal gefolgt ist, soll möglichst auch wiederkommen.

Die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Denn seit die "Trattoria Sicilia" Ende der Vorwoche ohne großes Brimborium die alte Pforte wieder öffnete, strömen die Heimfelder in hellen Scharen. "Am ersten Tag musste die Küche schon gegen 21 Uhr das Handtuch werfen, weil alle Vorräte verarbeitet waren. Mit solch einem Ansturm haben wir nicht gerechnet", sagt Lucillo Delborgiato, 40, Cousin und Geschäftspartner des Wirts Carlo, ebenso wie Koch Matteo Delborgiato.

Die Überraschung ist verständlich. In den vergangenen Jahren war die einstige Heimfelder Institution, die sich auch durch Livemusik und Poetry Slams einen Namen gemacht hatte, anscheinend hoffnungslos dahingesiecht. Zuletzt hatte ein türkischer Gastronom sein Glück versucht, war aber ebenfalls gescheitert.

Nun also will es das sizilianische Trio mit dem klangvollen Namen Delborgiato richten. Dabei stand Wirt Carlo mit dieser Idee lange Zeit allein da. Drei Jahrzehnte hatte die Familie das namhafte Restaurant "Palermo" auf St. Pauli betrieben, bevor es im vergangenen Jahr verkauft worden war. Ebenso wie zuvor schon drei weitere Trattorias, unter anderem in Eppendorf. "Ich dachte, wir hätten unsere Gastronomie-Laufbahn hinter uns. Bis Carlo mit dieser Idee um die Ecke kam und ungefähr sechs Wochen auf uns einredete", berichtet Lucillo.

Wer Carlo Delborgiato ("Einmal Gastronom, immer Gastronom") in seinem neuen Reich erlebt, ahnt, dass der Widerstand der Cousins im Grunde zwecklos war. "Auch die schwierigsten Frauen kriegen irgendwann weiche Knie", sagt Carlo, ganz Italiener, selbstbewusst. Den Ausschlag habe indes die Location selbst gegeben, wendet Lucillo ein: "Erst als Matteo und ich diese herrliche alte Holzvertäfelung gesehen haben, waren auch wir von dem neuen Projekt überzeugt." Denn sie passe geradezu ideal zu ihrem Konzept einer Trattoria im Stile der 70er-Jahre.

Inzwischen zieren viele Schwarz-Weiß-Bilder mit namhaften italienischen Mimen die Gaststube. So wachen links und rechts über der Theke die Filmgöttinnen Sofia Loren und Gina Lollobrigida über den Fluss der geistigen Getränke. Und am Ausgang darf natürlich Anita Ekberg nicht fehlen, bei ihrem Bad im römischen Trevi-Brunnen, der wohl berühmtesten Badeszene der Filmgeschichte aus Fellinis Meisterwerk "La Dolce Vita".

Zum Konzept gehört auch, dass in der "Trattoria Sicilia" auf kulinarische Extravaganzen verzichtet wird. "Bei uns gibt es leichte, mediterrane Küche mit Olivenöl, Salz, Pfeffer und vielen guten Kräutern", erläutert Koch Matteo, also vornehmlich Pizza, Pasta und gern auch mal einen gegrillten Fisch. "Und statt irgendwelcher, weit gereister Überseeweine kommen natürlich italienische Rot- und Weißweine auf den Tisch", ergänzt Lucillo, der als Großhändler künftig für den Einkauf verantwortlich zeichnet.

"Ich glaube, die Trattoria wird ein voller Erfolg", sagt John Kuybers, Nachbar und einer der ersten Gäste: "Dass die Heimfelder den Sizilianern hier gleich die Bude einrennen, zeigt, dass sie offenbar auf genau solch ein Restaurant gewartet haben."

"Trattoria Sicilia" , 30. April große Eröffnungsparty mit mediterranem Buffet. Ab 1. Mai an sieben Tagen in der Woche von 12 bis 24 Uhr geöffnet.