Verwaltung und Politik wollen eine breitere Fahrbahn als die Anwohner sie wollen. Sie ringen um 1,25 Meter

Rosengarten. Die Straße "Am Hampfberg" ist eine ruhige, sandige Wohnstraße. Kinder wie der fünfjährige Alexander Nützel, der dort wohnt, können schnell mal die Straße überqueren, ohne auf eine Verkehrspause warten zu müssen. Autos fahren hier selten vorbei, geschweige denn, dass sie sich begegnen. Das hält aber Verwaltung und Politik nicht davon ab, die Straße zu verbreitern. Und zwar so, dass die Autos im Falle des Begegnungsverkehrs mühelos aneinander vorbeifahren können. Die bunte Mehrheit aus SPD, Grünen, UWR und die Linke haben die Fahrbahnerweiterung auf 4,75 Meter beschlossen. Die Anwohner wollen den Ausbau nicht. Zumindest nicht in dem Maße. Kein Wunder. Sie zahlen den größten Batzen der geschätzten Gesamtkosten, von 160 000 Euro, 90 Prozent. Nun streiten Anwohner und Gemeinde um 1,25 Meter. Denn für einige Anlieger ist der Ausbau, der die Anwohner mindestens rund 10 000 Euro und je nach Grundstücksgröße in manchen Fällen sogar mehr als 20 000 Euro kostet, finanziell kaum zu leisten. Die Rentnerin Brigitte Pollmann, 72, beispielsweise muss fast 10 000 Euro zahlen. "Wie soll ich einen Kredit bedienen?"

Die Anwohner fühlen sich nicht ernst genommen "Es kommt nicht mal in Frage, dass wir angehört werden. Frech ist das", sagt Anja Nützel, 46, Kinderkrankenschwester. Schon im Januar 2013 haben die Anwohner Bürgermeister Dietmar Stadie in einem Schreiben mitgeteilt, dass zwölf Grundstücksbesitzer den Ausbau komplett ablehnen. Lässt er sich nicht verhindern, baten die Anwohner in ihrem Brief, den Ausbau auf 3,50 Meter zu reduzieren und darauf zu verzichten, die Straße zu verengen und zu bepflanzen. "Dies senkt die Kosten und käme auch dem Haushalt der Gemeinde zugute, die ja schließlich auch zehn Prozent der Kosten zu tragen hat", steht in dem Brief, den Dieter Nützel, 45, Informatiker verfasst hat und den 14 Ehepaare unterzeichnet haben. Vergebens.

Bürgermeister Dietmar Stadie sagt dazu: "Wir vollziehen nur alte Vorschriften. Es ist keine Laune, die wir entwickelt haben. Und wir gehen schon an die Grenzen dessen, was wir machen können." Nicht ganz. Theoretisch könnten Verwaltung und Politik den Bürgern mühelos entgegen kommen. Bei der geplanten Fahrbahnerweiterung handelt es sich lediglich um eine Richtlinie. "Eine Richtlinie ist kein Gesetz. Sie können bauen, was sie wollen", sagt Hindrick Stüvel, Inhaber eines Ingenieurbüros in Seevetal, der die Maßnahme den Bürgern in einer Informationsveranstaltung erläutert hatte.

Sollte die Fahrbahn nur 3,50 Meter umfassen, ist er aber überzeugt, dass die Verwaltung mehr Geld in das Flicken der Seiten investieren müsste. Stüvel verweist darauf, dass mit einer geringeren Fahrbahnbreite zwar eine Fläche von 27 Prozent eingespart werde, die Kosten aber lediglich um acht Prozent, das sind rund 10 000 Euro, gesenkt würden.

Ähnlich argumentiert Ulrich Bienert, Leiter der Bauabteilung in der Gemeinde. "Wenn 1,25 Meter fehlen, ist es ein erheblicher Aufwand, die Seitenstreifen instand zu halten, weil sie Begegnungsverkehr haben."

Jetzt will also die Gemeinde das volle Programm liefern. Dabei hat es 30 Jahre gedauert, bis sie sich der Straße überhaupt erst angenommen hat.

Jahrelang haben die Menschen an einer Schlaglochpiste gelebt. Anja Nützel, die an der Straße aufgewachsen ist, kennt sie gar nicht anders. Selbst als in den 90er Jahren mehrere neue Häuser an der Straße entstanden, wurde sie nicht ausgebaut. Regelmäßig haben die Anwohner bei der Verwaltung angerufen und um Ausbesserung gebeten, weil die Autos sich durch 30 Zentimeter tiefe Schlaglöcher schaukeln mussten. "Es hat immer lange gedauert, bis da etwas gemacht wurde", sagt Brigitte Pollmann. Jedes Jahr hat die Verwaltung einen vierstelligen Betrag in die Straße gesteckt. Im Jahr 2006 hat der Ortsrat dann empfohlen, die Straße zu asphaltieren. Drei Jahre später begann die Planung. "Irgendwann kommt alles auf die Reihe", sagt Gert Versemann, der für die SPD im Bauausschuss sitzt. "Und das ist eben jetzt."

Die Anwohner sehen auch den Vorteil eines Ausbaus. Starke Regenfälle werden dann endlich nicht mehr den Sand und den Kies der stark abfälligen Straße herunterschwemmen, der bei den Nachbarn ganz unten ankommt. "Es muss etwas gemacht werden, aber nicht auf der Breite", sagt Dieter Nützel, der auch der CDU angehört. Seine Fraktion versucht den Ausbau noch zu verhindern. Das letzte Wort hat der Rat, der sich am 23. April, 20 Uhr, in Böttchers Gasthaus, Bremer Straße 44, mit dem Thema befasst.