Familienausschuss bittet Vorstand des Mehrgenerationenhauses um ein nachhaltiges Finanzierungskonzept bis Oktober

Neu Wulmstorf. Ab Ende 2014 muss das Team des Neu Wulmstorfer Mehrgenerationenhauses Courage den Gürtel enger schnallen. Mit Ablauf der Förderperiode fallen 30.000 Euro weg - und damit der Großteil der zur Verfügung stehenden Summe, die die Einrichtung dringend braucht. Ob und wie sie sich aus eigener Kraft finanzieren kann, ist noch völlig offen. Denn die Einnahmemöglichkeiten sind begrenzt, nicht zuletzt, weil das MGH als Anlaufpunkt für all diejenigen gilt, die nur wenig Geld für individuelle Freizeitgestaltung und Kulturbesuche zur Verfügung haben. Die Vorsitzenden befürchten nun, dass sie ihr Angebot ohne finanzielle Unterstützung nicht aufrechterhalten können.

Dass die drei MGH-Vorstandsmitglieder Constanze Hock-Warmuth, Petra Meißner und Doris Oetken schon jetzt über eine Finanzierung nachdenken, haben sie der Initiative der Gemeinde zu verdanken. Die Verwaltung setzte das Thema kurzerhand auf die Tagesordnung des Ausschusses für Familie, Senioren und Soziales und nannte es "Nachhaltige Sicherung der Arbeit nach Ablauf der zweiten Förderperiode". Denn dem Mehrgenerationenhaus wurde bereits zweimal eine finanzielle Unterstützung aus Bundesmitteln gewährt; die Einrichtung ist damit bereits privilegiert und kann daher nicht auf eine weitere Finanzspritze aus Berlin hoffen.

"So etwas frühzeitig anzuschieben, das ist ja an sich eine gute Sache. Aber wir haben erst am Sitzungstag erfahren, dass das Thema behandelt wird", sagt die Vorsitzende Constanze Hock-Warmuth. "Wir hätten uns gewünscht, dass sich vorher jemand mal mit uns zusammensetzt, bevor uns ein Arbeitsauftrag erteilt wird." Denn die Sache mit der Finanzierung sei "ein wenig heikel" - und eigentlich auch seitens des MGH-Vorstandes klar kommuniziert. "Wir haben immer gesagt: Wenn das Geld wegfällt, haben wir ein Problem. Denn uns fehlen die Möglichkeiten, aus eigener Kraft Geld zu generieren."

Zum einen, weil es sich um ein soziales Angebot handele, das eben nicht viel kosten dürfe, weil es sonst niemand mehr nutzt. Zum anderen, weil viele Dinge in der täglichen Arbeit nicht planbar oder kalkulierbar seien, weil es sich beim Programm des Mehrgenerationenhaus um ein offenes Angebot handelt. Darüber hinaus wird das Haus vom Verein Frauen- und Mütterzentrum betrieben. "Und Vereine dürfen keine Überschüsse erwirtschaften. Außerdem haben wir auch so schon genug Arbeit. Wir können nicht auch noch nebenbei Fundraising betreiben", betont Petra Meißner.

Mit den 30.000 Euro vom Bund und jeweils 5000 von Kommune und Land käme der Betrieb bislang über die Runden. Für gut bezahltes Personal reiche das aber nicht. "Das einzige Professionelle, das wir uns leisten, ist Frau Meißner als Buchhalterin", unkt Hock-Warmuth. "Ansonsten läuft hier alles übers Ehrenamt." Dank der vielfältigen Unterstützung von zahlreichen Helfern ist das MGH derzeit montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr, freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Zum regelmäßigen Angebot gehören Gesprächskreise und Selbsthilfegruppen, die Familiensprechstunde, Workshops und Vorträge zu verschiedenen kreativen und sozialen Themen. Außerdem bietet das MGH-Team an allen Tagen eine Kinder- und Hausaufgabenbetreuung sowie einen Mittagstisch für Jung und Alt an. Für August hat Constanze Hock-Warmuth eine Warteliste angelegt. Mittlerweile gehen schon erste Anmeldungen für 2015 ein. "Wir wüssten schon gerne, ob es uns dann überhaupt noch gibt."

Sollten die 40.000 Euro künftig nicht mehr zur Verfügung stehen, gehe das zulasten der Öffnungszeiten und der 20 Angestellten. Also alles zurück auf Start? "Ja, gut möglich, dass wir dann wieder von vorne anfangen", sagt Hock-Warmuth. Nach der Vereinsgründung boten die Initiatoren ihre Hilfe für wenige Stunden an zwei Tagen in der Woche an, zunächst im Jugendzentrum, dann in der Grundschule am Moor, dann im Restaurant und in der Kirche. Jetzt hat das Team in dem alten Abbruchhaus neben dem Rathaus ein dauerhaftes Zuhause gefunden.

Welche nachhaltigen Anschlusskonzepte es für die Mehrgenerationenhäuser geben könnte, dazu kann auch die Bundesregierung noch keine Aussage treffen. Das geht aus dem Antwortschreiben auf eine aktuelle Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen hervor. Die Sicherung der finanziellen und strukturellen Nachhaltigkeit sei aber ein zentraler Schwerpunkt des laufenden Aktionsprogramms. Weiter heißt es, dass Beispiele bekannt seien, bei denen sich Ansätze tragfähiger Finanzierungskonzepte abzeichnen. Ein wichtiger Indikator dabei ist das längerfristige Engagement der jeweiligen Standortkommune. Wie sich die Politiker die Zukunft ihres Mehrgenerationenhauses vorstellen, wird sich nach der Vorlage des Finanzierungskonzeptes entscheiden. Die Ausschussmitglieder machten aber auf der jüngsten Sitzung deutlich: "Neu Wulmstorf ohne eine Mehrgenerationenhaus können wir uns nicht mehr vorstellen." Für Petra Meißner ein klares Signal: "Wer etwas will, muss bereit sein, zu investieren."