Immer mehr Menschen im Landkreis Harburg brauchen einen Zweit-Job

Winsen. Rund 7950 Berufstätige waren im vergangenen Jahr auf einen Mini-Job als zusätzliche Einnahmequelle angewiesen. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Pestel-Institut in Hannover im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat.

Demnach ist die Zahl der derjenigen, die neben ihrer Hauptbeschäftigung noch einen Mini-Job als Nebenjob haben, in den vergangenen Jahren im Landkreis Harburg drastisch gestiegen: "Blickt man zehn Jahre zurück, so hat es eine Zunahme von rund 142 Prozent gegeben", sagt Studienleiter Matthias Günther vom Pestel-Institut.

Im vergangenen Jahr haben nahezu acht Prozent der Beschäftigten im Kreis Harburg sich mit einem 400-Euro-Job nebenher etwas dazuverdient. "Wir haben das Phänomen der Multi-Jobber. Das sind Menschen, die mit dem Geld, das sie in ihrem Hauptjob verdienen, nicht mehr auskommen. Deshalb müssen sie auf einen oder mehrere Nebenjobs ausweichen, um überhaupt noch über die Runden zu kommen. Aus der puren Lust an einer 55- oder 60-Stunden-Woche macht das jedenfalls keiner", sagt der Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Lüneburger Heide, Matthias Hoffmann.

Er macht für das "Multi-Jobben" vor allem Niedriglöhne verantwortlich. "Auf der einen Seite werden Stundenlöhne bezahlt, die im Keller sind. Auf der anderen Seite steigen die Lebenshaltungskosten. Das beste Beispiel ist das Wohnen. Hier dreht sich die Preisspirale unaufhörlich nach oben. Da sind Niedrigverdiener gezwungen, nach Feierabend und an den Wochenenden noch einmal zur Zweit-Arbeit zu gehen", sagt Hoffmann. Abhilfe könne nur ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn schaffen.