Für die Instandsetzung des barocken Musikinstruments müssen noch mindestens 500.000 Euro aufgebracht werden.

Neuenfelde. Sie befindet sich durch verschiedene Umbauten nicht mehr im Originalzustand. Und auch in früheren Jahren notwendig gewordene Reparaturen waren nicht wirklich fachmännisch ausgeführt worden: Die von 1684 bis 1688 von Arp Schnitger in der St.-Pankratius-Kirche zu Neuenfelde gebaute Orgel gab zuletzt längst nicht mehr so lupenreine Töne von sich, wie einst.

Arp Schnitger (1648 bis 1719) - zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Orgelbauer in Europa und mit der Tochter eines Neuenfelder Obstbauern verheiratet - liegt hier begraben. Nach seinem Tod wurde ihm eine Grabstätte in der Kirche eingerichtet. Heute stehen im Gotteshaus die Kirchenbänke links des Ganges darüber. Und wer weiß, vielleicht dreht sich Schnitger in seinem Grab - beim Klang seiner heute recht schadhaften Orgel. Wenn es so wäre, er würde bald wieder zur Ruhe kommen.

Mit den Glocken der St. Pankratius-Kirche ist die Zukunft der Orgel bereits eingeläutet worden. Alles soll wieder gut werden. Die Orgel, ein wahres Meisterwerk Schnitgers, findet weltweit bei heutigen Organisten und Orgelbauern Beachtung. Pastorin Miriam Polnau: "Von Brasilien bis Japan kommen viele Pilger zu uns, um die Orgel anzuschauen. Sie ist auch ein echtes Kunstwerk".

Die Kirchengemeinde und der Förderverein der Neuenfelder Arp-Schnitger-Gesellschaft haben beschlossen, die Orgel komplett restaurieren und dabei auch wieder möglichst in ihren Originalzustand versetzen zu lassen. Gutachter haben sich bereits mit dem Aufbau der bedeutenden Barockorgel befasst und die auf historischen Orgelbau spezialisierte Werkstatt von Kristian Wegscheider aus Dresden legte auch schon einen Restaurierungsplan vor. Demnach wird mit Kosten in Höhe von 750.000 Euro gerechnet. Von der Kirchengemeinde und von Spendern sind bereits 250.000 Euro zusammengebracht worden. Es fehlen also noch gut 500.000 Euro.

Mit Hilfe von Spenden soll auch diese Summe möglichst schnell aufgebracht werden. Manfred Hoffmann, erster Vorsitzender der Arp-Schnitger-Gesellschaft: "Die bereits abgeschlossene Restaurierung der Arp-Schnitger-Orgel in der Hamburger St. Jacobi Kirche ist ein gutes Beispiel für unsere Zielsetzung". Sie ist ebenfalls in ihren Urzustand zurück versetzt worden, so wie 1693 von Schnitger fertiggestellt.

In seiner Wahlheimat Neuenfelde hatte der in Schmalenfleth in der Oldenburger Wesermarsch geborene Schnitger (der Familienname steht für Schnitzer) das größte zweimanualige Instrument gebaut. Es verfügt über 34 Register mit etwa 2050 Pfeifen. Etwa die Hälfte der Pfeifen sind noch Originale. Die Barockorgel gilt als besonders wertvolles Kulturgut im Hamburger Teil des Alten Landes. Pastorin Miriam Polnau: "Sie hat eine Ausstrahlung in den gesamten norddeutschen Raum. Und wir halten es für wichtig, die Orgel in ihrem Originalzustand für künftige Generationen zu erhalten."

Manfred Hoffmann sagt, dass das für die Orgelrestaurierung aufgestellte Finanzierungskonzept vorsieht, einen Teil der fehlenden 500.000 Euro bei Stiftungen und Kultur fördernden Institutionen einzuwerben. Fünfstellige Beträge haben bereits die Kulturbehörde und die Denkmalschutzstiftung angekündigt. Das reicht aber bei weitem nicht aus. Hoffmann: "Somit sind wir auf viele kleinere und größere Geldspenden von Privatpersonen angewiesen". Wer Geld spendet soll in einer Spenderliste eingetragen werden, und bei größeren Beträgen ist auch daran gedacht, eine Tafel mit den Spendernamen in der Kirche aufzuhängen. Es soll auch die Möglichkeit geschaffen werden, eine Orgelpfeifen-Patenschaft zu übernehmen oder auch ganz einfach Mitglied der Arp-Schnitger-Gesellschaft zu werden. Dort kann man seinen Jahresbeitrag von 25 Euro aufwärts frei wählen.

Organist Hilger Kespohl gibt sich größte Mühe, die Orgel trotz ihrer Schäden im Gottesdienst und bei Konzerten derart zu spielen, dass die Schwächen des Instruments möglichst wenig auffallen. Um die Spendenkasse zu füllen sind auch dieses Jahr jeweils an jedem ersten Sonntag eines Monats, Beginn jeweils 16.30 Uhr, die Neuenfelder Orgelmusiken im Programmangebot. Der Eintritt ist frei, Geldgaben sind erwünscht.

Folgende Spendenkonten sind eingerichtet: Haspa, Konto 12 67 12 19 19, Bankleitzahl 200 505 50. Sparkasse Stade - Altes Land, Konto 12 10 08 85 61, BLZ 241 510 05. Spendenbescheinigungen werden ausgestellt.