20 Jäger zogen mit 70 Hittfelder Grundschülern zum Frühjahrsputz in die Reviere

Hittfeld. Recht früh aufstehen musste, wer bei der größten Frühjahrsreinigung der Gemeinde Seevetal am vergangenen Sonnabend dabei sein wollte. Um 7.45 Uhr hatten 20 Jäger aus 14 Revieren des Hegerings Hittfeld zum Treffen vor der Grund- und Hauptschule in Hittfeld geladen. Es kamen rund 70 Zweit- bis Viertklässler der Grundschule, die meisten von ihren Eltern und Großeltern mit Autos gebracht.

Auch Schulleiter Klaus Bodendieck ließ es sich nicht nehmen, bei Sonnenschein und einem Grad eine kleine Ansprache zu halten. "Ich wünsche den Kindern mit den Jägern in der freien Natur viel Spaß", sagte der Rektor. Er begrüßte die gemeinsame Sammelaktion der Schüler und Jäger. "Viele Eltern sind von Hamburg mit ihren Kindern nach Seevetal herausgezogen. Der Kontakt zu Wald und Natur ist immens wichtig. Es ist gut, dass unsere Schüler nicht nur am Computer die digitale Welt kennenlernen."

Um kurz vor acht Uhr bliesen drei Jäger zum Aufbruch. Zu hören waren die Signale "Sammeln der Jäger", "Die Begrüßung", "Jägermarsch Nummer 3" und "Zum Aufbruch". Viele Schüler hörten gespannt zu - so etwas hatten sie noch nie erlebt: Jäger blasen vor ihrer Schule ins Horn.

Danach verteilten sich die Kinder in Gruppen auf die 20 Jäger. Die fuhren sie mit ihren Autos in die Reviere. Emelie, 10, Laura, 10, und Jason, 9, fuhren mit dem Jäger Jan Bellmann, 38, in das Revier Tötensen, wo auch Jan Bellmanns Vater Rolf, 64, der Hegeringleiter, unterwegs ist. Gemeinsam mit den Jägern Tim-Ole Schaffeld, 23, und Timm Wilkens, 24, sowie vier weiteren Schulkameraden durchkämmten sie, mit Plastiktüten ausgerüstet, den Tötenser Sunder.

Bereits nach einer dreiviertel Stunde hatten die Grundschüler viel Müll entlang des Radweges aufgesammelt: Zigarettenpackungen, Plastikhandschuhe, Behälter für Eiweißpulver, Tannenbaumnetze, Pommestüten von Mc Donald's, Haribotüten, Kekspackungen, Bierdosen und Kaffeebecher. "Besonders die Tannenbaumnetze sind gefährlich", erklärte Jan Bellmann den Kindern. "Darin können sich das Rehwild mit dem Gehörn und Hasen verfangen."

Jan Bellmann zeigte den Kindern auch noch die rund 30 etwa 25 Meter hohen Mammutbäume im Tötenser Sunder. Und im Boden entdeckten Kinder und Jäger Spuren von Rehen und Hasen. Nach dem Sammeln in Wald und Flur fuhren die Jäger mit den Kindern nach Eddelsen zum Reitplatz. Dort gab es eine Erbsensuppe, Getränke und ein kleines Lagerfeuer. Mitarbeiter des Bauhofs werden den Müll am heutigen Montag abholen.

Seevetals Gemeindesprecher Andreas Schmidt begrüßte die gemeinsame Aktion der Schüler und Jäger: "Es ist toll, dass die Jägerinnen und Jäger die Kinder an die Natur heranführen. Die Frühjahrsreinigung ist nicht nur ein bloßes Mülleinsammeln, sondern auch eine fachkundige Führung im Freien." Der Bauhof in Hittfeld hatte den fleißigen Sammlern Müllsäcke zur Verfügung gestellt.

Der stellvertretende Hegeringleiter des Hegerings Hittfeld, Heribert Strauch, 72, war am Sonnabend zum 32. Mal bei der Frühjahrsputzaktion dabei. "Ich habe noch keine Putzaktion ausgelassen und habe seit 1981 immer mitgemacht", sagte Heribert Strauch. Nur einmal, vor sechs Jahren, ist das Frühjahrsputzen ausgefallen - damals lagen 20 Zentimeter Schnee.

Die Idee zum Frühjahrssammeln hatten 1980 der ehemalige Rektor der Grund- und Hauptschule Hittfeld, Jürgen Pinkert, und der ehemalige Hegeringleiter Peter Aldag. Sie kamen während der Ausstellung "Ohne Jäger kein Wild" auf die Idee: Wir können ja auch mal mit Kindern draußen etwas machen! "Seitdem war der Andrang immer groß", sagt Heribert Strauch, "und wer als Drittklässler mitmacht, der macht bestimmt auch in der vierten Klasse wieder mit."

Der erfahrene Jäger setzt bei der Frühjahrsreinigung auf den Lerneffekt bei den Neun- bis Zehnjährigen: "Wenn die Kinder in der Natur mitbekommen, dass es viele Umweltfrevler gibt, die ihren Dreck entsorgen, obwohl wir eine gute Müll- und Sperrmüllabfuhr haben, dann werden sie später auch als Erwachsene nichts wegwerfen."

Schon jetzt freut sich Heribert Strauch auf die drei Abenteuerwochenenden vor den Schulferien mit Jägern und Viertklässlern der Grundschulen Hittfeld, Westerhof, Horst, Klecken und Fleestedt. Dann lernen die Kinder rund um Lindhorst alles über große und kleine Tiere, über Insekten, Frösche und Amphibien. Sie errichten Feuerstellen und bauen mit Zeltbahnen und Tannenzweigen Notunterkünfte. Ein Falkner kommt mit zwei Greifvögeln vorbei und Jäger bringen zehn Jagdhunde mit.

"Leider sind alle drei Wochenenden schon ausgebucht", sagte Heribert Strauch. Dafür müssen die Schüler noch früher aufstehen als am vergangenen Sonnabend: "Um vier Uhr schmeißen wir die Kinder raus aus den Zelten", sagte der Jäger. "Dann geht es an die frische Luft und wir lernen, Vogelstimmen zu erkennen."