Eine tierische Betrachtung von Bernd-Olaf Struppek

Gehe ich mit dem Hund, schallt mir häufig entgegen: "Der ist ja süß". Wohlgemerkt, das gilt dem Hund, nicht dem Herrchen. Mein Vierbeiner teilt das Schicksal mancher Stars und Sternchen, die wir vom TV-Bildschirm oder der Filmleinwand kennen: süß, aber strunzdoof. Der Hund ist dumm wie Brot. Brotgehirn, wie die Jugend von heute es nennt.

Jeder Versuch, ihm einen artgerechten Job zu vermitteln, scheiterte kläglich. Von den Genen her ein Jagdhund, taugt er nichts als Bewacher von Haus und Hof. Stromern wir durch die Natur (natürlich nur mit langer Schleppleine), nimmt er mit feiner Nase sofort Spuren auf, ist aber viel zu unkonzentriert, um einer Fährte wirklich zu folgen. Hoppla, hier riecht es nach Hase. Nein, jetzt nach Reh. Warum waren wir eigentlich hier...?

Für eine Sache aber hat unser Hund ein ausgeprägtes Gespür. Unter matschigen Schneeresten findet er unter Garantie das ungeliebte Leberwurstbrot, das ein Schulkind hier vor drei Wochen am Wegesrand entsorgt hat. Die halb durchgebissene Bratwurst im Gebüsch neben dem Sportgelände stöbert er mit größter Zielsicherheit auf. Mit einem Happs werden diese Leckerbissen verzehrt. Was mich auf eine Idee gebracht hat: Ich könnte den Hund doch als Rettungshund an die Bergwacht vermitteln. Bevor Wanderer und Tiefschneefahrer auf Tour gehen, müsste man ihnen lediglich ein altes Leberwurstbrot in den Rucksack packen. Von wegen dumm wie Brot.