Wegen des andauernden Frostes sind die Bauarbeiten vier Wochen im Verzug . Im Herbst soll die Eröffnung sein

Harburg. Für ein besonderes Haus können Bauherren auch ungewöhnliche Richtfeste feiern. Zum Richtfest ohne Dachstuhl hatte Harald Krüger, Geschäftsführer des DRK-Kreisverband Harburg, in den Blättnerring eingeladen. Dort baut das DRK (Deutsches Rotes Kreuz) gerade das erste Hospiz im Hamburger Süden. Schuld an der Verzögerung am Rohbau des Anbaus an das Gemeindehaus, das das Rote Kreuz von der evangelischen Gemeinde in Langenbek abgekauft hatte, ist natürlich der Dauerfrost.

"Es ist nicht leicht, ein Haus in dieser Zeit zum Richtfest zu bringen. Trotzdem ist es den Planern und Handwerkern gelungen, so weit wie möglich mit dem Neubau fortzufahren, damit hier in Harburg möglichst schnell schwer kranke und sterbende Menschen in Ruhe und Geborgenheit ihre letzten Tage verbringen können", sagte Gerhard Weisschnur, Vorsitzender des Harburger DRK. Ganze vier Wochen liegt der Bau hinter der geplanten Zeit. Die Beteiligten hoffen, dass jetzt die Temperaturen steigen und die Arbeiten zügig fertig werden.

Rund zwölf Jahre ist es her, dass sich in Harburg der Hospizverein gegründet hat, 2007 wurde dann die Bürgerstiftung gegründet. Im Jahr 2010 konnten die engagierten Harburger aus Verein und Stiftung das DRK für die Trägerschaft eines Hospizes gewinnen. Seitdem werben DRK, Stiftung und Verein Spenden für den Bau. Hospize und ihre Betreiber sind in fast allen Bundesländern in Deutschland nach wie vor auf Spenden angewiesen, denn die Länder, so auch die Freie und Hansestadt Hamburg, finanzieren die Einrichtungen nur zu geringen Anteilen. Hamburg investierte im vergangenen Jahr in alle sechs Hospize der Stadt rund 300.000 Euro. Drei Millionen Euro fließen in den Kauf, den Umbau und die Ausstattung des Harburger Hospizes.

"Zwei Millionen Euro konnten wir bislang an Spenden einwerben, an der dritten Million, die wir für das Hospiz brauchen, arbeiten wir noch", sagte Krüger vor den Gästen des Richtfestes. Ab Herbst dieses Jahres können im Blättnerring zwölf Menschen ihre letzten Tage in Würde und in Ruhe erleben. "Wir wollen unsere Gäste bei den Dingen unterstützen, die sie vor ihrem Tod noch in Ordnung bringen oder erleben wollen. Und wenn dass ein letzter Besuch an den Landungsbrücken sein soll, werden wir auch das organisieren", so Krüger. Ein Hospiz, so der DRK-Geschäftsführer, sei kein Ort der Trauer. "wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber wir können den Tagen mehr Leben geben", brachte Hamburgs zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt (SPD) den Hospiz-Gedanken auf den Punkt.

Mit der Moderatorin Bettina Tietjen aus Eißendorf konnten das DRK, die Stiftung und der Verein eine bekannte Schirmherrin für das Projekt gewinnen. Zu den bisherigen Unterstützern gehören unter anderem die Deutsche Fernsehlotterie und der Hamburger Unternehmer und ehemalige Wirtschaftssenator Ian Karan. Das DRK rechnet mit einem jährlichen Fehlbetrag für das Harburger Hospiz von rund 250 000 Euro. Auch diesen Fehlbetrag, der durch den Betrieb des Hospizes entstehen wird, hoffen das DRK und alle Beteiligten über Spenden zu decken.