Noch immer rollen in Heimfeld viele Radfahrer auf dem Fußweg. Die Polizei will grobe Regelverstöße künftig stärker ahnden.

Heimfeld. Seit 1. April gilt die neue Straßenverkehrsordnung (StVO). In besonderem Maße modifiziert werden dort vor allem die Regeln für Radfahrer. Ulrich Syberg, der Bundesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), begrüßt die Gesetzesänderungen als einen Schritt in die richtige Richtung: "Wenn Städte und Gemeinden die neue StVO konsequent umsetzen, stärken sie den Radverkehr und machen ihn sicherer", sagt Syberg.

Ein zentraler Punkt der Novelle ist für Deutschlands "Chefradler", dass der Gesetzgeber nun anerkannt habe, der Radfahrer sei ein Fahrzeuglenker und kein Fußgänger. Damit gehöre er tendenziell auf die Straße. Ob der Radverkehr auf der Fahrbahn, einem Radfahrstreifen oder einem Radweg geführt werde, könne nun je nach örtlicher Situation entschieden werden.

Im Falle der Heimfelder Straße gibt es diese Optionen so nicht. Weil sie zu schmal ist, scheiden Radfahrstreifen aus. Seit der Radweg auf der Nordseite Mitte 2012 abgerissen wurde, müssten die Radfahrer stadtauswärts eigentlich zwingend auf die Fahrbahn ausweichen. Die Praxis sieht jedoch ganz anders aus. "Noch immer sind viele Radler auf dem Bürgersteig unterwegs", bestätigt Stadtteilpolizist Klaus-Dieter Schneider. Es bleibe indes auch festzuhalten, dass es in dem fraglichen Bereich zwischen Mai 2012 und Februar 2013 keinen einzigen Unfall gegeben habe.

Gefährlich bleibt die Situation allemal. Immer wieder werden Fußgänger von Radfahrern rüde zur Seite geklingelt, die sich allein schon ihres deutlich höheren Tempos wegen auf einem latenten Kollisionskurs befinden. Bei einem Abendblatt-Test am Dienstagabend wurden innerhalb von nur zehn Minuten fünf Radfahrer auf dem Bürgersteig gezählt, die sich ihre freie Fahrt mehr oder weniger erzwangen.

"Ich finde das Verhalten vieler Radfahrer ziemlich rücksichtslos", sagte Rentnerin Elisabeth Görges dem Abendblatt. "Sie kommen mit hohem Tempo angerauscht und erwarten dann von den Fußgängern, dass sie ihnen Platz machen." Noch gefährlicher werde es, wenn die Radler Eltern mit kleinen Kindern passierten. "Die Lütten reagieren für gewöhnlich weit weniger koordiniert als Erwachsene, da habe ich schon so manche brenzlige Situation beobachtet", berichtet die 68-Jährige.

Nach dem Rückbau des Radweges hat die Harburger Polizei im Vorjahr Verstöße noch nicht konsequent geahndet. Überzeugen sei erst einmal wichtiger als bestrafen, ließ Dietmar Thoden, Abteilungsleiter Prävention und Verkehr beim zuständigen Revier 46, seinerzeit wissen. Das soll sich nun aber ändern. Am Montag, 15. April, starte eine Aktionswoche, in der die Polizei radelnde Falschfahrer verstärkt ins Gebet nehmen und grobe Regelverstöße auch bestrafen will. "Es ist eben auch ein Erfahrungswert, dass nachhaltige Veränderungen manchmal nur über den Geldbeutel möglich sind", so Thoden.

Dafür bietet die Neufassung der Straßenverkehrsordnung nun ein deutlich schärferes Strafmaß. So kostet das Radfahren in Fußgängerzonen jetzt 15 statt 10 Euro, das Fahren ohne Licht 20 statt 10 Euro und das Befahren des Radweges in falscher Richtung 20 statt 15 Euro. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gab unterdessen zu Bedenken, das deutsche Verkehrssystem sei unverändert vorrangig auf Autos ausgerichtet. So gesehen wären höhere Bußgelder für Radler für ein besseres Miteinander auf den Straßen allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein.

Würden Autofahrer schneller akzeptieren, dass sie die Fahrbahn mit Radfahrern teilen müssen, hätten sicher deutlich mehr Radler erheblich weniger Vorbehalte gegen das Fahren auf der Straße. Doch dagegen sträuben sich im Fall der Heimfelder Straße vor allem ältere Radfahrer. Denn außer dem Individualverkehr schmälern auch die vielen Busse der Linie 142 und Krankentransporte zur Asklepios-Klinik Harburg das sichere Gefühl, auf der Fahrbahn gut aufgehoben zu sein.

"Alles eine Frage der Gewöhnung", sagt Dietmar Thoden. Der überdies relativierend anfügt, die Heimfelder Straße sei alles andere als eine stark frequentierte Hauptverkehrsstraße.

So bleibt denn am Ende die salomonische Forderung des ADFC-Chefs Ulrich Syberg, die Verkehrsplanung müsse künftig mehr den Bedürfnissen der Radfahrer angepasst werden. Und: "Radfahrer und Autofahrer müssen auf der Straße vernünftig miteinander umgehen und Rücksicht nehmen." So könnten vielleicht auch Fußgänger die Bürgersteige der Heimfelder Straße wieder risikoloser begehen.