Umweltschützer lehnen Kraftwerkspläne der Dow ab und überreichen kritische Stellungnahmen

Stade/Hamburg/Berlin. 8900 Unterschriften haben die Gegner des vom Chemiekonzern Dow in Stade-Bützfleh geplanten Kohlekraftwerks an Bürgermeisterin Silvia Nieber übergeben. Darin fordern sie die Einstellung des Verfahrens und die Entwicklung zukunftsfähiger Alternativen. Zudem reichten die Umweltverbände Deutsche Umwelthilfe, BUND und Nabu Niedersachsen gemeinsam mit dem Landessportfischerverband Schleswig-Holstein und Bürgern eine 300-seitige Stellungnahme ein, in der sie mit Rechts- und Fachgutachten untermauerte Kritikpunkte am Planungsprozess sowie am Dow-Kohlekraftwerk aufzeigen.

"Jede dieser Einwendungen wird zu prüfen und abzuwägen sein, bevor wir im Stadtrat über eine Empfehlung entscheiden", sagt Silvia Nieber. Wie lange das dauern wird, ist noch unklar. Klar sei jedoch, so Nieber, dass Stade ein Industriestandort ist, wo es Energiebedarf gibt.

"Wir fühlen uns im Kampf gegen das Kohlekraftwerk in Stade enorm gestärkt", sagt Silke Hemke, Sprecherin des BUND-Kreisverband Stade. "Auch in Hamburg lehnen viele Menschen die Stader Kohlekraftwerksplanung ab", sagt Holger Becker, Energieexperte der Hamburger Greenpeace-Gruppe. Solche klimaschädlichen Großprojekte fänden in der Bevölkerung keine Akzeptanz, so Becker. Adolf Meyer, Sprecher der Bürgerinitiative Stade-Altes Land ist überzeugt: "Ein so klares Votum der Bürger können die Verantwortlichen in Stade nicht länger ignorieren".

Harte Kritik kommt aus Berlin. Die Stadt ignoriere zentrale Natur- und Klimaschutzvorgaben der Regional- und Landesplanung und hintertreibe damit die Klimapolitik der neuen Landesregierung, kritisiert Jürgen Qentin von der Deutschen Umwelthilfe.

Doch gerade aus Hannover signalisierte die neue rot-grüne Landesregierung in ihrer Koalitionsvereinbarung eine positive Haltung zum geplanten Dow-Kraftwerk, ebenso wie die Mehrheit im Stader Stadtrat. Das für 300 Millionen Euro geplante Kraftwerk auf dem Dow-Werksgelände wird dort trotz des Einsatzes von Kohle als innovatives Projekt gesehen, bei dem auch Gas, Wasserstoff und Biomasse zum Einsatz kommen sollen.

Für das Stader Dow-Werk mit rund 1500 Mitarbeitern und Hunderten Angehörigen von Vertragsfirmen sieht Dow-Sprecher Joachim Sellner eine "zuverlässige und wettbewerbsfähige Energieversorgung" als Grundvoraussetzung effizienter Produktion. "Ein reines Gaskraftwerk wäre unwirtschaftlich und wir würden mit unserem integrierten Energiekonzept 40 Prozent weniger CO2-Ausstoß haben als derzeit am Netz befindliche Kraftwerke", sagt Sellner.

"Die Zahl der bundesweit gesammelten Unterschriften überrascht uns als Unternehmen nicht", sagt Sellner. "Uns interessieren mehr die konkreten Einwände. Sollte es alternative Vorschläge geben oder sollten wir berechtigte Sorgen der Menschen übersehen haben, werden wir unsere Planungen dahingehend überarbeiten." Derzeit sei man jedoch zuversichtlich, dass das Genehmigungsverfahren im Sommer beginnen könne, so Sellner.