Rund 600 Reptilienfreunde aus ganz Norddeutschland besuchten am Sonntag die Reptilienbörse Terra Nord in Hittfeld.

Hittfeld. Schlangen sind Bernd Brodrücks Leben. Daheim in Borstel im Landkreis Diepholz züchtet er Königsboas (Boa constrictor constrictor) - reinrassige Schlangen, die ursprünglich aus Französisch-Guayana stammen. 30 der Abgottschlangen nennt der 58-Jährige sein eigen. Sie hausen in zwei Terrarien - je 2,70 Meter hoch, 2,50 Meter breit und zwei Meter tief. "Männchen und Weibchen muss ich getrennt halten", sagt Bernd Brodrück, "sonst bekomme ich zu viele Babys."

Am Sonntag wollte der Borsteler zwölf Königsboas im Wert von 120 bis 450 Euro verkaufen: auf der Reptilienbörse Terra Nord im Veranstaltungszentrum Burg Seevetal in Hittfeld, die zwischen 11 und 16.30 Uhr rund 600 Reptilienfreunde aus ganz Norddeutschland anlockte. Der Parkplatz vor der Burg war bis auf den letzen Platz gefüllt - die Autos hatten Kennzeichen von HH, WL, STD, ROW und CE bis HL, KI, SE und PI. Die Besucher waren auf der Suche nach Schlangen, Schildkröten und Bartagamen, kauften Mäuse für einen Euro zum Verfüttern und Zubehör für das Hobby daheim.

Bernd Brodrück ist reiner Hobbyzüchter - sonst beobachtet er Frauen, die ihre Männer betrügen, Männer, die ihre Frauen betrügen, Menschen, die ihre Rechnungen nicht bezahlen, und Ladendiebe, die versuchen, mit Diebesgut von dannen zu kommen - Bernd Brodrück ist Privatdetektiv. "Noch vor zehn Jahren, konnte man mit Schlangen gutes Geld machen", sagt der Schlangenzüchter, "aber heute sind zu viele Tiere auf dem Markt. Manche verschenken ihre Schlangen sogar."

Bernd Brodrücks Königsboas bekommen alle vier Wochen Futter - das züchtet der Privatdetektiv auf seinem Bauernhof selber: Ratten. 30 bis 40 Ratten verlieren pro Fütterung ihr Leben. Wer keine lebendigen Tiere verfüttern will, konnte auf der Messe auch tiefgekühlte Mäuse und Ratten erwerben.

Schildkröten sind das Leben von Bettina, 52, und Thorben Schneider, 54, aus Lübeck. Sie sind Eigentümer einer Zuchtgruppe griechischer Landschildkröten (Hermanni boettgeri), die außerhalb des Winterschlafs im Garten oder im Gewächshaus leben. Die genaue Anzahl geben die Schildkrötenzüchter nicht bekannt, "weil es leider viele Diebe gibt, die versuchen, Schildkröten aus den Gärten zu klauen". Die rund sechs Zentimeter kleinen Landschildkröten, die sie an diesem Tag anbieten, haben alle Nummern auf dem Rücken, weil sie nur mit einer Vermarktungsgenehmigung verkauft werden dürfen. Die Schildkröten sind im vergangenen Juli und August nach rund 60 Tagen aus den Eiern geschlüpft, die bis dahin bei 29 bis 30 Grad in einem Brutapparat warm gehalten wurden. Das Geschlecht ist abhängig von der Bruttemperatur: bei höheren Temperaturen schlüpfen eher Weibchen, bei niedrigeren eher Männchen. Eine Schildkröte kostet an diesem Tag 60 Euro - die Tiere werden nur paarweise abgegeben. Wer Probleme mit den Reptilien hat, kann sich über ein Sorgentelefon der AG Schildkröten (Telefon: 0451/69 04 80) Rat holen.

Nicht alle Züchter wollten mit Namen und Bild in die Zeitung. Ein um die 40 Jahre alter Mann aus dem Vorharz züchtet daheim streifenköpfige Bartagamen (Pogona vitticeps), die er für 90 bis 160 Euro anbietet. Er fürchtet sich vor Tierschutzorganisationen, die die Reptilienzucht in Terrarien anprangern. "Bei mir haben es die Bartagamen gut", sagt der Züchter. "Ich achte darauf, dass nicht alle Eier ausgebrütet werden und bekomme so nur zehn Nachwuchstiere pro Jahr. Die verkaufe ich nicht im Internet, sondern nur auf Börsen, weil ich persönlichen Kontakt zu meinen Kunden haben möchte."