Verlegung des Opernfundus nach Wilhelmsburg soll Kulturschaffende nicht verdrängen

Wilhelmsburg. Wenn der Opernfundus in der Straße Am Veringhof nicht zu verhindern sei, sollten den Kreativen Alternativflächen in unmittelbarer Nähe und zu angemessenen Mietpreisen angeboten werden. Das hat die Bezirksversammlung Mitte am Donnerstagabend in einem Eilantrag mit den Stimmen von SPD und FDP beschlossen. Die Stadt sollte auch einem betroffenen Getränkehändler bei der Suche nach einem Ersatzstandort helfen.

Den übrigen Fraktionen geht das Bekenntnis für den Schutz der Kreativszene nicht weit genug. Sie fordern, den Opernfundus nicht nach Wilhelmsburg zu verlegen. Deshalb enthielten sich CDU und Grüne bei der Abstimmung. Die Linke und die Piraten stimmten gegen den SPD-Antrag.

Nach der Machbarkeitsstudie eines Ingenieurbüros aus Hannover sollen Alternativstandorte in Moorfleet und Billbrook besser geeignet sein als der in Wilhelmsburg. Darauf weist der CDU-Fraktionsvorsitzende Jörn Frommann hin: "Der Senat soll erklären, warum er seiner eigenen Machbarkeitsstudie nicht folgt", sagt er.

Laut Finanzbehörde seien alle drei Grundstücke geeignet. Letztlich habe sich der Senat aus "gesamtstädtischen Gründen" für die gefundene Lösung entschieden. Wegen der Werkstätten sei der Opernfundus eine kreativ-kulturelle Stätte, die hervorragend in das neue Umfeld in Wilhelmsburg passe, sagte der Sprecher der Finanzbehörde auf Abendblatt-Anfrage.

Wie berichtet sollen der Kulissenfundus, die Dekorationswerkstätten und der Kostüm- und Maskenfundus der Hamburgischen Staatsoper, bisher auf zwei Standorte in Hamburg verteilt, in einem bis zu 18 Meter hohen Neubau auf einem zweieinhalb Hektar großen Grundstück der städtischen Sprinkenhof AG Am Veringhof 1-7 zusammengefasst werden. Laut Finanzbehörde seien 75 Arbeitsplätze mit dem Opernfundus verbunden.

Jörn Frommann kritisiert den Beschluss der Bezirksversammlung als zu weich. Die SPD im Bezirk Mitte akzeptiere damit die Senatsentscheidung, den Opernfundus nach Wilhelmsburg zu verlegen. Damit sei die Umsiedlung der Kreativen unvermeidbar. Hart ins Gericht mit der SPD geht auch Michael Osterburg (Grüne): 24 Arbeitsplätzen von Kreativen, davon viele bei Film und Fernsehen, würden vernichtet, die nicht einmal Förderung von der Stadt wollten.

Susanne Kilgast (SPD) dagegen versicherte, die Sozialdemokraten möchten, dass sich die dortigen Kreativwerkstätten weiterentwickeln. Niemand wolle die Kreativbüros aus Wilhelmsburg verdrängen, sagt auch Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD). Das wolle die Kulturbehörde nicht und auch die Staatsoper nicht.

Die Möglichkeiten des Bezirksamtes Mitte, die Entscheidung der Senatskommission noch zu ändern, sieht Andy Grote offenbar als gering an: "Der Einfluss ist nicht so, dass wir ein Veto einlegen, und dann passiert das Vorhaben nicht mehr", sagt er. Geht es nach dem Senat, soll der Opernfundus in Wilhelmsburg bereits mit Beginn der Spielzeit im Jahr 2015 in Betrieb gehen.

Als Schlag ins Gesicht der Wilhelmsburger kritisiert der CDU-Fraktionsvorsitzende Frommann, dass die Entscheidung über den Standort des Opernfundus ohne Beteiligung des Bezirks getroffen worden sei. "Die Unruhe vor Ort wird nicht ganz klein sein", kündigt er an. SPD und FDP fordern in ihrem Antrag, dass die Bezirksversammlung an der Entwurfsplanung für den Neubau beteiligt werde.