Regionalpark Rosengarten: Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer informieren über Kräuter und Wanderwege

Dierstorf. Unscheinbar, ungeliebt und unterschätzt: Viele Wildkräuter wie die Knoblauchsrauke, der Spitzwegerich und die Brennnessel fristen am Wegesrand, im Wald und auf Wiesen ein wahrhaft tristes Dasein. Dabei können die oft als Unkraut verschrieenen Pflanzen große Dienste für die Gesundheit leisten: "Gegen jede Krankheit ist nämlich mindestens ein Kraut gewachsen", betont Monika Lüskow. Um den Menschen die natürliche Kraft der Kräuter näher zu bringen, will die zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin von April bis Oktober verschiedene Führungen an der Este anbieten.

Giersch. Allein der Name treibt so manchem Hobbygärtner Schweißperlen auf die Stirn. Denn die ausdauernde, krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 30 bis 100 Zentimetern, breitet sich insbesondere in schattigen und halbschattigen Lagen wuchernd aus und lässt sich wegen seiner unterirdischen Triebe nur schwer bekämpfen. Für Monika Lüskow hingegen gibt es kaum eine schönere wilde Pflanze. "Die ist mir richtig ans Herz gewachsen, gerade weil sie so einen schlechten Ruf hat und von vielen unachtsam aus der Erde gerissen wird. Immerhin findet die Pflanze seit Jahrhunderten in der Volksmedizin Verwendung, wird zur Linderung von Schmerzen bei Rheumatismus und Gicht eingesetzt."

Und damit ist der Giersch nicht allein. Unzähligen Wildkräutern wird eine heilende Wirkung attestiert. Den Grundstein dafür legte einst Hildegard von Bingen. Die Äbtissin vom Rhein verband bereits im Mittelalter das Wissen über die Wirkungsweise mediterraner Heilpflanzen, wie sie einst in den Klostergärten wuchsen, mit den vielfältigen Erkenntnissen über die Kräuter vor der eigenen Haustür. In ihren medizinischen Werken beschreibt die Gelehrte mehr als hundert Heilpflanzen und gibt Rezepte für ihre Anwendung als Kräuterwein, Pulver, Tee, Auflage, Salbe und Tinktur. Auch Ernährungsbewusste und leidenschaftliche Köche haben die wilden Kräuter längst für sich entdeckt. Zum einen, weil sie Salaten, Suppen, Pestos und Gewürzmischungen eine besondere geschmackliche Note verleihen. Zum anderen, weil sie reich an Vitaminen und Proteinen sind und mit einem ungewöhnlich hohen Mineral- und Vitalstoffgehalt punkten. Das Gänseblümchen weist im direkten Vergleich mit Kopfsalat beispielsweise den dreifachen Kaliumgehalt auf. Außerdem stecken in ihm fünfmal mehr Calcium, dreimal mehr Magnesium und etwa die zweieinhalbfache Eisenmenge. "Und das ist in Sachen Vitalstoffreichtum der Wildkräuter noch eher Durchschnitt", sagt die Expertin. Wer Kräuter sammelt, sollte sich aber auskennen. "Viele wilde Pflanzen und Kräuter sind nämlich giftig", betont Monika Lüskow. Bekanntes Beispiel dafür ist der Bärlauch, der immer wieder mit der giftigen Herbstzeitlosen verwechselt wird.

Mit ihren drei- bis sechsstündigen Führungen will Lüskow den Kräuterliebhabern deshalb einige wichtige Informationen zur Bestimmung der einzelnen Arten an die Hand geben. Sie selbst hat sich ihr Wissen Stück für Stück erarbeitet, hat Bücher gewälzt, Ratgeber gelesen und im Rahmen der fünfmonatigen Ausbildung zur zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin an zahlreichen Exkursionen in der Region teilgenommen. "Es ist ja schließlich nicht so, dass ich mich seit 100 Jahren ausschließlich von wilden Kräutern ernähre", sagt die 41-Jährige.

Wichtig sei es auch, die Pflanze nicht nur in einem bestimmten Wachstumsstadium erkennen zu können. "Sie sieht nämlich je nach Alter immer anders aus. Und in vielen Pflanzenführern ist sie eben nur in einer Wachstumsphase abgebildet." Auf der vier Kilometer langen Tour entlang der Este bis nach Bötersheim, wo die Teilnehmer im Dorfkrug vom Kräuterbüffet kosten können, gebe es genug Gelegenheit, die Pflanzen eingehend zu studieren. "Es gibt an der Este knapp 60 essbare Pflanzen. Und auf meiner Hofstelle sind es nochmal 20 verschiedene Wildkräuter wie Waldmeister, Portulak, Sauerampfer, Hopfen und Beifuß, die sich die Teilnehmer in Ruhe anschauen können."

Weitere Informationen zu den geführten Touren der Dierstorfer Landschaftsführerin und ihrer zehn Kollegen, die ab Frühjahr mit ihrem Angebot an verschiedenen Orten im Regionalpark starten, gibt es unter der Adresse www.regionalpark-rosengarten.de.